
Frauen und Männer wählen nicht gleich
Politisch ticken Männer und Frauen gemäss neuer Studien unterschiedlich. Besonders die jüngeren Generationen setzen andere Schwerpunkte in der Politik.
Bei den Präsidentschaftswahlen in den USA hat es sich gezeigt, dass Männer und Frauen anders wählen. Laut dem britischen Medium «The Guardian» stimmen 58 Prozent der 18 bis 29 Jahre alten Frauen für Kamala Harris und 56 Prozent der gleichaltrigen Männer für Donald Trump. Doch Frauen und Männer stimmen nicht nur in den USA so verschieden, viel mehr sind ähnliche Differenzen weltweit zu sehen.
Die Financial Times hat bei den Recherchen grosse Lücken in allen untersuchten Ländern festgestellt. Die Zeitung spricht sogar von «einer Kluft zwischen Mann und Frau in politischen Ansichten». Ein «Geschlechtergraben» zeigt sich auch bei Schweizer Wahlen und Abstimmungen. Im November 2024 lehnten offenbar Frauen alle Vorlagen ab und die Männer nahmen diese an.
Das Institut gfs in Bern analysierte, dass Geschlechterdifferenzen besonders bei der Abstimmung zum Autobahnausbau auffallend gewesen seien. Demnach hätten nur 38 Prozent Frauen die Vorlage unterstützt, jedoch 57 Prozent der Männer. Noch markanter war der Unterschied wohl 2022 bei der Abstimmung über die AHV-Reform. Die Erhöhung des Rentenalters für Frauen auf 64 Jahre nahmen zwei Drittel der Männer an und nur ein Drittel der Frauen. Hier entschieden letztlich die Männer für die baldige «Gleichstellung der Frau», selbst wenn andere Punkte, wie beispielsweise der in der Verfassung seit Jahrzehnten verankerte «gleiche Lohn für Mann und Frau» noch längst nicht erreicht sind.
Die Meinung der Frauen ist aber häufig ausschlaggebend gewesen für das Endresultat. «Nur bei 70 von 410 Vorlagen habe sich seit Beginn der VOX-Analysen ein relevanter Unterschied gezeigt. Zu Beobachten ist aber, dass sich seit 2020 vermehrt ein Geschlechtergraben zeigt. Dies habe vor allem mit den Vorlagen zu tun, ist zu lesen, denn die weiblichen Wählerinnen stimmten bei oft im Zusammenhang mit ökologischen Anliegen zugunsten der Umwelt.
Bei Armee-Vorlagen zeigen sich Frauen eher kritisch, doch das könnte wegen der herrschenden Kriege nun eventuell anders sein. Die Stärkung der Altersvorsorge, Verbesserungen für vulnerable Personen, Einsatz für mehr Prävention im Gesundheitswesen oder den öffentlichen Dienst, sind Schwerpunkte, die Frauen offenbar setzen. Sie wählen meist auch Verbesserungen für sich selbst und andere Frauenanliegen.
Frauen wählen gemäss Analyse immer noch eher links, während Männer bürgerlichen Parteien ihre Stimme geben. Das sei schon in den 1990er-Jahren so gewesen, wie die Statistik zeigt. Seit 1995 hält die Universität Lausanne das Wahlverhalten von Schweizern und Schweizerinnen fest. Vor der Einführung des Frauenstimmrechts im Jahr 1971 in der Schweiz, standen Frauen interessanterweise politisch offenbar eher rechts und die Männer eher links. Dies hat sich mittlerweile ins Gegenteil gedreht, nicht zuletzt, weil sich auch die Themen veränderten.
Quellen: Swissinfo/cfo / Bild: taglbatt.ch