Mit Fachkompetenz überzeugen

Mit Fachkompetenz überzeugen

32 Absolventinnen und ein Absolvent des Fachkurses Bäuerin wurden kürzlich geehrt. Nicht der Spagat zwischen Schule, Öffentlichkeit, Betrieb und Haus und nicht Corona konnten sie erschüttern. Die erarbeiteten Fähigkeiten prägen nicht nur sie selbst, sondern strahlen weit in die Welt hinaus.

Ist Management ein «Kodex von Wertvorstellungen und Urteilsvermögen, durch die man sich selbst treu bleiben und seinen eigenen Stil finden muss»? So jedenfalls zitierte Grossrätin Colette Basler, auch Mitglied der Liebegger Schulkommission, den erfolgreichen amerikanischen Unternehmer Warren Avis. Sicher ist, dass der Besuch des Fachkurses Bäuerin am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg jede Absolventin und Absolvent Florian Böller fürs ganze weitere Leben bildete und prägte. Die Ausbildung lief nicht einfach nach gewöhnlichem Schema ab, war doch das zweite Jahr durch das Corona-Virus geprägt und erforderte ungewohnte neue Wege, Feingefühl, viel Engagement und Humor. Alle mussten über sich hinauswachsen, harte Knochenjobs erledigen und dabei so aussergewöhnlich werden als Mensch, wie es die ganze Situation um sie herum war. «Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Aussergewöhnliche ihren Wert», zitierte Liebegg-Direktor Hansruedi Häfliger den irischen Schriftsteller Oscar Wilde und beschrieb damit äusserst präzise, was die 33 jungen Menschen in den letzten beiden Jahren geleistet haben.

Selbstbewusst und stolz sein

«Was es jetzt noch braucht ist, sich sichtbar zu machen», erklärte Lotti Baumann, Präsidentin des aargauischen Landfrauenverbandes. Familie und Haushalt würden nicht selten an den Rand gedrängt und gut ausgebildete Frauen und Männer, die sich nicht scheuten, öffentlich von ihrer tollen Arbeit zu erzählen, seien gefragt. Das neuste Werk «Landfrauenfreuden», ab September im Verkauf, demonstriert diese Art von Kraft und Ausstrahlung. Seit 90 Jahren denkt der Landfrauenverband immer voraus, verändert sich, wirkt selbstbewusst und stolz. «Der frische Wind und die neuen Ideen der Absolventinnen fliesst in die Betriebe und die Landwirtschaft ein», fasste Matthias Müller, Leiter Landwirtschaft Aargau, in seinem Grusswort zusammen. Die Arbeit der Bäuerinnen ist anspruchsvoll, denn neben der Planung, Priorisierung und vielfältigstem Wissen und Wirken rund um Gesellschaft, Haus und Hof, benötige es auch die Kommunikation und damit die Möglichkeit, alles vereinfacht zusammenzufassen und der Öffentlichkeit zu erklären. «Gut ausgebildete Nachwuchsfachkräfte liegen mir am Herzen, denn eine professionelle Ausbildung ist essentiell», schloss Müller mit herzlicher Gratulation an alle Absolvierenden des Fachkurses. Fünf wurden für ganz besondere Leistungen und Abschlussnoten zwischen 5,41 und 5,34 geehrt.

Bilder: cfo (Hauptbild: Abschlussklasse a)

Erfahren Sie HIER mehr über die beliebte SRF-Sendung: Landfrauenküche!

 

Die Ausgezeichneten:

Gunkel Dense, Egliswil, 5,41 (ganz rechts)
Weber Naemi, Beinwil am See, 5,39
Monnerat Alexandra, Wettingen, 5,36
Grieshaber Jasmin, Wittnau, 5,36
Nietlispach Edith, Beinwil im Freiamt, 5,34

Fachkurs Bäuerin – Eine tolle Ausbildung auch für Männer

Ein Mann, der den Fachkurs Bäuerin absolviert, ist mit Sicherheit nicht alltäglich. Florian Böller aus dem Fricktal hat die Aufgabe in Angriff genommen – und kann nur Positives dazu sagen. 

Angesprochen sind in der Kursausschreibung zwar sowohl Frauen, wie auch Männer «aus bäuerlichen und nichtbäuerlichen Kreisen, die an fachlicher und persönlicher Weiterbildung und an einer vielseitigen Ausbildung im Bereich Hauswirtschaft interessiert sind». Dennoch: Was bringt einen Mann dazu, den Fachkurs Bäuerin zu absolvieren?

