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100 Jahre Silja Walter und bald 900 Jahre Inspiration durch die Benediktinerinnen im Kloster Fahr

100 Jahre Silja Walter und bald 900 Jahre Inspiration durch die Benediktinerinnen im Kloster Fahr

Wer Wurzeln im Solothurnischen Bezirk Gäu und in Olten hat, wer christlich offen denkt, ohne Bücher nicht leben könnte und selbst gern schreibt, der kommt, wenn er eine besonders beeindruckende Frau nennen muss, nicht an Silja Walter vorbei. Am 23. April wäre sie 100 Jahre alt geworden. Feiern und lernen wir mit den Fahrer Schwestern im Silia-Walter-Jahr!

Wieder einmal hat es mich vor ein paar Stunden ins Kloster Fahr verschlagen. Der Silja-Tag war gerade vorbei und die Schwestern schienen noch etwas müde zu sein, musste doch der klösterliche Alltag, auch am Tag nach dem grossen Tag, wie gewohnt verlaufen, doch die Gäste wurden von den Schwestern verwöhnt und man nahm sich auch die nötige Zeit für den einen und anderen Schwatz.

Das Kloster Fahr ist wohl besonders wegen der berühmten Schriftstellerin Silja Walter bekannt. Es ist aber auch ohne sie eine Oase der Inspiration und der Begegnungen. Hier verbinden sich fast 900 Jahre Erfahrung und Tradition, vermischen sich mit Geist und Kultur und strahlen vereint in die Welt hinaus.

Erstmals erlaubten die Benediktinerinnen zum 888-Jahre-Jubiläum einen Einblick hinter die Kulissen des Klosters Fahr. Sie wurden dafür von der Autorin Susann Bosshard-Kälin interviewt, von Fotograf Christoph Hammer abgelichtet und in einem beeindruckenden Buch porträtiert. Es ist übrigens erstaunlich, wie viele Schwestern des Klosters aus der Ostschweiz stammen.

 

«Kloster Fahr
am Rand der Stadt:
Welt, in der sich
Erd und Himmel
stets begegnen.
Was es ist und sein zu hat:
Ort für Gott,
die Menschheit immer
neu zu segnen.»

So beschrieb Silja Walter den Platz. Es ist hundert Jahre her, dass die schreibende Nonne geboren worden ist. Sie war das zweite von neun Kindern. Das Schreiben wurde ihr sozusagen mit in die Wiege gelegt, durfte sie doch in der Verlegerfamilie Walter gedeihen, mit Otto F. Walter als Bruder, der mich persönlich noch vor Silja Walter beeindruckt hat und bis heute politisch prägte. Stolz bin ich auch, ein paar Jahre im Nachfolge-Verlag des Walter Verlages tätig gewesen zu sein.

Silja, damals noch Cecile, schrieb schon im Alter von 16 Jahren die ersten Gedichte, besuchte das Lehrerinnenseminar in Menzingen und begann ein Literaturstudium in Fribourg und Basel, das sie aus gesundheitlichen Gründen abbrach. Doch das Schreiben blieb ihr bis zum Schluss. Ihr Berufungserlebnis fand 1947 am Schwarzsee bei Zermatt statt. Mit 29 Jahren trat sie danach ins Kloster Fahr ein, wo sie den Namen Schwester Hedwig (Kämpferin) trug.

Ihr bedeutendes Werk entstand vorwiegend während der 60 Jahre Klosterlebens. Sie wurde dafür mit wichtigen Auszeichnungen geehrt: unter anderem zwei Mal mit dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung und auch mit dem Kunstpreis des Kantons Solothurn. In ihren Gedichten, Prosabänden, Festspielen, Oratorien und theologischen Schriften bezeugte Silja Walter, dass das Leben im Kloster ein Zeichen für Gottes Dasein sein kann und dass der Geist auch in Klausur offen bleibt.

Zeitlebens setzte sie ich mit dem Gottesbild auseinander und nicht nur sie war es, sondern auch ihre Mitschwestern bleiben weiterhin aktiv und kämpfen für eine gerechte Vertretung der Frauen in der katholischen Kirche. «Die katholische Kirche hat nur Zukunft, wenn sie von Frauen und Männern gemeinsam getragen und geleitet wird», liess sich Priorin Irene Gassmann im Buch zitieren. Und die 85-jährige Mitschwester Fidelis ist überzeugt, «dass in der katholischen Kirche etwas geschehen muss. Doch die Männer fürchten grosse Veränderungen».

Für das  Stimmrecht führten 15 Fahrer Klosterfrauen eine stille  Demonstration durch und hielten «Votes for Catholic Women»-Flyer in die Luft , im Rahmen einer Petition an die Bischofssynode. Sie verlangten, dass in der Bischofssynode auch Frauen mitreden dürfen, denn bisher waren sie nur als nicht stimmberechtigte Vertreterinnen dabei. Und selbstverständlich waren auch Fahrer Schwestern an vorderster Front beim «Marsch auf Rom für eine Kirche mit Frauen» dabei. Die Kloster Einsiedeln und Fahr sind übrigens weltweit der einzige noch bestehende Doppelkonvent, der Abt von Einsiedeln ist auch Abt des Klosters Fahr und die Vorsteherin ist eine vom Abt eingesetzte Priorin.

Die  Jubiläums-Theater- und Musikproduktion «Ich habe den Himmel gegessen» beschreibt eine Reise ins Innere. Christine Lather hat dazu die Lyrik und Texte Silja Walters zu einem Theaterabend verflochten. Das Stück ist eine der vielfältigen Aktionen zum Jubiläum und wird auch in der Ostschweiz (siehe unten) gespielt. Das Kloster Fahr und Silja Walter, die meine Mutter noch als Blauring-Leierin in Hägendorf erleben durfte und zahlreiche Bäuerinnenschülerinnen in der Bäuerinnenschule Kloster Fahr, sie werden weiterleben. Grossartiges muss einfach weiterbestehen!

Bild: Kloster Fahr

«Ich haben den Himmel gegessen» von Silja Walter

  • Sonntag, 26. Mai, 18.30 Uhr, Kartause Ittigen, Warth
  • Samstag, 26. Oktober, 19.30 Uhr, Kloster Ilanz, Ilanz
  • Sonntag, 24. November, 17.00 Uhr, Kellerbühne, St. Gallen

Wer das «feu sacré» mit allen Sinnen erleben will, der besuche die Tanzcompagnie Flamencos en route vom 29. Bis 22. September im Kloster Fahr.

www.siljawalter.ch

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