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Über Gender, Gender Mainstreaming, Antifeminismus und Co.

Über Gender, Gender Mainstreaming, Antifeminismus und Co.

Eigentlich müsste man ja annehmen, dass moderne Familienmodelle, Abtreibungen oder Gleichgeschlechtlichen-Ehen heute Privatsache wären. Der Vatikan aber mischt sich immer noch kräftig ein. Kirchliche Feministinnen wollten dies nicht einfach so hinnehmen.Dafür kreierten sie zum letztjährigen «Tag der Frau» den Comic «Let’s talk about Gender!».

 

Der Begriff «Gender» ist immer noch ein Reizwort für viele. Man tut den Sinn dahinter ab, spricht von Abwertung der traditionellen Geschlechterrollen, der Mutterschaft, der Familie, sogar der Frau in der Gesellschaft schlechthin. «Gender» bedeute die freie Wahl der sexuellen Orientierung oder des eigenen Geschlechts (kurze Anmerkung: Was ist so schlimm daran, wenn sich jemand nicht im richtigen Körper fühlt und diesen Schmerz beenden will?).

«Genderfeindliche» sprechen von Antifeminismus, Gender gehe Hand in Hand mit Homophobie, mit Ablehung, Gender sei schlicht und einfach Wahnsinn, Gender sei Gaga-Gender, die Geschlechterforschung an Universitäten sei reine Ideologie. Darum: «Let’s talk about Gender!», wie der vor knapp einem Jahr von führenden Theologinnen und Feministinnen veröffentlichte Gender-Comic erzählt.

Die Broschüre ist nämlich weiterhin ein Gewinn. Sie erklärt Begriffe, entkräftet Unterstellungen und wilde Behauptungen, zum Beispiel jene, wonach wir das Geschlecht  ganz einfach selber wählen könnten. Dabei stellt die Broschüre ganz einfach klar, dass das Geschlecht einen grossen Einfluss auf das hat, was die Gesellschaft als männlich oder weiblich definiert. Der grösste Teil des männlichen oder weiblichen Verhaltens ist nämlich erlernt und angeübt.

Regula Ott, eine der Mitverfasserinnen des Gender-Comics, ist Beauftragte für Ethik und Gesellschaft beim Schweizerischen Katholischen Frauenbund. Sie vertritt, dass Gender zentral ist, wenn es darum geht, festgefahrene Strukturen und Rollenzwänge des Geschlechts aufzubrechen. Dies käme auch den Männern zugute.Frauen würden speziell in der Kirche noch immer über das Muttersein definiert. Was ist aber mit jenen, die keine Kinder haben oder haben möchten?

Die Berufswahl muss unabhängig des Geschlechtes frei wählbar sein. Lohngleichheit ist ein Muss und Lohnungleichheit wertet die Arbeit der Frauen im Haushalt und Pflege noch zusätzlich ab. Die Bundesverfassung besagt schliesslich: «Mann und Frau sind gleichberechtigt». Das Gesetz hat für die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung zu sorgen, besonders in Familie, Ausbildung und Arbeit.

Fortschritt ist nicht gesichert. Weltweit werden Kulturkämpfe um das Geschlecht, um Sexualität oder Familienbilder ausgetragen. In den USA dürfen Transgender-Schüler die Toilette nicht mehr frei wählen, Schwarze lesbische Frauen müssen unter der Regierung Trump wieder vermehrte Übergriffe fürchten und ausländische Hilfsorganisationen, die Abtreibungen unterstützen, werden in den USA per Dekret nicht mehr finanziell unterstützt.

In El Salvador oder Chile werden abtreibungswillige Frauen ebenfalls kriminalisiert. Doch die Zeiten, als Schwangerschaftsabbrüche in Europa liberalisiert wurden, scheinen ebenfalls vorbei zu sein. Immerhin waren in Polen rechtskonservative Regierungen kürzlich erfolglos, als sie sogar Abtreibungen nach Vergewaltigungen und Inzest verbieten wollten. Russland aber kämpft gegen Schwule und Lesben. Und europaweit rufen rechte Kreise für die Privilegierung traditioneller Familien und Lebensformen auf.

«Anti-Genderismus» werden die Massnahmen und Gesetze oftmals genannt und Abwehrreaktionen gegen den Begriff «Gender» an sich werden geschürt. Per Definition bezeichnet «Gender» das soziale Geschlecht, dies im Unterschied zum biologischen. «Gender Studies» untersuchen das Geschlecht als soziale Konstruktion und die Vielfalt sexueller Orientierungen.

Das soziale Geschlecht ist nicht von der Biologie vorgegeben; es wird vielmehr erworben und ist veränderbar. «Gender Mainstreaming» meint wiederum die politische Strategie zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter – dies gemäss EU, UNO und Nicht-Regierungs-Organisationen.

Bild Regula Ott, Beauftragte für Ethik und Gesellschaft, Schweizerischer Katholischer Frauenbund

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