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Antike – Römische Literatur im Kloster St. Gallen

Antike – Römische Literatur im Kloster St. Gallen

Die Literatur der römischen Antike ist vielfältig, farbig, sinnlich. Auch nach zwei Jahrtausenden fasziniert sie noch. Das beweist die Winterausstellung im Barocksaal der Stiftsbibliothek St. Gallen, die man bis 12. März 2023 bestaunen kann.

 

Antike Texte wurden abgeschrieben, gelesen, kommentiert. Mit ihrer Hilfe übten sich die jungen Mönche des Klosters St. Gallen im Latein. Was stilistisch Vorbild war, entsprach inhaltlich jedoch nicht immer den im Kloster herrschenden Werten. Wie die Mönche mit diesen Spannungen umgingen und welche antiken Text sie im Kloster lasen, zeigt die Ausstellung anhand von Handschriften und Drucken aus der Zeit vom 5. bis in 17. Jahrhundert.

«Die Schriften des römischen Dichters Vergil (70-19 v.Chr.) sind in einer wunderschönen und sehr seltenen Grossbuchstabenschrift (Capitalis quadrato) geschrieben. Weltweit gibt es ausser dem Vergilius Sangallensis nur noch Fragmente von zwei Codices in dieser Schrift. Die St. Galler Fragmente datieren möglicherweise bis ins 4. Jahrhundert zurück und sind somit wohl das älteste in der Stiftsbibliothek überlieferte Schriftzeugnis und eine der ältesten erhaltenen Vergil-Handschriften.

Römische Satire

Von Horaz (65-8 v. Chr.) stammt das geflügelte Wort «lachend die Wahrheit sagen) In seinen Satiren wollte er auf subtile Art und Weise Kritik üben. Das Publikum sollte ihm zustimmen, lachen und erst im Nachhinein merken, dass es selbst gemeint ist.

In der Antike fanden Erotik und Sexualität Rahmenbedingungen vor, die uns heute fremd, ja gar abstossend anmuten. In Fragen der Liebe bestimmte der aktive, freie Mann, während Frauen und Sklaven – auch die männlichen – als sexuelle Objekte dienten. Diese Kräfteverhältnisse spiegeln sich in der antiken Liebesdichtung wider. Hier treten Frauen nicht als eigenständige Subjekte, sondern als Objekte männlicher Begierde auf. Die Liebesdichtung von Ovid und Horaz wurde im Kloster St. Gallen im 10. Und 11. Jahrhundert gelesen, obwohl sie mit der christlichen Moral nicht vereinbar war. Im 17. Jahrhundert verfuhr man strenger mit diesen Texten. Sie wurden nun mit Hilfe von Durchstreichungen zensuriert.

Von Bingen nach Trier

Spätantike Tourismuswerbung in Versen. In der Antike war es durchaus üblich ein Sachbuch in Versen zu verfassen, weil sich Verse leichter im Gedächtnis verankern. Vergils grosses Lehrgedicht über die Landwirtschaft (Georgica) ist in der Stiftsbibliothek nur noch in Fragmenten erhalten. Abt Grimbald (841-872) besass eine Gesamtausgabe der Werke Vergils. Das Gedicht über die Mosel des spätrömischen Dichters Ausonius (nach 393) könnte man als frühe Form der Tourismuswerbung bezeichnen. Ausonius preist das kristallklare Wasser der Mosel, ihren Fischreichtum, Ruderwettkämpfe auf dem Fluss, die Landhäuser und Weinberge am Ufer. Wer gut zu Fuss ist, kann noch heute auf den Spuren des Ausonius auf der alten Römerstrasse in sechs Etappe von Bingen nach Trier wandern.

Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog erschienen.

 

Werfen Sie einen Blick in die Ausstellung!

 

Veranstaltungsprogramm

Die Ausstellung wird von einer ganzen Reihe von Veranstaltungen begleitet. Bis 20. Februar stellen die Ausstellungsmacher jeweils montags um 16 Uhr während 30 Minuten eine Vitrine im Detail vor.

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