Amalie, Josefa und Ottilia stammen aus Appenzell
Frauenportraits aus Appenzell Innerrhoden werden an einer Sonderschau zum 50. Geburtstag des Frauenstimmrechts in der Schweiz, im Museum Appenzell gezeigt. Frauenangelegenheiten gelangen nicht selbstverständlich in eine Museumssammlung. Das meinen auch die Museumsverantwortlichen. Sie bemühen sich daher, Objekte, Fotos und Dokumente zu weiblichen Alltags- und Lebensverhältnissen, die sonst als wenig geschichtsprägend und erinnerungswürdig wahrgenommen werden, in seine Sammlung aufzunehmen. Die Ausstellung dauert bis Ende Jahr.
Traditionelle weibliche Arbeitsbereiche wie Putzen, Waschen, Kochen oder Nähen gelten als wenig spektakulär und deren Gerätschaften sind starkem Verschleiss ausgesetzt. Oft sind Frauen auch in immateriellen Bereichen wie Pflege oder der Erziehung tätig. In der Sonderschau werden fünf Frauen aus Appenzell portraitiert. Im Mittelpunkt stehen eben diese Objekte aus deren unmittelbarem Alltag, die gleichzeitig ein Stück Innerrhoder Frauengeschichte repräsentieren und auf überraschende sozialgeschichtliche Aspekte hinweisen.
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren in Appenzell Innerrhoden im Vergleich zum schweizerischen Durchschnitt fast doppelt so viele Frauen erwerbstätig. Über 80 Prozent dieser Frauen arbeiteten als Handstickerinnen in Heimarbeit. Die Erwerbsarbeit liess sich so mit den Arbeiten im Haushalt und den Mutterpflichten gut kombinieren. Der Lohn der Stickerinnen war bitter nötig, denn oft war das Einkommen der Männer zu gering, um die Familie zu ernähren. Der Lebensunterhalt musste deshalb durch den Zusatzverdienst der Frau sichergestellt werden.
Neben der Stickerei waren Frauen aber auch in anderen Berufen tätig. Sie betrieben bei sich zu Hause einen Verkaufsladen, eine Ferggerei oder Schneiderei, wirkten als Wirtinnen, im eigenen Gastbetrieb, waren als Wäscherinnen, Serviertöchter, Lehrerinnen, Krankenschwestern oder Hebammen tätig. Die Berufe beschränkten sich zumeist auf Tätigkeiten, die zum gängigen weiblichen Rollenklischee passten und wurden dementsprechend schlecht entlöhnt.