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„ostschweizerinnen.ch wünsche ich gesicherte Finanzen und gesellschaftlich politische Relevanz“

„ostschweizerinnen.ch wünsche ich gesicherte Finanzen und gesellschaftlich politische Relevanz“

Erika Bigler ist eine Frau der ersten Stunden, was die Frauenvernetzungsplattform ostschweizerinnen.ch betrifft. Sie war nicht nur Mitinitiantin des einstigen Frauenprojektes für das Kantonsjubiläum SG2003, sondern hat auch nach der Gründung des Vereins die Präsidentschaft übernommen.  Dies ist mittlerweile 15 Jahre her. Nun will Erika Bigler ihr Amt in jüngere Hände weiterreichen. An der Hauptversammlung am 28. Juni tritt sie zurück. Im Interview gibt sie Auskunft darüber, was war, was ist und was werden soll.

Beschreibe kurz, um was es bei ostschweizerinnen.ch überhaupt geht. Was will die Plattform erreichen und für wen ist sie gedacht?

Wir engagieren uns für eine starke Präsenz und gleichberechtigte und gleichwertige Teilhabe von Frauen in Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaf, insbesondere auch in den Medien. Unser Ziel ist es, mit der online-Plattform ostschweizerinnen.ch aus weiblicher Sicht und weiblichem Blickwinkel Frauen öffentlich ins Zentrum zu rücken, ihre Stärken sichtbarer zu machen und ihren Anliegen mehr Bedeutung zu geben, sowie interessierten Frauen und Männern neue Informationsquellen zu erschliessen, aktuelles Wissen zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen zu vermitteln und Debatten und den Austausch auf dem öffentlichen Parkett zu fördern. Wir nutzen die zahlreichen Möglichkeiten und Chancen der digitalen und sozialen Medien, um Frauen in ihrer Vielfalt zu vernetzen und ihren Anliegen Wirkkraft zu verleihen. Dies erreichen wir durch Glaubwürdigkeit und Qualität unserer redaktionellen Tätigkeit sowie mit direktem Austausch und Networking für Frauen an diversen offline-Veranstaltungen.

Wie wurde die Idee geboren und wer steckt dahinter?

Die Grundlage für die Idee wurde am 1. Oktober 1999 im Rössli Mogelsberg gelegt. Ich wurde damals aus Anlass des 10-jährigen Jubiläums von BALance netz St. Gallen zu einer Ideenküche für das sg2003-Jubiläu eingeladen, als eine der wenigen Frauen unter sehr vielen Männern: Es ging ja darum, Geld zu holen für Jubiläums-Projekte. Für mich glasklar: Wir Netzwerkerinnen zwischen der zweiten und dritten FrauenVernetzungsWerkstatt wollten auch Geld für ein Projekt, das wir ja dann nach immenser Arbeit auch erhielten. Veronika Longatti  und ich entschieden uns für ein virtuelles Netzwerk , 365 Tage während 24 Stunden online sicht- und nutzbar, als Ergänzung  zur  FrauenVernetzungsWerkstatt, jährliche Powertagung an der Uni St. Gallen seit 1998. 

Aus welchem Grund und zu welchem Zweck wurde der Verein ostschweizerinnen.ch gegründet? Die Plattform lief doch als Jubiläumsprojekt ganz gut.

Für die Projekteingabe brauchten wir einen Verein als Trägerschaft. Dieser wurde am 7. September 2001 unter dem Namen „Virtuelles FrauenNetzWerk“ gegründet.

Am 28. Mai 2003, für den Start  des Online-Magazins mit Vernetzungsplattform, wurde der Name  in Verein ostschweizerinnen.ch geändert, mit dem Zweck und Ziel, Frauen und Organisationen im Raum Ostschweiz, die sich für Frauenanliegen einsetzen, zu vernetzen. Dabei waren –  nebst mir als Präsidentin –  Veronika Longatti als Vizepräsidentin, Lisa Etter als Kassierin und Gudrun Sander als Aktuarin.  

Du warst von Beginn weg Präsidentin des Vereins. Blicke für uns kurz auf deine Amtszeit zurück! Was sind und waren die Schwerpunkte deiner Tätigkeit?

Als Netzwerkerin aus Leidenschaft war mein Fokus immer nach aussen gerichtet, d.h. Ich war vor allem Aussenministerin.  Ich pflegte die Kontakte zur FrauenVernetzungsWerkstatt, wo wir all die Jahre als Medienpartnerin wirkten. Wenn wir Auftritte gegen aussen hatten, wurden diese professionell angegangen, man denke an die Vernissage vom 14. Juni 2003 anlässlich der 6. FrauenVernetzungsWerkstatt in Gossau (Bundesrätin Micheline Clamy-Rey war dabei), den Lehrgang „Empowerment durch Online-Journalismus in den 3 Jahren von 2011 bis 2013 und an das 10-jährige Jubiläum vom 14. Juni 2013, das wir zusammen mit dem 80sten Geburtstag von alt Bundesrichterin Margrith Bigler-Eggenberger würdig als Frauenfest in der Lokremise St. Gallen feierten. Im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit an der Fachhochschule St. Gallen (FHS) hat Michelle Kast für uns eine Studie über die Weiterentwicklung des online-Magazines verfasst. Im letzten September gingen wir mit der neuen Website online.

