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Vom Rap und seinen antisemitischen, menschenverachtenden und sexistischen Texten – Teil 2

Vom Rap und seinen antisemitischen, menschenverachtenden und sexistischen Texten – Teil 2

Den „Echo“ gibt es bekanntlich nicht mehr, haben die Verantwortlichen doch kürzlich zwei Rassisten und Frauenhasser für ihre Werke geehrt und wurden dafür getadelt. Fakt aber ist, dass zahlreiche Rapper (und auch Rapperinnen) bedenkliche Songinhalte von sich geben und dass das Frauenbild im Rap zumeist ein sexistisches und frauenverachtendes ist.

Nun, es mangelt nicht an Individuen, welche die Grösse ihres Dinges als zentral anschauen und sich – sind sie denn Träger eines Dingelings – deshalb gewaltig überschätzen. Wer einen Penis hat, der steht nach ihnen offensichtlich über allem – und besonders über den Frauen. Meist fehlt es bei gewissen Typen aber einfach auch an Geist.

Gangster-Rap kommt übrigens nicht nur von Männern und von Gruppen und Rappern, wie etwa 187 Strassenbande oder Kollegah. Frauen mischen immer mehr die Szene auf. Zum Beispiel Schwester Ewa, die Gruppe SXTN oder ähnlich. Fragwürdig ist nur, dass auch die Frauen sich vom Wortschatz her kaum von den Männern unterscheiden. SXTN singen etwa „Die Fotzen sind wieder da“, oder „Fotzen im Club“. Sie spielen mit rein männlichen Klischees.

Warum wohl rappen Frauen so herablassend und sexistisch? Sollte das selbstbewusst sein? Emanzipatorisch? Oder ist es einfach sexistisch? Missy Elliot oder Queen Latifah rappen ebenfalls von „Bitches“, doch Murat Güngor meint: „Die Frauen verändern die Szene auf jeden Fall“. Werte und Unwerte seien halt Rap-Kultur. Sie veränderten sich mit den Künstlern und Künstlerinnen von selbst. Vor allem im Battle-Rap sei dies zu spüren.

Der Mainstream im Gangster-Rap hat zwar erst im Lauf der letzten Jahre seinen aggressiven und asozialen Ton entwickelt. Denn erst seit den 2000ern haben sich die Pforten der Produzenten auch für Rapper geöffnet, die nicht aus der bürgerlichen Mittel- oder Oberschicht kamen. Damit konnten sich auch junge Leute vermarkten, die ein anderes Bild der Gesellschaft zeigten und somit andere Klischees und rassistische Zuschreibungen verkörperten.

Doch genau diese Musik werde nicht unbedingt von jungen Leuten aus Brennpunkten gekauft, sondern von einer gut-bürgerlichen Mittelschicht. Auf diese Weise können auch gutsituierte Jugendliche rebellieren, sagt Güngor. Ähnlich sei es früher bei den Punks gewesen. Heute kaufen viele studentische Hipster teure Karten für Rap-Konzerte. Doch sind denn alle Rapper von vornherein asozial und sexistisch?

Beim Gangster-Rap steht halt die Männlichkeit im Zentrum. In der Leistungsgesellschaft, um die sich dieses Milieu dreht, sind Geld, Ruhm und Frauen wichtig für den Erfolg. Neben den ausschliesslich aggressiven Rappern gibt es auch Künstler, die in ihren Texten die Gesellschaft spiegeln wollen und ihre Kritik in Rap-Texte verpacken. Da lohnt es sich dann tatsächlich mal, genauer zuzuhören.

Afrob meint in einem Song „und jetzt zum Schluss, Rap ist nicht frauenfeindlich. Selbst den schmutzigsten Text feiern Frauen heimlich“. Okay? Die Rollen der „Frauen“ sind im Rap-Business meistens klar. Lady Bitch Ray (welch ein Name!)  dreht den Spiess einfach um und singt über Schwänze, die zu nichts zu gebrauchen sind. Die Männer finden dies offensichtlich „widerlich und unweiblich“. Ja, der Weg zur Gleichstellung im Rap ist noch weit.

Wenn Kool Savas, der sich als „Pimplegionär“ versteht und King Orgasmus One (Hä?), von „Liebe ist schön“, singen, dann glaubt dies kein denkender Mensch so recht, jedenfalls im Sinne der echten Liebe. Mit „Du nichts, ich Mann“ stellt dies Letzterer dann auch gleich klar. Rhymin Simon singt vom „guten und schlechten Reiten“ und sieht sich als „nicester Ficker“ überhaupt. Er singt zwar nicht von Gewalt gegen Frauen, doch deren Rolle sieht er ebenfalls klar.

Es ist überfällig, dass man(n) über Inhalte und VertreterInnen des Raps diskutiert. Es ist gut, dass die Auszeichnung an Kollegah und Co. den Echo beerdigte. Man(n) muss sich endlich fragen, ob Verkaufszahlen einen Musikpreis verdienen, auch wenn das Verkaufte menschenverachtend ist. Es wäre unglaublich, wenn die grosse Masse Publikum einfach  zur Tagesordnung übergegangen wäre und den Entscheid der Echo-Jury akzeptiert hätte.

Danke jedenfalls sehr, dem ebenfalls Echo-Preisträger Cambino!

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