20 Jahre Frauenmuseum Hittisau: Jubiläumsausstellung eröffnet
Das Frauenmuseum Hittisau feiert sein 20-jähriges Jubiläum mit der Ausstellung „geburtskultur. vom gebären und geboren werden“. Darüber hinaus ist in der Nähe des Museums der „Raum für Geburt und Sinne“ entstanden. Ab 5. Juli sind beide zu besichtigen.
Direktorin Pitscheider Soraperra: „Seit zwanzig Jahren macht das Frauenmuseum vor, dass auch ein kleines Haus im ländlichen Raum eine überregionale Relevanz haben kann. Es ist das Spannungsfeld zwischen interessanten Themen und einem Team von engagierten Kulturvermittlerinnen, das das Frauenmuseum so einzigartig macht.“
Was passiert bei einer Geburt? Welche weltweiten Rituale gibt es dazu und wie gingen unsere Vorfahr*innen damit um? Mit diesen und weiteren Fragen rund um das Thema Schwangerschaft, Geburt und Eltern-Werden setzt sich das Frauenmuseum Hittisau in seiner Jubiläumsausstellung „geburtskultur. von gebären und geboren werden“ auseinander. „Das Thema ist vielschichtig und betrifft uns alle. Schließlich wurden wir alle geboren“, so Stefania Pitscheider Soraperra, Direktorin des Museums.
Überhaupt möglich wurde die Ausstellung durch eine Partnerschaft mit der IG Geburtskultur a-z: „Das war entscheidend, denn die IG bringt die Expertise mit, die es für die Ausstellung braucht“, so Pitscheider Soraperra. Die IG Geburtskultur setzt sich mit verschiedenen Aktivitäten für eine ganzheitliche und gesundheitsfördernde Geburtskultur in Vorarlberg ein. Die Ausstellung ist zudem in ein EU-Projekt eingebettet und wird von Hittisau in die Ukraine, nach Barcelona und Meran reisen. „Das Konzept wurde allerdings im Frauenmuseum in Kooperation mit der IG Geburtskultur a-z ausgearbeitet“, ergänzt sie.
Die von Stefania Pitscheider Soraperra (Frauenmuseum Hittisau), Brigitta Soraperra (IG Geburtskultur a-z) und Anka Dür (IG Geburtskultur a-z) kuratierte Schau spannt den Bogen von historischen Entwicklungen über aktuelle Debatten zu Reproduktionstechnologien bis hin zu modernen Kunstpositionen. „Kunst, weil sie die Fähigkeit besitzt, hinter die Dinge zu schauen. Sie verdichtet, seziert, bringt neue und ungewöhnliche Sichtweisen ein“, so Pitscheider Soraperra.
Der Bezug zur Region spielt in der Ausstellung ebenso eine Rolle. „Vorarlberg hatte lange ein Alleinstellungsmerkmal hinsichtlich der vielen Entbindungsheime, die es alle nicht mehr gibt“, meint Brigitta Soraperra von der IG Geburtskultur a-z. „Wir beleuchten eine Veränderung in der Praxis der Geburtshilfe: Sie hat sich gewandelt von einem Feld, das stark von Frauen, z.B: Hebammen, geprägt war, hin zu einer hochtechnisierten, vielseitigen Geburtsmedizin, die nun auch stark von Männer getragen wird. Da ist ein Kulturwandel passiert“, erklärt Soraperra.
In unmittelbarer Nähe des Museums entstand der „Raum für Geburt und Sinne“, der über eine Crowdfunding-Aktion finanziert wurde. Der geschindelte Lehmkörper stellt den Prototyp eines neuartigen Gebärraums dar und basiert auf einer Konzeptidee der Architektin Anka Dür. Für die Hebamme i.A. stellt der Bau eine „manifest gewordene Vision“ dar, die auf Leerstellen im gesellschaftlichen Bewusstsein aufmerksam machen soll. „Mit dem Raum werfen wir einen Blick in die Zukunft der Geburtskultur. Er dient als Zwischenstufe auf dem Weg zur großen Vision: zu einem modernen Gebärhaus, angebunden an ein Krankenhaus.“ Verwirklicht wurde er im Team rund um Anna Heringer, Martin Rauch und Sabrina Summer.
Für die Gestaltung der Ausstellung zeichnet sich die Designerin und Innenarchitektin Sabrina Summer verantwortlich: „Es war uns sehr wichtig, dass bei jeder Station alle Sinne angesprochen werden.“ Die multimediale Ausstellung ist für alle Altersgruppen geeignet und kann ab 5. Juli besichtigt werden.
Bild: Die aztekische Göttin Tlazolteotl, den Maisgott Cinteotl gebärend
Mexiko, 20. Jh. (Sammlung Liselotte Kuntner, Küttingen)