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«That Girl» – durch Selbstoptimierung zur besten Version seines Ichs

«That Girl» – durch Selbstoptimierung zur besten Version seines Ichs

Seit es Tiktok gibt, ist ein Trend zu beobachten, der jungen Frauen Mut zur Selbstoptimierung machen soll. Statt dies zu erreichen, setzt er die Frauen aber unter extremen Druck.

 

Es gibt Menschen, deren Tag mehr als 24 Stunden zu haben scheint. Sie wachen super früh auf, trinken selbstgemachten Green Juice, haben vor dem Frühstück schon ihr Workout erledigt, in ihrem Journal sowohl eine Dankbarkeits-, als auch eine To-do-Liste erstellt und erste E-Mails beantwortet – und das alles natürlich erst, nachdem sie meditiert und sich einen Iced-Coffee mit selbstgemachter Mandelmilch in ihr Mason-Jar-Glas gefüllt (und fotografiert) haben.

Auf Tiktok haben diese Menschen, meist Frauen, einen Namen: «That Girl». Unzählige Follower eifern ihren Lifestyles nach und wollen so sein, wie ihre Vorbilder. #thatgirl ist dabei eine Fusion aus dem «Girl Boss»-Prinzip, also einer Frau, die ständig zelebriert, dass sie arbeitet. Dann nimmt man noch den Hype um Wellness und Selfcare dazu – fertig ist der Social-Media-Cocktail.

Der Aufstieg des Trends

Es erstaunt nicht, dass dieser perfekte Mix die sozialen Medien dominiert. Speziell auf Tiktok werden diese Frauen als Wellness-Göttinnen gefeiert, deren Leben erstrebenswert ist. Kein Wunder: Das Leben eines «That-Girl» gleicht einem Pinterest-Board mit skandinavischen Minimalismus-Vibes. Ziel des Lifestyles eines «That Girl» ist es, jede Sekunde des Tages perfekt zu nutzen, das eigene Leben zu optimieren und dabei makellos auszusehen, ohne aber so zu wirken, als ob man sich gross um Äusserlichkeiten scheren würde.

Wo und wann der Trend seinen Anfang nahm, ist nicht ganz geklärt. Vor einem Jahr aber ging ein Tiktok viral – der Inhalt? Eine Anleitung, was es braucht, um «That Girl » zu werden. Die Tipps wurden mehr als eine Million Mal geliket. Sie wirken harmlos: «Gehe jeden Tag auf einen Spaziergang», «Trinke genug Wasser» oder «Priorisiere deinen Schlaf». Natürlich sind diese Gesundheitsregeln nicht neu, doch bisher kamen sie halt eher von Ärzten und Ärztinnen als von Influencerinnen.

Motivation oder toxische Tipps

Andere Tipps hingegen hinterlassen einen fahlen Nachgeschmack: «Spare und kaufe dir die Garderobe deiner Träume», «Hör auf, weinende Selfies von dir zu posten», «Gib dir für deine Projekte noch mehr Mühe» oder «Iss kein Junkfood». Auch diese Anleitungen werden mit Herzchen kommentiert und mit Kommentaren wie «Yessss Queeeen» unterstützt. Die meisten Likes bekommen perfekt gestylte – und extrem schlanke Frauen.

Das Problematische daran? «That Girl»-Vertreterinnen geben vielen jungen Frauen das Gefühl, ein frisch gemachtes Bett, absurd viele Duftkerzen und eine Yogaeinheit am Morgen könnten jedes Problem lösen. Dass sie mit ihren Anleitungen unsicheren Frauen aber noch mehr Druck auferlegen, scheinen sie nicht zu merken. Sie implizieren, dass du zuerst deinen ganzen Lifestyle umkrempeln musst, damit du deine Ziele erreichen kannst.

Gut gemeint, aber…

Dazu gehört auch die Anschaffung von Workout-Outfits, die sich gut auf Fotos machen, Beauty-Produkten, die nach Farben sortiert im Badezimmer stehen und neuem Geschirr, auf welchem sich die Salate besser präsentieren lassen. Die Gefahr, durch solche Accounts eine Essstörung oder ein Burnout zu entwickeln, ist nicht von der Hand zu weisen.

Natürlich sind die Absichten der Frauen, die solche Videos posten, wahrscheinlich gut. Vielleicht inspirieren sie auch einige, ein bisschen besser auf sich und seine Gesundheit zu achten – Stretching-Einheiten und Bücher lesen schaden niemandem, solange alles im Spassbereich und zeitlich durchführbar bleibt.

Immerhin ist langfristig eines gewiss: «That Girl» wird nicht ewig dominieren. Die Mädchen werden älter und kritischer, entwickeln sich und folgen nicht mehr jedem Trend. Man muss nicht sein ganzes Leben umkrempeln, sondern sich viel besser Zeit, Geduld, Akzeptanz und Selbstliebe schenken.

Quelle: 20min

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