Bunte Vielfalt aus dem Land der Morgenstille – Ausstellung im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen
Korea war nicht immer ein Reizthema. Im Westen weniger bekannt ist, dass die ostasiatische Halbinsel auf eine über 2000-jährige Geschichte zurückblicken kann. Koreanische Objekte sind aber in Museen ausserhalb Koreas selten zu finden. Das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen HVM ist entsprechend stolz darauf, innerhalb einer Sonderausstellung, ausgewählte Schweizer Museen und Privatsammlungen zur koreanischen Kunst und Kultur vorstellen zu dürfen. Mit den Sammlungen Hungerbühler und Kuster ist auch St. Gallen vertreten. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Kunstgeschichte Ostasiens der Universität Zürich.
In Rot, Orange und Gelb, in drei Regenbogenfarben unterschiedlichster Schattierungen leuchten die Lampions von der Decke der koreanischen Kunstausstellung. Die Besucher werden geradezu angezogen von der Poesie voller Farben. Und in dieser farbenprächtigen Inszenierung, die die Lebensfreude koreanischer Kunst und Kultur widerspiegelt, gilt es nun das alte Korea mit seiner tiefen ästhetischen Sensibilität für sich zu entdecken.
Traditionelle Textilien
«Korea blickt auf eine 2000-jährige Geschichte zurück. Die heutige Zweiteilung in Nord- und Südkorea besteht erst seit 1948. Über die Jahrhunderte entwickelte sich auf der Halbinsel zwischen China und Japan eine reiche künstlerische Tradition, die ein starkes Gefühl der nationalen Identität ausdrückt, aber auch von engen kulturellen Verbindungen zu den Nachbarn zeugt», erläutert Jeanne Fichtner, Kuratorin dieser Ausstellung. «Während der Joseon-Dynastie (1392-1910)», so fährt Jeanne Fichtner fort, «entstanden Meisterwerke in Tusche und Farbe, die den Geschmack der damaligen gesellschaftlichen Elite reflektierten». Im Kontrast dazu stehen die farbenprächtigen Werke der volkstümlichen Malerei. Filigrane Keramiken der Silla-Dynastie (668 – 935) und der Goryeo Dynastie (928 – 1392) sowie Kalligrafien, traditionelle Textilien, eine imposante Kriegerrüstung aus der Joseon-Periode und Möbelstücke. Sie bereichern die bunte Vielfalt der Exponate.
Spät wahrgenommen
Optisch gesehen ist die Ausstellung an die südkoreanische Landesflagge angelehnt. Als taeguk (grosse Ewigkeit) wird die Farbkombination in ihrem Zentrum bezeichnet. In ihrer heutigen Form gibt es sie seit 1950. Doch sie ist in Nord- und Südkorea schon auf alten Tempelwänden zu finden Die Frage ist nun: «Warum sind koreanische Objekte so selten in Museen ausserhalb Koreas zu finden?» Kunst und Kultur der ostasiatischen Halbinsel zwischen China und Japan wurden in Europa lange Zeit nicht beachtet. Im späten 19. Jahrhundert, als sich Korea dem Westen öffnete, war in Europa das Interesse an japanischer und chinesischer Kunst wesentlich grösser. Korea hatte nach der Öffnung im Jahre 1876, bis zur japanischen Kolonialisierung 1910, nur wenig Zeit, sich wirtschaftlich und kulturell zu entwickeln. Es versäumte auch die Teilnahme an den Weltausstellungen. So wurde Korea erst sehr spät als eine Nation mit alten Traditionen wahrgenommen
Aus der ganzen Schweiz
Die an der Ausstellung gezeigten Exponate stammen zum Teil aus der Sanmlung des HVMs. Hinzu kommen Leihgaben aus dem Bernischen Historischen Museums, aus dem Museum der Kulturen Basel, vom Museum Rietberg, Zürich, sowie aus den Privatsammlungen Thomsen, Zürich und Hungerbühler und Kuster, St. Gallen.
Bild zVg: Historisches und Völkerkundemuseum, St. Gallen