Mary Poppins bringt den Broadway nach Zürich
Wer kennt nicht die beste Nanny von der Welt? Mary Poppins ist vom 1. Februar bis zum 19. März in englischer Originalsprache im Theater 11 in Zürich zu Gast. Höchst spannend soll die Inszenierung sein. Mindestens ebenso toll wie Mary Poppins selbst, ist aber auch die Geschichte, wie es zur Verfilmung der weltberühmten Geschichte kam. Walt Disney holte sich nämlich höchst persönlich die Rechte bei der Autorin Pamela «P.L.» Travers ab, die ihrerseits nicht bereit dazu war, ihre Geschichte zur Verfügung zu stellen, sollten Zeichentrickelemente damit verbunden sein.
Wir wissen es zumindest seit dem Kindergarten selbst, dass der Disneyfilm über das bekannteste Kindermädchen der Welt, eben doch Trickfilmelemente enthält, dabei hatte sich P.L. Travers während zwei Jahrzehnten dagegen gewehrt. Sie hatte nämlich klare Vorstellungen, was ihre Mary Poppins-Figur betraf. Umso widerwilliger nahm sie die Einladung im Jahr 1961 von Walt Disney persönlich nach Los Angeles an. Wegen Geldnöten hatte sie schliesslich keine andere Wahl.
Zwei Wochen härteste Arbeit kamen auf den Trickfilm-Produzenten zu, denn das letzte Wort zum Dreh sollte auf jeden Fall die Autorin behalten. Doch Disney hatte seinen Töchtern versprochen, das er sich den Stoff angeln würde. So gab er denn auch immer und immer wieder den Wünschen von Travers nach.
Wie eng die Geschichte der Mary Poppins mit der Kindheitsgeschichte der Autorin verwoben ist, zeigt sich im Laufe des Filmes «Saving Mr. Banks» von John Lee Hancock, der autobiografische Züge enthält. Ein wichtiges Elemet im Film sind die Begegnungen mit Fahrer Ralph, mit dem P.L. Travers eine Freundschaft unterhält.
Nach zwei Wochen Zusammenarbeit mit den Drehbuchautoren und Komponisten, kehrt die Schöpferin der Mary Poppins wieder nach London zurück, doch nicht, ohne Disney vorher die Filmrechte übergeben zu haben – jedoch ohne Unterschrift. Disney recherchiert darum über die Person und findet ihren richtigen Namen heraus und die Übereinstimmungen des Lebens von Goff mit Personen aus dem Buch. Er kommt nun dennoch zu den Filmrechten.
Zur Premiere im Jahr 1964 ist die Weltprominenz eingeladen, jedoch nicht P.L. Travers. Man befürchtet nämlich einen Skandal, der einzelnen Trickfilmelemente wegen. Sie taucht dennoch am Austragungsort auf und man tut so, als sei die Einladung vergessen gegangen. Erst während des Filmes wird der Autorin bewusst, dass die Fantasiewelt ihres Vaters im Film bewahrt wurde. Sie bedankt sich mit einer Herzenswärme, die den Produzenten während der Dreharbeiten nie von ihr zuteil wurde.
Auch das Musical erzählt lebhaft die Geschichte der Familie von der Cherry Tree Lane und über die unkonventionellen Methoden der berühmtesten Nanny der Welt. Die Premiere fand im Jahr 2004 am Londoner West End statt und endete dort nach einer dreijährigen Spielzeit. Am New Yorker Broadway wurde Mary Poppins während sechs Jahren aufgeführt und mit einem Tony Award ausgezeichnet. Ein Besuch dieses musikalischen Leckerbissens lohnt sich auf jeden Fall.
Text: Sarah Forrer / Bild: Spielend durch den Berufsalltag: Mary Poppins