Die Erbinnen der Blanche Peyron und die Entstehung der Frauenhäuser – 1. Teil
In Paris steht ein Haus, das allen Frauen der Welt Zuflucht bietet. Auch die erfolgreiche Anwältin Solène, die nach einem Zusammenbruch ihr Leben in Frage stellt, findet dort Zuflucht. Im «Haus der Frauen» schreibt sie nun, im Auftrag der weiteren Bewohnerinnen, Briefe. Sie richten sich an die Ausländerbehörden, den zurückgelassenen Sohn in Guinea, den Geliebten… In diesem speziellen Haus wird Glück erfahren und Liebe gelebt. Das ist die Magie dieses Ortes.
Durch ihre Unterstützung anderer Frauen, findet Solène wieder einen Sinn in ihrem eigenen Leben. Das Buch «Das Haus der Frauen», verfasst von Laetitia Colombani, erzählt die wahre Geschichte von Blanche Peyron, der Begründerin des ersten «Palastes der Frau» 1926 in Paris. Es war ein Ort der Zuflucht für obdachlose, geflüchtete und von der Gesellschaft verstossene Frauen und stand Patin für Tausende anderer Häuser der Frauen auf der ganzen Welt. Erstaunlicherweise stand das Haus schon zu Beginn jeder von Gewalt betroffenen Frau offen, obwohl es unter der Schirmherrschaft der Heilsarmee entstand und damit christlich geprägt war.
Ganz früher waren es die Klöster, die Frauen in Not Schutz boten. Es gab im aussereuropäischen Raum auch bereits die beiden Fluchttempel Kakekomi-dera in Japan und Tökei-jj und Mantoku-ji in Öta. Die internationale Frauenbewegung sprach aber erst Ende der 1960er-Jahre über das Tabu-Thema «Gewalt an Frauen». Es war Erin Pizzey, welche in London im Jahr 1971 das erste Frauenzentrum gründete, das sich schliesslich zum Frauenhaus im heutigen Sinne entwickelte und Frauen Zuflucht vor gewalttätigen Partnern gewährte. 1974 entstand in Grossbritannien das Netzwerk «Women’s Aid». Daraus resultierten Frauenhäuser in Edinburgh, Amsterdam, in den USA, in Sidney, Berlin, Köln, Wien und schliesslich 1979 in Zürich.
Zur Ausweitung der Frauenhausbewegung trug besonders das Internationale Tribunal «Gewalt gegen Frauen» 1976 in Brüssel bei, an dem 2000 Frauen aus 33 Staaten teilnahmen. Sie forderten die Regierungen auf, Existenz und Ausmass der Gewalt gegen Frauen und die Notwendigkeit von Schutzunterkünften zu erkennen und finanzielle Unterstützung in der Not und auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu leisten. Es wurde auch auf das Recht von Frauen und Mädchen auf körperliche Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung gepocht.
In den 1990er-Jahren wurde die Gewalt gegen Frauen auch zum Thema in Osteuropa, Lateinamerika und Mitte der 1990er-Jahre nahmen die Vereinten Nationen, die Weltgesundheitsorganisation und die Europäische Union die Themen auf und stellten diesbezüglich Fragen zu den Menschenrechten. Alleine in Europa gab es inzwischen rund 1500 Frauenhäuser und Beratungsstellen. Untersuchungen zeigten, dass Frauen in ihrem privaten Lebensraum die grösste Wahrscheinlichkeit erfahren, Opfer von Gewalt zu werden.
Fortsetzung folgt!