40 Jahre Frauenhaus St. Gallen – das Ende (?) einer Leidenszeit
Vor rund 40 Jahren entstand das erste Frauenhaus in St. Gallen, als drittes Frauenhaus in der Schweiz überhaupt. Wie die Situation heute aussieht, hat eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus der Kantonsschule Wil im Rahmen einer besonderen Unterrichtswoche herausfinden dürfen.
Jährlich gibt es durchschnittlich 25 Tötungsdelikte infolge häuslicher Gewalt, das heisst, jede zweite Woche stirbt eine Person. Darunter sind zirka vier Kinder. Die Zahl der Tötungsversuche ist doppelt so hoch. Unter die häusliche Gewalt fallen alle Fälle, bei denen ein Machtgefälle vorhanden ist und eine Person physisch, psychisch oder wirtschaftlich missbraucht wird. Ob die Personen zusammenleben oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Ein Zuhause ist ein Ort, an dem man sich sicher fühlen sollte. Durch häusliche Gewalt wird dieses Sicherheitsgefühl zerstört.
Das Frauenhaus bietet in solchen Situationen Schutz. Neun Frauen und elf Kinder haben darin Platz. Im Schnitt bleibt eine Frau 35 Tage im Frauenhaus, es gibt aber natürlich Fälle, die nur einige Tage Hilfe in Anspruch nehmen und dann wiederum solche, die für zwei bis drei Monate im Frauenhaus bleiben. Die Adresse ist streng geheim. Jeder, der das Haus betritt, muss eine Schweigepflicht unterschreiben. So ist der Ort für die gewaltausübende Person nur sehr schwer auffindbar. Im Frauenhaus werden die Opfer beraten, man sucht Lösungen und bietet eine Atmosphäre, in der sich alle Involvierten wieder um sich selber kümmern können. Es gibt eine Kinderbetreuung, damit kleinere Kinder miteinander spielen können und auch wieder Kinder sein dürfen.
Je nach Fall können Opfer auch nach draussen, oder aber sie bleiben rund um die Uhr im Haus, um vor allfälligen Übergriffen geschützt zu sein. Das Frauenhaus ist durch mehrere Sicherheitsvorkehrungen abgesichert. Auf keinem Dokument, dass das Frauenhaus verlässt, ist der Name oder ein Foto der betreuenden Person(en). So wird der Schutz der Angestellten gewährleistet. Frauen, die aufgenommen werden, haben oft eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Auch ihre Kinder benötigen diesen Schutz, denn die Angst und Wut, mit der sie täglich konfrontiert sind, prägt sie. Umso wichtiger ist, dass es einen Ort gibt, an dem geholfen wird und eine friedliche Atmosphäre herrscht. Ein Ort wie das Frauenhaus St. Gallen.
Enja Hüberli, Tatjana Koller, Laura Benedetti, Xenia Hollenstein und Sophia Beyeler