 Ich habe immer schon gern gehaushaltet, gekocht und viel im Haushalt des Familienbetriebs mitgeholfen. Eigentlich bin ich aber ganz zufällig, über den Infoabend für die Landwirtschaftsausbildung, auf den Fachkurs Bäuerin gestossen. Meine damalige Freundin meinte: «Hei, das ist doch genau dein Ding». Und so meldete ich mich halt für diese Weiterbildung an.

Haben Sie während des Kurses einen Unterschied in der Behandlung festgestellt, also wurden Sie vielleicht irgendwie geschont? Oder lief dies von Beginn weg gleichgestellt ab?

Das ging alles ganz unkompliziert und so hatte ich mir das auch gewünscht. Es war eine richtig tolle Zeit und die ganze Klasse war ein gutes Team, in das ich voll integriert war.

Wie lautet eigentlich die Bezeichnung auf dem Diplom? Ein Bauer ist ja im herkömmlichen Sinne eigentlich ein Landwirt und sie sind keine «Bäuerin»?

Ich weiss das eigentlich gar nicht so genau. Meine Ausbildung habe ich aus privaten Gründen kurz unterbrochen und habe nun erst die Bestätigung für die absolvierten Module. Ich denke, es wird einfach heissen, «Absolvent des Fachkurses Bäuerin», oder ähnlich. Aber ich müsste das noch genauer abklären. Oder ich sehe es dann später, wenn ich den Rest der Ausbildung auch noch ganz abgeschlossen habe (lacht).

Was waren eigentlich Ihre Lieblingsmodule?

Wie gesagt, Haushalten und Kochen. Daran hatte ich schon immer Freude.

Und was raten Sie einem späteren Absolventen?

Sofort starten, nicht lange überlegen. Es ist eine unglaubliche Erfahrung und eine tolle Ausbildung.

Fachkurs Bäuerin – Trotz Covid-19 lief alles rund

Alles, nur nicht gewöhnlich, verlief der zweite Teil des Fachkurses Bäuerin 2018/2019 am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg in Gränichen. Die Freude am Lernen und der tolle Zusammenhalt als Team wurde aber nie getrübt. Dies erzählt Ramona Streckeisen aus Hornussen im Fricktal.

Wie fühlt es sich an, nach all dem Lernen und zwei Jahren harter Arbeit, das Zertifikat als Bäuerin mit Fachausweis in den Händen zu halten?

Es ist unglaublich, ein wunderbares Gefühl. Es war aber nicht nur Arbeit, denn die Teilnehmenden sind innerhalb der zwei Jahre zu einer Familie zusammengewachsen, auf die man zählen kann und es sind Freundschaften gewachsen, die mit Sicherheit ein Leben lang bestehen bleiben.

Sind schon weitere Aus- oder Weiterbildungen in Kürze oder auf längere Sicht hin geplant?

Natürlich macht jeder Erfolg Lust auf noch mehr. Ich will ganz sicher später die eidgenössische Berufsprüfung absolvieren. Aber im Moment freue ich mich einfach über den Abschluss des Fachkurses Bäuerin, über all die tollen Erfahrungen und die neu gewonnenen Freundschaften.

Wie finden Sie es, dass auch ein Mann die Ausbildung machte?

Es ist natürlich toll. Ich war aber leider nicht im gleichen Kurs und habe die Erfahrungen nicht eins zu eins machen dürfen. Natürlich aber kenne ich Florian Böller und hatte auch hin und wieder mit ihm zu tun. Er war offensichtlich voll integriert in seinen Kurs. Das war für ihn und alle anderen Beteiligten sicher ein super Erlebnis.

Ein paar Worte zum Corona-Jahr noch. Hatten Sie Fernunterricht?

Es war plötzlich keine Schule mehr. Wir hatten aber Zoom-Meetings und bekamen jede Woche Post mit umfangreichen Unterlagen und Aufgaben. Zuletzt hatten wir noch ein paar Mal Schule vor Ort und konnten uns damit gut auf die Prüfungen vorbereiten.

Und wie hat Covid-19 die Teamarbeit geprägt?

Das Team hat nie gelitten. Wir waren im ersten Jahr schon so zusammengewachsen und Freundschaften blieben natürlich weiterhin bestehen. Es gab aber halt keine Gruppenarbeiten mehr. In Zoom-Meetings wurden wir manchmal alle zugeschaltet und wir hatten natürlich telefonische oder Internetkontakte. Es war aber schon toll, als wir uns wiedersehen konnten und wir staunten, dass die Team-Dynamik über die Monate hinweg einfach geblieben war.

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