Designerinnen-Duo Kueng Caputo gestaltet schweizweit die Globus-Schaufenster
Im letzten Jahr haben sie den Schweizer Grand Prix Design gewonnen, jetzt zeigen sie ihre Kunst der breiten Masse. Mit einem kreativen Freipass im Gepäck verwandeln Kueng Caputo die Schaufenster von acht Globus-Filialen in Wunderkammern.
Das Künstlerinnen-Gespann schreibt so den Schaufenstern einen neuen Stellenwert zu: Die Kunst ersetzt das Produkt. Jedes Schaufenster erzählt eine eigene Geschichte. Nach dem Abbau der Installation wird das für die Kunstwerke verwendete Gummigranulat zu farbstarken Teppichen verarbeitet und verkauft. Die wundersamen Schaufenster von Kueng Caputo sind ab dem 18. März in den Globus-Filialen in Basel, Bern, Genf, Lausanne, Locarno, Luzern, St. Gallen und Zürich zu bestaunen. Weitere Kollaborationen sollen folgen.
Sarah Kueng und Lovis Caputo freuen sich über den Auftrag, der ihnen freie Hand lässt. Die Arbeit für die Globus-Schaufenster sollte bewusst nicht kritisch werden: «Denn wonach sehnen sich die Menschen jetzt? Nach einem Moment, der sie staunen lässt. Nach etwas, das einfach nur das ist, was es scheint. Gerade ist alles überreglementiert, das Bauchgefühl zählt nicht mehr», erklären die Designerinnen und ergänzen, dass unsere Welt doch immer noch voller Wunder sei. Und das sieht man ihren fantasievollen Kreationen an. So wird zum Beispiel aus Stoff und Mechanik plötzlich lebendige Poesie, die von Kueng Caputo wie folgt beschrieben wird: «Es war einmal ein Stück Tuch. Dieses landete auf einem Pfahl und begann zu tanzen. Das viele Drehen generierte grosse Wogen. Der Wind blies das Stück Stoff auf zu einem Ballon. Der Ballon flog davon und explodierte.»
Hinter dem, was einfach aussieht, steckt oft eine ausgeklügelte Technik: Für die Globus-Schaufenster wird aus Alltagsgegenständen Kunst. Ventilatoren und Regenschirme vereinen sich zu einem Regenschirmballon, der sich zu einem lebendigen, winddurchtriebenen Objekt aufbläst. Oder es entstehen geschichtete bunte Berge aus Gummigranulat, die einer Sanduhr ähneln. Zwei Jahre tüftelten die Künstlerinnen einst an diesem neuartigen Material. Nach dem Abbau der Installation werden sie zu farbstarken Teppichen verarbeitet – Recycling von seiner schönsten Seite. Die limitierten Stücke, jedes davon ein Unikat, werden verkauft und sind ab August lieferbar. Die fünf Editionen bestehen aus je 30 nummerierten und signierten Teppichen.
Offiziell arbeitet das Duo seit 2008 zusammen. Die zwei Frauen lernten sich vor dem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste kennen. Kueng Caputo verarbeiten Stein, Emaille, buntes Gummigranulat oder Porzellan. Sie fertigen mal Hocker, Leuchten, Schalen und Vasen, mal richten sie Lokale ein. 2019 präsentierten sie an der Design Miami Möbelstücke und eine Tasche für das italienische Modehaus Fendi. Alle Kreationen eint, dass sich die Beiden mit Meistern des jeweiligen Handwerks zusammentun oder sich selbst in Material und Technik einarbeiten – bis es gelingt, was sie vorher in langen Gesprächen entworfen haben.
Text: Claudia Wintsch, Kommunikationsagentur, elliott ag / Bild: Baunetz DE