«Strick-in» in der Bundeshauptstadt und Aktionen zum Frauentag in der Schweiz – Frauen sind anders gestrickt
Es soll ein Protest sein, eine Mahnaktion gegen den Sexismus. Darum wird am internationalen Frauentag auf dem Bundesplatz in Bern wieder einmal gestrickt. Die Aktion ist dem neuen Präsidenten der USA zu verdanken. «We can’t keep quiet!» umfasst aber die ganze Welt. Rund 50 Gruppen verschiedenster Grösse und Ausrichtung beteiligen sich daran. Es soll übrigens auch in der Schweiz laut gezwitschert werden: #SchweizerAufschrei und auch Facebook und Co. sind dabei.
In erster Linie geht es ja nicht um das Stricken, doch sind Frauen immer noch anders als Männer gestrickt und Männer und Frauen verstricken sich seit Jahrzehnten in ein Bild, das Ungleichheit und Unfairness zulässt – auch in der Schweiz. Erinnern wir uns, dass wir einen Verfassungsartikel im Grundgesetz haben, der längst noch nicht umgesetzt ist, oder wie steht es mit dem gleichem Lohn für gleiche Leistung?
In Bern trifft man sich zum «Strick-in» der Pussy-Hats, also der pinkfarbenen Wollmützen, die weltweit Symbolcharakter haben und zum Zeichen gegen Sexismus geworden sind. Und weil das Stricken für einige Frauen gewöhnungsbedürftig sein könnte, liefern die Organisatorinnen auch die historische Referenz dazu: Schon früher hätten sich Frauen vermeintlich zum Nähen oder Tee trinken getroffen, um in Tat und Wahrheit politische Bewegungen voranzutreiben.
Veranstaltungen gibt es ebenfalls in Chur, Genf, Lausanne und Yverdon. Auch in Zürich findet nach dem Vorbild Washingtons, ein von Gewerkschaften mitgetragener Frauenmarsch statt. «We can’t keep quiet!» richtet sich aber nicht nur gegen den Sexismus und die Gewalt an Frauen. Der Aufruf des Bündnisses umfasst auch Forderungen wie faire Löhne für Frauen, die bessere Vertretung in Chefetagen und die Aufwertung von Care-Arbeit.
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Und hier folgen einige Highlights:
Chancen in Chur
Der Gewerkschaftsbund Graubünden sucht das offene und öffentliche Gespräch mit Tamara Gianera, seit hundert Tagen Leiterin der Stabsstelle für Chancengleichheit von Frau und Mann des Kantons. Grosse Frage dabei an die 34-jährige Historikerin ist: «Gleichstellung – k/ein alter Zopf für junge Frauen?»
Bildungszentrum Gesundheit und Soziales, Hörsaal 105, Gürtelstrasse 42, Mi, 8. März 2017, 17.15 Uhr
Chur: Revolutionärin, Frauenrechtlerin und Schriftstellerin
Das Leben der Souffragette Olympe de Gouges, Revolutionärin, Frauenrechtlerin und Schriftstellerin zur Zeit der Französischen Revolution. Mit Ursina Hartmann/Ann-Marie Arioli (Text/Lesung) und Ursina Brun (Flöte)/Carlo Köhl (Gesang/Piano) Buffet und Getränke.
Theater Chur, Grabenstrasse 6, 7000 Chur, 12.00 – 14.00 Uhr
Care in Davos
Auf Einladung von Soroptimist – einer weltweit tätigen Vereinigung von Frauen in der Wirtschaft, mit eigenem Zweig in Davos-Prättigau – referiert die feministische Theologin Ina Praetorius zu positiven Effekten des Care-Ansatzes im Kapitalismus. These ist: «Wirtschaft ist Care». Der Vortrag mit Aussicht auf Zukunftsfragen über das «Kerngeschäft des Wirtschaftens» – die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse – steht Männern, Frauen und Nichtmitgliedern von Soroptimist offen.
Davos Platz Hotel Grischa, Talstrasse 3, Mi, 8. März 2017, 19.30 Uhr
St. Gallen denkt quer
Auch und gerade heute: «Quer denken»! Mit diesem Leitmotiv im Kopf, diskutieren Mascha Madörin, feministische Ökonomin, und Annegret Wigger, Ausserrhoder SP-Kantonsrätin, über Antikolonialismus, Kritik am Schweizer Finanzplatz, feministische Wirtschaftstheorie und Care-Ökonomie. Das einladende Komitee 8. März besteht aus dem Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz, der Politischen Frauengruppe (PFG) St. Gallen sowie der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Vor der Diskussion wird ein orientalisches Buffet angeboten, im Anschluss Frauenfest und Disco mit DJane Angélique.
