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Der Appenzeller und der Gallus Bär machen Karriere

Der Appenzeller und der Gallus Bär machen Karriere

Irgendwie hat der Bär, das Wappentier beider Appenzell bereits Karriere gemacht, wie im Geschichtsbuch nachzulesen ist. Er widerspiegelt den Freiheitswillen und die Wehrhaftigkeit des kleinen Volkes am Säntis. Doch am Anfang unserer Bärengeschichte stand der Gallus Bär.

In einer Urkunde aus dem Jahre 1377 der Appenzeller Lendlin* Appenzell, Hundwil, Urnäsch, Teufen und Gais zeigt sich erstmals das Wappentier in Gestalt des Stadtsanktgaller Bären. In der Schweiz tragen etwa zehn Gemeinden den Gallusbär im Wappen. In Deutschland (Baden- Württemberg) sind es fünf und in St. Gallenkirch im Vorarlberg ist Gallus der Kirchenpatron seit 1474, das Wappen wurde 1966 entworfen. Im Laufe der Jahrhunderte hat der sogenannte Appenzeller Bär also Karriere gemacht, und er bewegt sich weiterhin auf der Karriereleiter nach oben.

Bär: Meister Petz, Brummbär, Teddybär, Zottelbär, Mutz (Schweiz, Bärentatzen, Gummibär und so weiter, und so weiter…. Apropos Bärentatzen: Diese wurden wirklich vor über 100 Jahren als Speise seviert. Im «Heinrichsbader Kochbuch» von Louise Büchi, aber auch im «Praktischen Kochbuch» von Henriette Davidis-Holle ist dies nachzulesen. Der Appenzeller Bär hat in all den vielen Jahren zahlreiche Abkömmlinge bekommen, das dokumentiert die aktuelle Ausstellung im Volkskundemuseum Stein. Die reizvolle Bärenpräsentation, die für Kinder, Jugendliche und Junggebliebene gleichermassen geeignet ist, dauert bis 28. April 2019. Und drei Frauen spielen hier eine wichtige Rolle – besonders Margarete Steiff.

Der berühmteste Abkömmling ist wohl der Teddybär, der Liebling aller Kinder. Die Schwäbin Margarete Steiff hat ihn 1902 geschafffen – aus Glanzplüsch, mit einer Brummstimme und dem Markenzeichen «Knopf im Ohr». Namensgeber des Steiffschen Bären ist Mister President Theodore Roosevelt, der von seinen Freunden Teddy genannt wurde. Inzwischen und bis heute hat das Kuscheltier die Kinderherzen in aller Welt erobert.

Apollonia Margarete Steiff (1847 – 1909) war die Gründerin der gleichnamigen Spielwarenfabrik Steiff GmbH im schwäbischen Giengen an der Brenz. Im Alter von 18 Monaten erkrankte sie an Kinderlähmung. Die Krankheit verhinderte nicht, dass sich Margarete Steiff zu einem fröhlichen Kind mit überdurchschnittlichen Noten und grossem Organisationstalent entwickelte. Ihren Wunsch, die Nähschule zu besuchen, setzte sie gegen den Willen ihrer Eltern durch. Auf Grund ihrer Lähmung hatte sie zwar Schwierigkeiten, wurde aber bald eine gute Schneiderin. Ihr Vater baute 1874 das Wohnhaus in der Ledergasse um und richtete eine Schneiderei ein. Margarete und ihre Schwester hatten bald viele Aufträge und konnten als erste im Ort eine eigene Nähmaschine kaufen. Trotz ihrer Einschränkung wurde Margarete schnell sehr produktiv. 1877 eröffnete sie ein Filzgeschäft. Daraus entwickelte sich ein kleines Unternehmen mit mehreren fest angestellten Näherinnen.

In einer Modezeitschrift entdeckte Margarete Steiff 1879 das Schnittmuster eines Elefanten. Sie fertigte mit ihren Näherinnen zwei Säcke voll Nadelkissen-Elefanten an und bot sie auf dem Heidenheimer Markt an. Die «Elefäntle» waren ein voller Erfolg, sodass auch andere Tiere entworfen und produziert wurden. 1886 kaufte Margarete Steiff für die Herstellung der Tiere Filz für 1460 Mark ein, vier Jahre später gab es bereits einen Posten von 5070 Mark. 1892 erschien der erste illustrierte Steiff-Katalog. Neben Elefanten gehörten Tiere wie Hunde, Katzen und Pferde zum Sortiment. Im Katalog stand auch Margaretes Motto: «Für Kinder ist nur das Beste gut genug». Um 1900 stellte die Giengener Firma rund 975’000 Teddybären her. Und In Amerika herrschte seinerzeit ein wahres Teddy-Fieber. Übrigen: Einer der ersten neuen Intercity-Express-Züge ICE4 wurde Ende Oktober 2017 nach Margarete Steiff benannt.

* Lendlin: das waren zum damaligen Zeitpunkt die einzigen Nichtstädte, die in den Bund aufgenommen wurden.

Bild: Appenzeller Volkskundemuseum

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