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Am Sonntag wird die Zeit vorgestellt

Am Sonntag wird die Zeit vorgestellt

So richtig Freude hatte seit der Einführung kaum jemand an der wechselnden Sommer- und Winterzeit. Man befürchtet gesundheitliche Nachteile und wieder sind Bestrebungen zur Abschaffung im Gange.

Wenn der Frühling kommt, soll es abends länger hell und morgens dafür etwas länger dunkel bleiben. Dafür wird seit einigen Jahren die Zeit umgestellt. In der Bevölkerung kam dies schon seit der Einführung nicht überall gut an. Seit den 1980er-Jahren gab es immer wieder Bestrebungen, die Zeitumstellungen zu stoppen. «Nur weil in Bonn (damals Hauptstadt der BRD) etwas entschieden wird, müssen wir Schweizer dies doch nicht auch übernehmen», wurde lauthals protestiert.

Man befürchtete immer schon, dass die Zeitumstellung den Tieren, sprich der Landwirtschaft, nicht gut tun könnte. Und auch der Mensch benötige immer wieder eine unnötige Umstellungszeit. Probleme gibt es auch für den öffentlichen Verkehr, denn wenn ein Zug in Deutschland im Rahmen der Umstellungszeit startet, muss er im Frühling eine Stunde warten und im Herbst um eine schneller sein. Damit müssen jeweils zwei Züge fahrplangemäss starten. In der Schweiz ist die Zeitumstellung, wegen eines jeweiligen Spezialfahrplans, weniger zu spüren. Der SBB-Mediensprecher Reto Schärli sagt sogar, in der Umstellungszeit seien keine Züge unterwegs. Tatsächlich verschläft der grösste Teil der Bevölkerung die Umstellungszeit und Nachzügler stellen die Uhr am Vorabend oder am Sonntagmorgen um.

Die erste Zeitumstellung kam um die Zeit des 1. Weltkriegs auf. Damals war der Grund dafür, den knappen Brennstoffvorrat zu schonen. So führten die am Krieg beteiligten Parteien die Sommerzeit ein. Diese Umstellung wurde nach Ende des Krieges wieder abgeschafft und um den 2. Weltkrieg wieder eingeführt. Die Schweiz machte damals ebenfalls mit, doch die Ölkrise gegen Ende der 1970er-Jahre erweckte das Thema neu. Die Politik wollte mitziehen, doch die Bevölkerung wehrte sich gegen den Entscheid per Referendum und Volksabstimmung – mit Erfolg!

1980 führten die Nachbarländer der Schweiz aber die Umstellung ein, die Schweiz konnte nicht weiter eine Zeitinsel bleiben, in der ein halbes Jahr lang stets eine andere Zeit gilt. Und die Organisation des mitteleuropäischen Bahnverkehrs war auch erschwert, sodass am 1. Januar 1981 die Zeitumstellung auch in der Schweiz in Kraft treten musste. Ein weiteres Referendum gab es damals nicht mehr und selbst der SVP-Chef Christoph Blocher – einer der grössten Gegner der Sommerzeit – hatte mit seinen Bemühungen keinen Erfolg mehr.

Am Sonntag stellen wir Schweizer also wiederum um 2.00 Uhr die Zeit um eine Stunde vor. Die Begründung, Energie sparen zu können, hat sich nicht bewahrheitet, genau wie gesundheitliche Probleme wegen der Umstellung nicht. Forscher arbeiten auch nach bald 40 Jahren immer noch daran, zu beweisen, es gebe einen Mini-Jetlag, in dem sich Puls, Blutdruck und Körpertemperatur negativ veränderten.

Die EU trat 2018 wieder auf den Plan und will unbedingt die Zeitumstellungen stoppen. 84 Prozent der Teilnehmenden einer Umfrage sprachen sich für die Abschaffung aus. Die Zeit sollte darum in diesem Jahr abgeschafft und die Sommerzeit fest beibehalten werden. Auch die EU-Kommission und das Parlament stimmten dem zu. Es ist aber das Ja einer Mehrheit der EU-Staaten nötig, denn wenige andere Länder befassten sich mit dem Problem. Soll es bis 2021 klappen, müsste bald etwas gehen. Doch wir haben im Moment sicher wichtigere Probleme. Wer ärgert sich noch, dass die Zeit umgestellt wird, wenn uns das Corona-Virus einen ganz neuen, ungewohnten Plan diktiert? Stellen wir einfach auch weiterhin um und nehmen es hin! Vorerst geht es mehr darum, den Lockdown hinter uns zu bringen.

Bild und Textquellen: Wikipedia

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