St. Gallen Raum für Literatur, Hauptpost, St.-Leonhard-Strasse 40, 3. Stock, Mi, 8. März 2017, 19.30 Uhr
Internationaler Frauentag in Heiden
Inputs und Referate von der Kantonsbibliothekarin Heidi Eisenhut, dem Künstlerduo soldo aus Heiden und von einer Sozialarbeiterin des Zentrums Landegg.
Informationen: www.chancengleichheit.ar.ch
Frauen Persönlichkeiten in Gesellschaft und Politik
Die Frauenzentrale Thurgau lädt ein. Beginn: 19.30 Uhr
Die Frauenzentrale Thurgau startet am 8. März mit dem ersten Gespräch aus einer Reihe von drei: Es diskutieren Eveline Widmer-Schlumpf und Cornelia Komposch unter der Leitung von Cäcilia Bosshard darüber, was Frauen heute leisten müssen, um in Politik und Gesellschaft etwas bewegen zu können. Wie packen Frauen ihre Karrieren an, wie verhandeln sie und wie vernetzen sie sich? Wo haben Frauen besondere Chancen, und wo gibt es Veränderungsbedarf? Der Abend verspricht spannend zu werden. Im Anschluss gibt es einen Apéro und es besteht Möglichkeit zum Austausch. Der Eintritt ist frei.
Pussy-Hat in Zürich
Unter dem Titel «Women’s March Zurich» findet eine Protest- und Solidaritätskundgebung in Anlehnung an die Anti-Trump-Demos statt. AktivistInnen mit oder ohne Pussy-Hat, die sich mit den internationalen Frauenstreiks solidarisieren wollen, sind herzlich eingeladen. Transparente und Schilder – soweit vorhanden – nicht vergessen oder frisch bemalen!
Zürich Helvetiaplatz, Sa, 18. März 2017, 13.30 Uhr
Frauendemo in Zürich
Das Frauenbündnis Zürich lädt Frauen zur traditionellen Demo gegen Faschismus, Krieg und Patriarchat auf dem Hechtplatz ein. Männer sind allerdings aufgefordert, der Veranstaltung «solidarisch fernzubleiben».
Zürich Hechtplatz, Sa, 11. März 2017, ab 13.30 Uhr
Zorniges Zürich
Laurie Penny, international bekannte Feministin und Journalistin, unter anderem beim «Guardian» sowie gelegentlich für die WOZ, und Natascha Wey, Aktivistin und Gewerkschafterin, diskutieren im grossen Saal des Kaufleuten «zornig, lautstark, witzig» und auf Englisch über feministischen Aktivismus heute.
Zürich Kaufleuten, Pelikanplatz, Mi, 8. März 2017, 20 Uhr
Widerstand im Radio
Bei Radio Lora widmen sich die SendungsmacherInnen am 8. März ganztags dem Widerstand gegen Alltagsseximus, gegen das Patriarchat, gegen starre Rollenbilder – in verschiedenen Formaten und Sprachen. Um 12 Uhr wird etwa die Audiocollage «Frauen* bilden Banden» ausgestrahlt: «Sich organisieren heisst sich zusammenschliessen, verbünden und stärken. Sich organisieren heisst Widerstand leisten, Pläne schmieden und Perspektiven entwickeln. Sich organisieren ist notwendig – aber wie?».
Im Äther oder im Netz, Frequenzen und Webradio unter www.lora.ch(link is external), ab Dienstag, 7. März 2017, 22.00 Uhr
«Pussy grabs back» – überall
Das breite Aktionsbündnis We can’t keep quiet, das aus vielen verschiedenen kleineren und grösseren Frauen-, MigrantInnen- und LGBTQ-Organisationen besteht und von einigen Gewerkschaften unterstützt wird, wirbt dafür, schweizweit und um den 8. März herum möglichst viele Proteste als Zeichen der Solidarität mit den zeitgleich weltweit stattfindenden Frauenstreiks auf die Beine zu stellen.