Rentenreform 2020

Rentenreform 2020

Während die Herrschaften sich in den Räten nun darüber fetzen, ist die Rentenreform 2020 offenbar bei den Frauen akzeptiert – und dies selbst, wenn dadurch das Rentenalter für die Frauen auf 65 Jahre steigen wird. Im Rahmen eines Podiums von «frauenaargau» beschäftigten sich zwölf National- und Ständeratskandidatinnen mit dem aktuellen Thema.

Aargau. Es geht in erster Linie um eines: Frauen sollen nach Bern. Und dass sie offenbar anders – oder gar nachhaltiger – als viele Männer zu denken vermögen, zeigte das interessante Podium im Grossratssaal von Aarau anschaulich auf. Zwölf National- und Ständeratskandidatinnen aus dem ganzen Kanton diskutierten über die Reform der 1. Und 2. Säule. «Ich bin glücklich über den Mut von Bundesrat Alain Berset», erklärte Ständerätin Christine Egerszegi in ihrem Einführungsreferat zum Thema, bevor die az-Bundeshausredaktorin Anna Wanner den Kandidatinnen aller Couleur auf den Zahn fühlte. Allerdings war es nötig, die Themen aufzuteilen, sodass sich nur Maya Bally (BDP), Stefanie Heimgarnter (SVP), Monika Küng (Grüne) und Helen Suter (EVP) in einem ersten Teil über die Flexibilisierung und das Rentenalter äussern konnten. Die bestehende Lohnungleichheit sei zu beseitigen, doch das heisse nicht, dass man deshalb die Erhöhung des Referenzrentenalters auf 65 Jahre für Frauen bekämpfen dürfe. Maya Bally möchte sogar über eine Erhöhung für beide Geschlechter auf 66 Jahre nachdenken, eine Ansicht, die Helen Suter nicht teilt, sich aber für die Flexibilisierung des AHV-Alters stark machen will. Wer aber länger arbeite, dürfe darum keine höhere Rente erhalten. Stefanie Heimgartner vertrat die Ansicht, dass Frühpensionierte keine Ergänzungsleistungen erhalten sollen und stach damit in ein Wespennest, denn die anderen Kandidatinnen fanden dies unfair, wenn jemand zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig ausscheiden müsse. Heimgartner will auch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer bekämpfen.

Koordinationsabzug umstritten

Über die zweite Säule (BVG) diskutierten Marianne Binder (CVP), Yvonne Feri (SP), Renate Gautschy (FDP) und Ruth Jo. Scheier (GLP). Es führe kein Weg an einer Senkung des Umwandlungssatzes vorbei, da das Sparguthaben ja nicht mehr reiche, warf Moderatorin Anna Wanner in die Runde. Der Generationenvertrag sei neu zu schreiben, so Renate Gautschy. Jeder habe etwas dran zu geben, denn die Senkung sei richtig und vertretbar. Dies betonte auch Yvonne Feri. «im Gesamtpaket wird durch den Zuschlag bei der AHV ein Ausgleich geschaffen», findet sie. Marianne Binder ist ebenfalls für die Senkung von 6,8 auf 6 Prozent. «Meine Kinder sollen doch nicht für mich schuften müssen», sagte sie. Alle Generationen hätten sich zu beteiligen. Nur beim Koordinationsabzug, den der Bundesrat streichen und die Ständeratskommission behalten wollte, gab es unterschiedliche und kritische Voten. Für Teilzeitarbeitende – meistens seien dies Frauen – sei dies ungerecht, so Scheier.

Mit Kampfgeist und Können

Über das Gesamtpaket tauschten sich schliesslich die vier Ständeratskandidatinnen aus und zeigten sich um einiges erfahrender und teilweise auch dossiersicherer als die Nationalratskandidatinnen. Pascale Bruderer (SP), Ruth Humbel (CVP) und Lilian Studer (EVP) zeigten sich als «ältere Hasinnen», während Irène Kälin (Grüne) besonders viel Kampfgeist erahnen liess. Letztere würde einer Erhöhung des Rentenalters nur zähneknirschend zustimmen, weil sie andere Ungerechtigkeiten erst beseitigt haben möchte. Lilian Studer hofft, dass die Reform nicht wegen des Lohnniveaus versenkt wird. Ruth Humbel möchte, dass die Vorlage schnell behandelt wird, damit die Mehrwertsteuer 2017 nicht gesenkt werde, «um für die Finanzierung der Altersvorsorge 2020 dann wieder angehoben zu werden». Ständerätin Pascale Bruderer hat in der Kommission mitgearbeitet und weiss deshalb am besten, wie die Vorlage entstand. Man habe es geschafft, eine Lösung zu finden, weil nicht vieles nach aussen gedrungen und dort gleich schon diskutiert worden sei. Lobbying sei darum kaum möglich gewesen. Mit der jetzigen Vorlage lasse es sich für alle Seiten leben. Sie sei mehrheitsfähig und fair.

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