Am Frauentag dem Leben von Emma Windler nachspüren
Die Jakob und Emma Windler-Stiftung lädt zu einer besonderen Führung am Internationalen Frauentag ein. Katharina Läuppi stellt das Leben von Frauen im Museum Lindwurm unter dem Titel „Frauenleben 1850-1950. Zwischen Pflicht und Selbstverwirklichung“ ins Zentrum. Führung am Dienstag, den 8. März, 10.30 Uhr.
Von der Magd bis zu Hausherrin, von der unverheirateten Tochter bis zur Ehefrau – welche Rollenbilder gab es für Frauen im 19. und frühen 20. Jahrhundert? Welche Möglichkeiten eigener Lebensgestaltung hatten Frauen zwischen Häuslichkeit, materieller Not und bürgerlichen Konventionen? Wie verliefen ihre unterschiedlichen Lebenswege zwischen Ausbeutung und Versuchen der Selbstverwirklichung?
Emma Windler – Lebensaufgabe Lindwurm
Als Gründerin der Jakob und Emma Windler-Stiftung und als Bewohnerin des Hauses Lindwurm ist Emma Windler (1891 – 1988) in Stein am Rhein auch heute noch fast jedem bekannt. Zusammen mit ihrem sechs Jahre älteren Bruder Jakob (1885 – 1975) bewohnte sie das Haus Lindwurm, das beide 1945 von ihrer tödlich verunglückten Cousine Marie Gnehm (1883 – 1944) geerbt hatten, bis zu ihrem Tod. Während sich Jakob als gelernter Kaufmann um die Verwaltung und die Finanzen kümmerte, lag die Haushaltung ganz in den Händen seiner Schwester Emma.
Emma Windler hat ihr ganzes Leben in den Dienst anderer gestellt hat: Seien es ihre Eltern, um die sie sich bis zu ihrem Tod kümmerte, sei es ihr Bruder, dem sie zur Seite stand. Nicht zuletzt war es auch die Sorgfalt, die sie in allen Belangen dem Hauses Lindwurm selbst entgegenbrachte. Der Lebensrhythmus im Lindwurm war von täglichen und wöchentlichen Routinen geprägt. Mit System wurden alle zum Haushalt gehörenden Aufgaben in immer gleicher Weise erfüllt. Staub wischen, waschen und kochen und der schonende Umgang mit dem Mobiliar waren selbstverständlich. Emma Windler genoss eine bürgerliche Erziehung –hatte das Mädchenpensionat Montmirail besucht – eine Töchterpension der Herrnhuter. Dort hatte sie als junges Mädchen eine Ausbildung genossen, die noch ganz dem bürgerlichen Tugendkanon des 19. Jahrhunderts verpflichtet war.