Eine Meisterinnenleistung
Die Schweiz als neutraler Staat blieb 1914 – 1918 vom 1. Weltkrieg verschont. Trotzdem hatte dieser globale Konflikt einschneidende Auswirkungen für unser Land, auch für die St. Galler Bevölkerung. In der Ausstellung “Die Schweiz und der Grosse Krieg” stellt das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen bis Ende Februar 2016 sehr eindrücklich adäquate Themen, wie die Bedrohungen des nationalen Zusammenhalts, die Ernährungslage, die fortschreitende Verarmung und die zunehmenden sozialen Konflikte, in den Mittelpunkt.
Die Ausstellung informiert in drei Teilen. Neben der Schweizer Geschichte zu jener Zeit, wird “Im Atemzug der Zeit St. Gallen 1914 – 1918” der Alltag in der Ostschweiz beleuchtet. Die Stickereikrise, die Sicherung der Grenze im Rheintal, die Erlebnisse der St. Galler Truppen und der aktive Beitrag der Frauen gehören zu den Themenschwerpunkten. Persönliche Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen vom entbehrungsreichen Alltag. Im 3. Teil “Weltkrieg im Hochgebirge- Künstler erleben die Front” geht es um St. Galler Soldaten, die am Umbrail stationiert waren und hier unmittelbar Zeugen von Kriegshandlungen wurden.
“Die Heimatfront” Frauenalltag in St. Gallen während des Krieges
ist Thema des Referates, das die Historikerin Heidi Witzig am Sonntag 16. August um 11 Uhr im Historischen und Völkerkundemuseum halten wird. “Die Kriegssituation dynamisierte die verschiedenen Vereinstätigkeiten, eröffnete den Exponentinnen neue Handlungsfelder. St. Gallen bietet hier ein attraktives Umfeld. Hier kann man sich vernetzen, engagieren, zum Teil auch professionalisieren. Es bilden sich immer wieder Koalitionen, obwohl der Graben zwischen Bürgerlichen und linken Idealen grundsätzlich bleibt.” (Zitat Heidi Witzig)
Im umfangreichen Masse kommt das Hilfsprogramm der verschiedenen Frauenverbände zum tragen. Angefangen mit der Zentralstelle Frauenhilfe St. Gallen um Frida Imboden-Kaiser, gegründet am 5. August 1914. Diese Stelle koordinierte die Hilfstätigkeiten der verschiedenen Vereine und städtischen Institutionen.
Bei Kriegsausbruch unterstützte diese Stelle die einrückenden Soldaten mit Bekleidung, Wäsche und Socken werden hergestellt. Die Zivilbevölkerung, im Speziellen Not leidende Soldatenfamilien, gilt es mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Das Komitee für Arbeitsbeschaffung wird gegründet, mit Arbeitsstätten für Näherinnen und Stickerinnen im Marthahaus und in der Frauenarbeitsschule Talhof.
Der gemeinnützige Frauenverband
eine Pioniergründung in der Schweiz, leistet Hilfe für Armeeangehörige. In Heimarbeit wird Militärbekleidung angefertigt. Volksküchen verteilen Suppen. Es werden Vorträge über sparsames Haushalten organisiert, mit Kochkursen, mit Kursen für Dörren, Konservieren. Weitere Institutionen, wie der Arbeiterinnenverband, die Evangelische Frauenhilfe versuchten in jener Zeit zu helfen, wo es nur eben möglich war. Der Kriegseinsatz der Schweizer Frauen im Innern, während des Ersten Weltkrieges war beispielhaft, eine Meisterinnenleistung, die es nicht genug zu würdigen gilt.
Must to see
1914/18 “Die Schweiz und Der Grosse Krieg” eine dreiteilige Ausstellung bis zum 28. Februar 2016 im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen zu sehen, mit zahlreichen Begleitveranstaltungen, wie Führungen, Vorträge, Programme für Kinder und Familien.
Am 16. August um 11 Uhr hält die Historikerin Heidi Witzig ein Referat mit dem Thema “Die Heimatfront” Frauenalltag in St. Gallen während des Krieges.
Historisches und Völkerkundemuseum
Museumstrasse 50
9000 St. Gallen
Tel. 071 242 06 42
Öffnungszeiten: Di bis So
10 bis 17 Uhr