• Home
  • /Bildung und Kultur
  • /Adams Apfel und Evas Erbe: Wie die Gene unser Leben bestimmen und warum Frauen anders sind als Männer
Adams Apfel und Evas Erbe: Wie die Gene unser Leben bestimmen und warum Frauen anders sind als Männer

Adams Apfel und Evas Erbe: Wie die Gene unser Leben bestimmen und warum Frauen anders sind als Männer

Wie funktioniert die genetische Lotterie des Lebens? Was ist typisch für Männer, was ist typisch für Frauen? Warum verhalten wir uns so, wie wir es tun? Wo endet die Macht der Gene, und was lässt sich durch Ernährung, Erziehung und Kultur verändern? Der Evolutionsbiologe Axel Meyer beschäftigt sich mit den »heissen Eisen« der Genforschung und erläutert, was zu Themen wie Geschlecht vs. Gender, Intelligenz, Homosexualität und ethnischen Unterschieden bekannt ist.

„Provokant, anschaulich und auf aktuellem Forschungsstand berichtet der renommierte Evolutionsbiologe über die Macht der Gene. Dabei zeigt er auf, wie stark diese unsere Charaktere und Leben bestimmen. Meyers Buch regt zum Denken und Diskutieren an und ist daher von hoher gesellschaftlicher Relevanz“. So steht es – frei interpretiert – im Klappentext des Buches. Dabei sollte es klar sein, dass die Grundlagen der Evolution, die sexuelle Auslese, die klassische Genetik und Genomik sehr wohl etwas mit dem Thema Gender zu tun haben.

Höchst informativ berichtet der Autor darüber und hält sich grösstenteils mit extremen Urteilen zurück. Das Buch spiegle eine Klarheit und Eindeutigkeit vor, die sich dem Umstand verdanke, dass abweichende Erkenntnisse oder Deutungen nicht enthalten seien. So sieht es jedenfalls eine Medienkritikerin. Das gelte für naturwissenschaftliche Argumente und für die meist völlig ignorierten Erkenntnisse aus anderen Disziplinen. Sieht aber Meyer sich selbst mit Blick auf Geschlechterdebatten als Anwalt der naturwissenschaftlichen Vernunft, wie die Kritikerin ebenfalls bemängelt?

Gut, das an Fruchtfliegen entdeckte Bateman-Prinzip für das Verständnis der Geschlechterrollen spielt in der Evolutionsbiologie tatsächlich eine Rolle. Danach soll der Fortpflanzungserfolg von Männchen variabler als jender der Weibchen sein. Weibchen hätten oft mehr Zeit und Energie, in den Nachwuchs zu investieren und seien daher eine begrenzte Ressource für das Bezirzen der Mànnchen. Doch ist der Vergleich mit den menschlichen Männchen nicht doch etwas weit hergeholt? Das Bateman-Prinzip eignet sich jedenfalls nicht, um die Geschlechterrollen der Menschen daraus abzuleiten.

Meyer befasst sich auch mit der Monogamie und Polygamie bei den Präriewühlmäusen. Doch was hat das wohl wieder mit den Menschen zu tun? Nun, bei den Kleinsäugern ist das Sozial- und Paarungsverhalten tatsächlich stark olfaktorisch und hormonell gesteuert, bei den Primaten aber wieder nicht. Dort spielen andere Mechanismen entscheidende Rollen. Paarung und Fortpflanzung sind bei den nahesten „Verwandten“ aus dem Tierreich nicht unbedingt dieselben Schuhe.

Wie unterschiedlich sind Mann und Frau also wirklich? Meyer schreibt auch im vierzehnten Kapitel, in dem er endlich zur Sache kommen will, nur über bekannte Ergebnisse aus Studien. Er geht zu keinem Zeitpunkt auf die methodologischen Probleme ein, die mit der Gewinnung verknüpft sind. Frauen sind also wirklich empathischer als Männer und Männer sind besser in Mathematik. Okay! Experimente zeigen aber, dass diese Unterschiede verschwinden, wenn die Testpersonen nichts davon wissen, welche Eigenschaften im Text geprüft werden.

Meyer führt die Erkenntnisse der amerikanischen Wissenschaftler Stephen Ceci und Wendy Williams für die ungleiche Repräsentation von Frauen und Männern in mathematischen, naturwissenschaftlichen und technischen Fächern an. Frauen entschieden sich eben halt dafür, Familie und Kind einer Karriere vorzuziehen. Kein Wink davon, dass die Arbeiten der beiden US-Forscher sehr umstritten sind.

In den letzten Kapiteln wird Meyer dann deutlich polemischer und greift fast alles auf, was mit dem Begriff „Gender“ assoziiert werden kann. „Ein sorgfältiger Autor sollte nicht einfach die immer wieder kolportierte Zahl von zweihundert Gender-Professuren in Deutschland wiederholen“, stimmt auch der Grossteil der Kritiken zum Buch überein. Professuren mit einer Aufgabenbestimmung für Geschlechterforschung sind meist mit einer anderen Fachdisziplin verbunden – es sind zuallererst Professuren für Medizin, Biologie oder Soziologie.

Vollprofessuren für Geschlechterforschung gibt es tatsächlich nur sehr wenige. “Gender mainstreaming” ist ein anderes Stichwort, das der Autor zu polemischen Zwecken erwähnt. Dabei handelt es nur um das Prinzip, die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern – tatsächlich von beiden Geschlechtern – bei allen Entscheidungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu berücksichtigen. Auch der Versuch, mehr Frauen zur Teilnahme an klinischen Versuchen zu neuen Medikamenten zu bringen, ist nichts anderes als Gender Mainstreaming.

Wer die Existenz in der Evolution fundierter menschlicher Universalien behauptet, sollte auch den Einfluss kultureller Hegemonie auf kulturelle Diversität thematisieren, wie er sich in Zeiten der Globalisierung einstellt. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür. Anthropologen haben anhand von Schönheitswettbewerben gezeigt, wie lokale Ideale von Attraktivität verdrängt werden. Auf Fidschi ist traditionell jeder Körper der Pflege und Sorge mehrerer Pesonen unterstellt, und ein wohlgenährer, robuster Körper galt als ideal, schön und gesund. Achtzehn Monate nachdem Fernsehen mit westlichen Programmen verfügbar wurde, konnten Anthropologen einen signifikanten Anstieg von Versuchen feststellen abzunehmen – nicht weil dünn sein als schön galt, sondern weil ein solches Aussehen als Mittel zum Erreichen von Wohlstand betrachtet wurde. Doch solche Erkenntnisse werden als  Hokuspokus mit Anthroposophie und Homöopathie in einen Topf geworfen

Wer sich als Wissenschaftler des Themas Geschlechterdifferenzen annimmt, der kann sich nicht auf sein Gebiet zurückziehen, sondern muss andere Zugänge berücksichtigen. Biologie kann möglicherweise gewisse Grenzen menschlicher Verhaltensvielfalt erkennen lassen, aber biologische Erkenntnisse lassen auch Zweifel zu, dass diese Grenzen für immer unverrückbar sind.

 

Bild Buchumschlag

 

Bestellen Sie das Buch gleich hier!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*