«Hello Dolly» kehrte ans Theater St. Gallen zurück
Vor genau 50 Jahren stand das charmante, klassische Musical «Hello Dolly» schon einmal auf dem Spielplan des Theaters St. Gallen, vier Jahre nach der Uraufführung am Broadway. Und nun wird die Ehevermittlerin Dolly wieder aktiv. Die musikalische Komödie von Jerry Herman und Michael Stewart, die in den Jahren 1890 in New York spielt, wurde in Zusammenarbeit mit der Volksoper Wien von Josef E. Köpplinger feinfühlig nachgezeichnet. Seit gut einem Monat läuft das Musical sehr erfolgreich, mit Dagmar Hellberg und Walter Andreas Müller in den Hauptrollen als Dolly Levi und Horace Vandergelder.
Eigentlich hätte es schon unmittelbar nach Öffnung des Vorhangs Applaus geben können, bot sich doch den Zuschauern ein bezaubernder Anblick, ein stimmungsvolles authentisches Bühnenbild von Sam Madwar, mit wunderschönen Kostümen, der Zeit in New York um 1890 entsprechend, von Rainer Sinell. Eine harmonische Einheit überhaupt. Und der Inhalt dieses Musicals, bei dem es sich um charmante Liebeswirren dreht, ist bei weitem nicht passé. Immer noch ist es der Menschen hohes Ziel, eine geeignete Partnerin/einen geeigneten Partner zu finden. Allerdings geschieht das heute eher via Computerportalen.
Jerry Herman, der die Musik und die Songtexte schrieb, war einer der wenigen erfolgreichen Broadway-Komponisten, die in diesem Metier keine Ausbildung genossen hatten. Er ist bekannt für seine Revues und Broadway-Musicals. Neben «Hello Dolly» ist «La Cage aux Folles» sein bekanntestes Werk. Der Titelsong in Hello Dolly ist einer der einprägsamsten und am häufigsten gespielten Songs des 20. Jahrhunderts. Dieser gefiel auch dem Publikum ausserordentlich, wie überhaupt all die schönen, abwechslungsreichen Melodien mit Swing- und Jazz-Elementen. Eine Freude auch für den Dirigenten Koen Schoots und für die Musiker des Sinfonieorchesters St. Gallen. Das Buch zum Musical hat Michael Stewart verfasst. Billy Wilders «Matchmaker» nutzten Stewart und Herman als Vorlage für ihr Erfolgsmusical.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die lebenslustige Dolly Levi, eine Witwe, die sich ihre Zeit damit vertreibt, junge und junggebliebene Damen und Herren in Kontakt zu bringen. Da möchte auch der ruppige Horace Vandergelder ihre Dienste in Anspruch nehmen. Aber Dolly Levi hat selber ein Auge auf ihn geworfen. Turbulenzen sind vorprogrammiert. Während sich Horace auf Partnerinnenschau begibt, amüsieren sich derweil seine Angestellten Cornelius Hackl (Jörn-Felix Alt) und Barnaby Tucker (Hermann Bedke), sowie seine Nichte Ermengarde (Stéphanie Signer) mit Bräutigam Ambrose (Peter Neustifter) im New Yorker Vergnügungsviertel.
Die beiden Hauptdarsteller Dolly und Horace bilden ein originelles, liebenswertes Paar. Sie grösser gewachsen und mollig, er kleiner und zierlich gebaut. Dolly, alias Dagmar Hellberg, begeistert als Sängerin wie als Schauspielerin und ebenfalls Walter Andreas Müller, der sich diesmal, der Rolle entsprechend, als knorriger Eigenbrötler gibt. Er zeigt damit eine neue Seite, kennt ihn das St. Galler Publikum doch eher als ausgezeichneten Komiker. Beiden zur Seite steht ein hervorragend besetztes, stimmlich starkes Ensemble, zusammen mit dem Chor und der Tanzkompagnie, mit der mitreissenden Choreografie von Ricarda Regina Ludigkeit. Eine Besucherin aus Zürich meinte zur Vorstellung: «Ich habe mich so richtig in jene New Yorker Zeit zurück versetzt gefühlt.» Ähnlich wird das begeisterte Publikum empfunden haben, wie das der lang anhaltende Applaus bestätigte.
Nächste Vorstellungen:
22.1. / 26.1. jeweils um 19:30 Uhr