Weiblicher und etwas grüner
Neu sitzen 32 Frauen im St. Galler Kantonsparlament. So viele wie noch nie zuvor. Die Vertretung hängt allerdings stark von der Parteizusammengehörigkeit ab.
Immerhin (fast) ein Drittel (27 %) der frisch gewählten Kantonsvertretenden sind weiblich. Noch nie sassen so viele Frauen im St. Galler Parlament. Für die Grünen – die Partei gewann 4 Sitze dazu – und die Grünliberalen (ebenfalls + 4 Sitze) ziehen gleich mehrere neu gewählte Frauen in den Kantonsrat ein. Von einem Schritt in die richtige Richtung spricht Thomas Schwager, Präsident der St. Galler Grünen. Frauen würden in der Partei gerne vorgezogen, wenn sie gleich gut oder besser als ein Mann seien. Mit neu 30 Prozent liegt der Frauenanteil bei den Grünen nun gleich hoch wie bei der CVP. Dies nachdem aufgrund von Rücktritten vorher keine einzige grüne Frau mehr im Rat war.
Mit drei neu gewählten Frauen liegen die Grünen und die CVP jetzt bei den Spitzenreitern bezüglich der Frauenvertretung, gefolgt von den Grünliberalen mit zwei neu gewählten. Gleichauf liegt auch die GLP, bei der Frauen und Männer mit je drei Sitzen vertreten sind. GLP-Parteipräsidentin Nadine Niederhauser erklärt die gute Vertretung der Frauen mit den Themen Gleichstellung, Chancengleichheit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die der Partei besonders wichtig seien. Dies mache eine Mitgliedschaft in der Partei oder eine Kandidatur für Mandate für Frauen attraktiv.
In St.Gallen erwies sich die Frauenliste als Erfolg. Bei der SP, die immer schon Frauenkandidaturen unterstützte, liegt der Frauenanteil bei 42 Prozent, bei der FDP bei 27 Prozent und bei der SVP bei 11 Prozent. Die Rheintalerin Claudia Graf zieht für die FDP neu in den Rat ein. Maria Pappas (SP) Neueinzug ist sicher der Frauenliste zu verdanken. Dies findet jedenfalls Daniel Hungerbühler, Politischer Sekretär der SP St. Gallen. Im Bezirk See-Gaster schafften die SP-Frauen allerdings trotz Frauenliste keinen weiteren Sitz. Die Toggenburger CVP schickte ebenfalls ein Frauen-Neuner-Ticket in die Wahl und blieb erfolglos, vermutlich weil keine bisherige Kandidatin auf der Liste stand. FDP-Kantonspräsidentin Imelda Stadler bleibt weiterhin alleine unter Männern im Rat. Sie zeigt sich etwas enttäuscht, weil es doch immer wieder Themen gebe, zu welchen sie sich gern mehr mit Frauen ausgetauscht hätte. Die Listengestaltung nennt sie als möglichen Grund für den Erfolg. Selber stand sie nämlich auf Platz 1, während auf der SVP Toggenburg-Liste die einzigen Kandidatinnen auf Platz sechs und neun aufgeführt waren.
Aber sie müssten sich auch zur Wahl stellen. 348 Frauen waren dazu insgesamt bereit, neben 668 Männern. Am höchsten ist der Frauenanteil in See-Gaster mit 47 Prozent, gefolgt von St.Gallen mit 38 Prozent. Das Sarganserland vertreten weiterhin ausschliesslich Männer. Das hänge sicher mit der ländlichen Region zusammen, sagt Hedy Mérillat, die bis 2000 Präsidentin der CVP Frauen war. Berufstätige Frauen ziehe es eher in städtische Gebiete, wo sie mehr Arbeitsplätze und kürzere Arbeitswege finden und dann in der Politik aktiv werden. Es sei wichtig, sie für die Politik zu gewinnen. Parteien stünden in der Pflicht, sie anzusprechen. «Nicht nur einmal, sondern zwei oder dreimal. Während sich Männer eher überschätzen, zweifeln Frauen mehr.» Wichtig sei auch eine gute Kinderbetreuung unter Beteiligung der Männer, so Mérillat. «Ideal wäre ein ausgeglichenes Verhältnis. Realistisch wäre, wenn der Anteil der Frauen in der Politik dem in der Erwerbstätigkeit entspräche.»