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Tief rechts – Mitte – eher Mitte, aber links? – die nächste Aargauer Regierungsrätin

Tief rechts – Mitte – eher Mitte, aber links? – die nächste Aargauer Regierungsrätin

Zweifellos hat die Aargauer Regierungskandidatin Franziska Roth ihre gute Ausgangsposition für den zweiten Wahlgang ihrer Partei, der SVP, zu verdanken. Und doch hat sie es nicht im ersten Anlauf geschafft, denn der Aargau wird wohl am liebsten von starken Männern regiert. Vier der fünf Regierungsratssitze hat man bereits besetzt – einen gar schon fast im Schnellzugtempo. Nun gibt es die Chance, den einzigen Frauensitz der zurücktretenden Grünen Susanne Hochuli, doch noch mit einer Frau zu besetzen.

Es steht mittlerweile am 27. November nur noch eine reine Frauenwahl bevor. SVP-Vertreterin Franziska Roth, Bezirksgerichtspräsidentin von Brugg, wurde im ersten Wahlgang von den weiteren bürgerlichen Parteien nicht unterstützt. Nein, sie wurde gar als „unwählbar“ taxiert, denn niemand hatte wohl mit ihrem guten Abschneiden im ersten Wahlgang gerechnet. Die 52-Jährige trat zwar schon zu den Nationalratswahlen 2011 an und amtete in der Amtsperiode 2010/2013 als Einwohnerrätin von Brugg, daneben aber trat sie kantonal kaum je in Erscheinung und blieb bisher dementsprechend unbekannt.

Einige Sympathien hat sich Roth auch wegen ihrer Aussagen zum Bildungssystem verscherzt, zum Beispiel mit dem Satz, dass man störenden Schülern am liebsten löffelweise Ritalin geben würde, bis sie ersticken, oder mit ihrer Ablehnung einer integrativen Schule oder zur Rolle der Frau. Ähnliches wolle sie aber „hin und wieder“ vermeiden, sollte sie gewählt werden, schlichtet sie nun. „Als Kröte, die es zu schlucken gilt“, wird Roth nun von der FDP ebenfalls unterstützt. Die CVP hingegen mochte sich dem Wahldiktat der SVP hingegen nicht ebenfalls beugen. Sie gab aber dennoch nur Stimmfreigabe bekannt – Stimmfreigabe für die Wahl der SVP-Vertreterin Roth oder der BDP-Vertreterin Bally, denn eine zweite SP-Vertretung soll im bürgerlichen Aargau mit allen Mitteln verhindert werden. Und die Chancen stehen für die SP-Vertreterin Yvonne Feri leider sehr gut.

Die besonnene Kämpferin aus der Mitte

Seit Maya Bally von der BDP ebenfalls zum zweiten Wahlgang antritt, ist das bürgerliche Lager gespalten. Einziges Manko der fähigen Mitte-Politikerin wird die fehlende Parteistärke im Rücken sein, denn die BDP verlor bei den Kantonswahlen erheblich an Terrain und kann in Zukunft keine eigene Fraktion mehr bilden. Dieses Problem hat man parteiintern jedoch mittlerweile mit dem Zusammenschluss mit der EVP-Fraktion gelöst. Maya Bally hat sich von der Toner-Verkäuferin zur Organisationsfachfrau mit Managementfunktion hochgearbeitet – und dennoch stand ihr die Familie immer an erster Stelle. Zum Beispiel auch, als sie sich für eine Politkarriere entscheiden sollte und der Familie zuliebe zurückzustecken entschied.

Die heutige Präsidentin der Lenzburger Bezirkspartei (Jahrgang 1961) vertritt die BDP seit 2013 im Grossen Rat, für die sie auch als Fraktionspräsidentin amtet. Als Schulpräsidentin der Schulpflege Hendschiken seit zehn Jahren und als Vorstandsmitglied des Vereins Aargauischer Schulpflegepräsidentinnen und –präsidenten seit sechs Jahren, bringt sie auch einen breit gefüllten Rucksack aus der Basis mit. Ihre Kandidatur wird von den Unterstützern damit begründet, dass im Wahlkampf ohne sie eine Mitte-Auswahl ohne Polarisierungspotenzial fehlt. Und weil Regierungswahlen auch immer Kopfwahlen sind, stehen die Chancen für die sympathische Kandidatin mit Sicherheit nicht schlecht.

Die linke Powerfrau

Wenn zwei Parteien sich streiten, könnte die dritte die Siegerin sein. Insofern ist die Wahl der SP-Vertreterin Yvonne Feri als neue Regierungsrätin ein mögliches Szenarium. Regierungswahlen sind auch immer Kopfwahlen – und eine Kopfwahl muss Yvonne Feri wohl keinesfalls fürchten. Ihr Bekanntheitsgrad ist schliesslich enorm, ihr Leistungsausweis üppig und gut dokumentiert und die Parteigenossin, der wohl beliebtesten Aargauer Politikerin und Ständerätin, Pascale Bruderer Wyss, kennt nun einmal jede/r im Kanton. Dabei wird sie ebenso verehrt wie gehasst.

Beim Schweizerischen Bauernverband in Brugg als Kauffrau ausgebildet, wechselte die junge Yvonne in die Privatwirtschaft und Bankenwelt und endete schliesslich als Geschäftsführerin im Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband. Daneben wirkt sie gesellschaftlich seit Jahrzehnten in fast unendlich wichtigen Positionen. Als Frauenvertreterin setzt sich die alleinerziehende Mutter und Nationalrätin (seit 2011) als umtriebige Kämpferin für Menschenrechte, Freiheit, Kinderschutz oder Gerechtigkeit über alle Grenzen hinweg ein. Feri ist auch eine Person, die nicht nach der Pfeife von Vorgegebenem tanzt.  Levrats Klassenkampf-Positionspapier lehnt die Regierungskandidatin entschieden ab, weil diese schon gar nicht umsetzbar sei. Und aus Donald Trumps Wahl zieht sie die Lehre, dass man die Ängste und Nöte der Wählerschaft ernst nehmen und gut hinhören soll. Mit Sicherheit würde der Kanton Aargau mit einer Mitte- oder Links-Regierungsrätin nur gewinnen.

 

Bild: Yvonne Feri, die einzige Regierungskandidatin, die auch für die Gleichstellung kämpft

„Es ist mir ein wichtiges Anliegen, mich weiterhin für die Gleichstellung der Geschlechter im Kanton Aargau einzusetzen. Wenn wir es schaffen, dass bei uns die Gleichstellung aktiv gelebt wird, ist das ein Gewinn für die Gesellschaft und die Wirtschaft. Ich wünsche mir, dass es selbstverständlich wird, dass Frauen und Männer für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn erhalten und dass wir mit Tagesstrukturen leben, die eine befriedigende Vereinbarkeit von Arbeit und Familie ermöglichen. In den Firmen und an den Arbeitsplätzen darf Diversity nicht nur ein Schlagwort sein, sondern die soziale Vielfalt soll genutzt werden und die Stärken der einzelnen Mitarbeitenden sollen hervorgehoben werden. Ich setze mich dafür ein, dass im Kanton Aargau Frauen und Männer miteinander die gemeinsam gesetzten Ziele erreichen.“

Yvonne Feri

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