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«Unorthodox» – die Metamorphose der Deborah Feldman

«Unorthodox» – die Metamorphose der Deborah Feldman

Die US-deutsche Autorin Deborah Feldman stammt aus einer ultra-orthodoxen jüdischen Familie, in der sie beinahe an den Regeln erstickt. Doch eines Tages bricht sie mit ihrem kleinen Sohn aus, um die Welt zu entdecken und eine neuen Zuflucht zu finden.

Als Deborah Feldman mit ihrem Sohn Berlin erreichte, betrat sie eine unbekannte neue Welt. Im streng orthodoxen Umfeld der Satmarer Chassiden im Stadtteil Williamsburg in New York gibt es ganz klare Regeln – besonders für eine Frau. Diese hat nämlich vorwiegend die Aufgabe, dem Mann zu gehorchen, ihn zu erfreuen und Kinder zu gebären. Der Holocaust wird übrigens als Strafe Gottes gesehen, für angeblich mangelnde Frömmigkeit und übertriebene Assimilierung von Juden in Europa. «Gott hat darum Hitler gesandt, um die Juden zu bestrafen, sich selbst erleuchtet zu haben. Er kam, um uns zu reinigen, um alle assimilierten Juden zu vernichten, alle freien Jidden, die dachten, sie könnten sich selbst vom Joch, die Auserwählten zu sein, befreien», schreibt Feldman in ihrem Roman «Unorthodox». Ein gleich lautender Film mit wenigen Abweichungen lief kürzlich auf Netflix an.

Bildung bleibt den Frauen verwehrt. Sie besuchen religiöse Schulen. Die Landessprache wird nicht gesprochen, die gängige Muttersprache ist Jiddisch. Popkultur, Kino, Nachrichten, farbige Kleidung, Ausschnitte und Jeans sind tabu. Und die Mädchen werden früh versorgt – meist im Rahmen einer Zwangsheirat, denn noch sucht die Familie den Partner aus. Deborah Feldman wurde mit 17 mit einem Chassiden verheiratet, den sie nur dreimal vorher sah. Man rasierte ihr die Haare ab und sie musste eine Perücke tragen. Mit 19 gebar sie einen Sohn und flüchtete später nach einem Autounfall mit dem Dreijährigen nach Berlin, dem Land, in dem ihre Grosseltern beiderseits KZs überlebten, bevor sie nach Amerika flohen.

Das Jüdischsein sei für sie eine Emotion, die zwar Halt gebe, aber auch schmerzhafte Erinnerungen wecke, beschreibt Deborah Feldman ihr Verhältnis zur Religion. Sie sei zwar immer noch gläubig, aber nicht religiös. Der Spagat zwischen praktizierter Tradition und der Rebellion gegen institutionalisierte Religion sei ein grosses Thema. Die grossen jüdischen Feiertage zelebriert Feldman mit ihrer Familie aber doch, wenn auch ohne Speisegesetze, ohne Gebote und Verbote. Feldman besuchte eine private religiöse Mädchenschule. Dort wurde hauptsächlich Religion gelehrt und auf das Leben als Ehefrau und Mutter vorbereitet. Heimlich las das Mädchen englischsprachige Romane oder besuchte mit der Freundin mal ein Kino. Nach dem Schulabschluss arbeitete die heutige Autorin als Lehrerin, auch wenn sie keine entsprechende Ausbildung und schon gar keinen Studienabschluss besass. Ohne das Wissen des Ehemannes, schrieb sich die wissbegierige Frau am Sarah Lawrence College ein und studierte heimlich englische Literatur.

Ein wichtiges Thema im Leben der jüdischen jungen Frau ist bis heute die Sexualität. Sie wurde damit erzogen, dass die Körper von Mädchen und Frauen unrein sind, besonders während der Menstruation. Da das Mädchen kaum aufgeklärt war, entwickelte es eine ausgeprägte Form des Vaginismus, wodurch der Geschlechtsverkehr nicht funktionierte. Wegen der ausgebliebenen Schwangerschaft wurde sie von der Verwandtschaft unter Druck gesetzt und immer wieder beschämt. Die Schwiegermutter selbst gab ihr Ratschläge und mahnte, sie habe die Aufgabe, ihren Sohn glücklich zu machen und Kinder zu gebären. Deborah Feldmann erzählt im Dokumentarfilm #FemalePleasure die Geschichte ihrer Zwangsverheiratung unter ultra-orthodoxen Juden. Sie ist eine von fünf mutigen und selbstbewussten Frauen aus fünf Weltreligionen, die für eine selbstbestimmte weibliche Sexualität und für ein gleichberechtigtes und respektvolles Miteinander unter den Geschlechtern einstehen.

Quellen: youtube / Wikipedia

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