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«Geheimnisvoll wie das Lächeln der Mona Lisa, so empfinde ich das Geheimnis der Musik» – «ostschweizerinnen.ch» begrüssen den neuen Chefdirigenten Modestas Pitrenas

«Geheimnisvoll wie das Lächeln der Mona Lisa, so empfinde ich das Geheimnis der Musik» – «ostschweizerinnen.ch» begrüssen den neuen Chefdirigenten Modestas Pitrenas

Modestas Pitrenas stammt aus Litauen. Der südlichste der drei baltischen Staaten liegt am östlichen Teil der Ostsee, an der Bernsteinstrasse sozusagen. Pitrenas gilt als einer der erfolgreichsten litauischen Dirigenten der jüngeren Generation. Er debütierte mit Mozarts «Zauberflöte» an der Oper Köln, gastierte an der Deutschen Oper am Rhein, dem Bolschoi Theater in Moskau. Am Theater Basel dirigierte er Sergei Prokofjews «Der Spieler».

Dem St. Galler Publikum ist Modestas Pitrenas kein Unbekannter. Er dirigierte mehrere Sinfoniekonzerte und Opernproduktionen wie «Salome», «La Wally», «Der fliegende Holländer», «Carmen» und Massenets «El Cid» bei den St. Galler Festspielen. Der ehemalige Chefdirigent des Sinfonieorchesters von Kaunas in Litauen und frühere Generalmusikdirektor der Lettischen Nationaloper in Riga ist seit drei Jahren auch Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Litauischen Nationalen Sinfonieorchesters in Vilnius. Seit der aktuellen Spielzeit ist Modestas Pitrenas zudem Chefdirigent des Sinfonieorchesters und des Theaters St. Gallen.

ostschweizerinnen.ch: Warum sind Sie ausgerechnet nach St. Gallen gekommen. Und wie ist ihre Beziehung zu St. Gallen?

Modestas Pitrenas: Eine Beziehung zu St. Gallen? Es ist eigentlich viel mehr. Es ist die Freundschaft mit Operndirektor Peter Heilker und dem Sinfonieorchester. Und seit sieben Jahren und sechs Produktionen, zuerst mit dem «Barbiere», dann mit der «Salome» bin ich mit St. Gallen verknüpft. Da stellt sich bald ein Wohlgefühl ein. Zuletzt war ich Chefdirigent in Riga. Dort erhielt ich den Ruf des Theaters St. Gallen. Für mich war es eine wahre Freude, wieder in die Stadt zu kommen, die ich so mag und wo mir die gute Zusammenarbeit mit dem Orchester, das ich ja schon kannte, so wichtig und kostbar ist.

Gehen Sie in St. Gallen auch in Konzerte?

Selbstverständlich gehe ich in St. Gallen in Konzerte, die ich nicht selber dirigiere. Oft geschieht das natürlich berufsbedingt. Zudem besuche ich Kirchen- und Kammermusikkonzerte. Ich muss mich mit Musik umgeben, um dann meinen Musikern meine musikalischen Empfindungen und Gedanken zu vermitteln.

Wie wichtig ist Ihnen die Begegnung mit dem Publikum?

Diese Begegnung ist mir sehr wichtig, von mir aus am allerliebsten mit und durch Musik. So begegne ich dem Publikum im Konzert und im Theater, wo wir engeren Kontakt pflegen können. Gespräche als solche empfinde ich oft als anstrengend. Einfacher für mich ist es, Konzerte zu dirigieren.

Als was für einen Dirigenten würden Sie sich bezeichnen?

Es ist schwierig über mich selbst zu sprechen. Nun ich bin ein empfindsamer Mensch, der versucht in der Musik das Intimste zu finden, auch wenn sie noch so bombastisch klingen sollte. In der Musik möchte ich das Gesicht des Menschen erkennen können, das Antlitz Gottes sozusagen. Jede kleine Bewegung bemerke ich, genau wie die Bewegung in der Musik. Geheimnisvoll wie das Lächeln der Mona Lisa, so empfinde ich das Geheimnis der Musik.

Und Ihre neuen Projekte?

Derzeit ist das die Opernproduktion, der märchenhafte russische Doppelabend mit Nikolai Rimski-Korsakows «Der unsterbliche Kaschtschei» und Igor Strawinskys «Die Nachtigal», zwei Einakter an einem Abend. Wirklich ein wunderbarer Märchenabend. Ich mag Märchen. Sie sind ein Fundament zum besseren Verständnis der Menschheit. Sie erklären den Zusammenhang zwischen Mensch und Welt. Übrigens arbeite ich in dieser Produktion zum ersten Mal mit meiner Frau Ieva Prudnikovaite, Mezzosopran zusammen. Spannung ist angesagt. Mein nächstes Projekt wird «Turandot» Ende Februar in Vilnius, Litauen sein.

Ihr erstes Projekt als Chefdirigent in St. Gallen ist «Don Carlo». Was ist das Reizvolle, das Spannende daran?

«Don Carlo», eine späte Verdi Oper, ist pure Dramatik, Sturm und Drang à la Schiller. Einfach faszinierend sind die menschlichen Charaktere im positiven wie im negativen Sinn. Für mich ist «Don Carlo» ein poetischer Thriller mit viel Liebe und ein wenig Hass.

Gibt es für Sie Unterschiede bei Musikerinnen und Musikern?

Für mich gibt es keine Unterschiede. Ich versuche Frauen und Männer gleichermassen anzusprechen. Und ich verlange von beiden das Maximum. Musik ist klingende Emotion, deshalb muss bei beiden das Gefühl mit schwingen.

Gibt es typische männliche und frauliche Instrumente und wenn ja, welche?

Heutzutage gibt es das bestimmt nicht mehr. Vor 50 Jahren waren wohl Blechblasinstrumente für eine Frau unvorstellbar, wie auch der Kontrabass. Dagegen war die Harfe früher ein typisches weibliches Instrument. Heute gibt es sehr gute Harfenisten. Und heute gibt es auch sehr gute Dirigentinnen.

ostschweizerinnen.ch heisst den neuen Chefdirigenten des Sinfonieorchesters St. Gallen herzlich willkommen und freut sich über sein Engagement und auf zahlreiche tolle Aufführungen.

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