In den letzten Jahren habe ich mich auch mit Frauenorganisationen in der ganzen Schweiz vernetzt. Wir sind neu Mitglied von allianceF, Dachorganisation der Schweizer Frauenorganisationen, und mit SWONET, swiss women network.

Dauerthemen waren und sind die Finanzen und die personellen und zeitlichen Ressourcen des Vorstandes. Es ist nicht einfach, den Verein mit ehrenamtlichen Fachfrauen zu führen, weil oft Konflikte mit der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt entstehen. Als Präsidentin ist für mich das Ehrenamt gleichwertig mit der Erwerbsarbeit. Auch Vereine brauchen ein tatkräftiges und zuverlässiges Team.   

Du trittst an der nächsten Hauptversammlung als Präsidentin von ostschweizerinnen.ch definitiv ab. Was hinterlässt du einer Nachfolgerin?

Die 15jährige Organisation ostschweizerinnen.ch hat heute einen festen Platz in der Landschaft und  leistet wichtige Arbeit aus der Frauenperspektive. Das wissen alle, die uns kennen.

Bis jetzt gibt es noch keine Kandidatin für das Präsidentschaftsamt. Wie geht es mit dem Verein weiter?

Die zu wählende Vizepräsidentin und Finanzfachfrau Nelly Grubenmann übernimmt  zusammen mit dem Vorstandsteam die Verantwortung und  die Aufgaben der Präsidentin als Uebergangslösung. Dafür allen ein herzlicher Dank.  Eine  defintive Nachfolgeregelung ist noch offen. Scheinbar ist es nicht einfach, eine Pionierin abzulösen.  Deshalb gebe ich jetzt den  Präsidentinnen-Stuhl frei. Die Wahl einer neuen Präsidentin und die Verabschiedung von mir als Gründungspräsidentin mit einer Dauer von 15 Jahren findet an einer ausserordentlichen Hauptversammlung statt.   

Wer müsste sich melden für das Präsidentschaftsamt? Welche Voraussetzungen muss eine künftige Präsidentin unbedingt mitbringen?

Aus meiner Sicht sollte es eine tatkräftige, gut ausgebildete und praxiserprobte Frau sein mit einer Prise Leidenschaft für das Netzwerken und die gesellschaftspolitische NGO-Arbeit auf dem öffentlichen Parkett in der Ostschweiz. Es braucht Zeitressourcen und die Verankerung in St. Gallen und Umgebung. 

Inwiefern wirst du eine künftige Präsidentin unterstützen, oder wie wirst du sie einführen in ihr Amt?

Als Redaktionsleiterin und nimmermüde Netzwerkerin mit rotem Faden  bleibe ich ja ostschweizerinnen.ch treu. So komme ich mit meinem Erfahrungswissen immer wieder in Kontakt mit der neuen Präsidentin, kann ihr Gedanken- und Ideen-Austausch anbieten und Beratung, ohne dass ich Entscheidungsmacht im Vorstand habe. Ich werde mit ihr auch den  Ausbau der Redaktion und ein Angebot für journalistische und digitale Weiterbildung diskutieren.

Sicher hast du Visionen für die Plattform und den Verein ostschweizerinnen.ch. Wie sehen diese in 20, 30 oder 50 Jahren aus?

Für den Verein wünsche ich gesicherte Finanzen und Organisationsstrukturen, wo sich als Team gut arbeiten lässt. Ein Co-Präsidium könnte  die Führungsarbeit aufteilen, z.B. in die Verantwortung als „Aussenministerin“ einerseits und als „Innenministerin“ andererseits.

Für die Plattform wünsche ich eine gute Zusammenarbeit zwischen Anbieterinnen und Nutzerinnen. Ostschweizerinnen.ch rückt Frauen ins Licht. Dazu braucht es Frauen, die sichtbar werden wollen, es braucht ständige PR- und Medienarbeit von Organisationen und Frauen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft.

Ich habe die Vision, dass die Plattform  auf der Basis von Emanzipation und Demokratie gesellschaftspolitischer wird und vermehrt Kooperationen statt Konkurrenz möglich werden. Ein Traum für mich ist, dass sich die 20jährigen St.GallerFrauenNetzwerke weiterentwickeln und der neu eingeführte RoundTable fruchtbar wird für mehr Zusammenarbeit, eventuell unter einem neuen Namen „FrauenOstschweiz“.

Gibt es etwas, was du unbedingt noch zur Plattform, zum Verein oder  zum Präsidentschaftsamt sagen möchtest?

Ich danke allen, die ostschweizerinnen.ch unterstützen herzlich und wünsche der Plattform weiterhin eine gute  technische und gesellschaftspolitische Entwicklung und dem Vorstand in neuer Zusammensetzung ein gutes Weiterarbeiten.

Besten Dank für all die Arbeit, zugunsten der Frauenvernetzung und für das Interview.

 

Interview: Cornelia Forrer

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