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2022 – das Jahr der Frauen und der Hoffnung

2022 – das Jahr der Frauen und der Hoffnung

Kann das Jahr 2022 als «Jahr der Frauen» bezeichnet werden? Die Antwort ist in jedem Fall ein dickes «Ja», denn die Frauen sind es, die ihre Lieben durch Kriege begleiten, die pflegen, Nothilfe leisten, Güter sammeln und gegen Widerwärtigkeiten und Ungerechtigkeiten auf der Welt aufstehen.  

 

Die Pflegefachfrau Alla Kramer, gebürtige Ukrainerin, lebte lange schon im sicheren Deutschland. Nach Kriegsbeginn fuhr sie in die Ukraine zurück. Wie könnte sie auch in Sicherheit verharren, wenn in ihrem Heimatland die Menschen leiden? Ihre Familie akzeptiert diesen Entscheid – und sammelt lebensnotwendige Hilfsgüter und Medikamente für das kriegsgepeitschte Land. Dass auch die Hilfe aus dem Ausland nicht locker vonstatten geht, zeigt der Dokumentarfilm «Meine Mama im Krieg» vom SWR. Egal, auf welcher Seite frau steht, der Krieg betrifft und lässt niemanden kalt.

Nach der Verhaftung durch die Sittenpolizei und dem Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini in Teheran, deren Kleider nicht den offiziellen Regeln der Islamischen Republik entsprachen, standen dort Frauen gegen die Mullahs auf. Bilder von Iranerinnen, die sich die Haare abschnitten und den Hidschab ablegten, gingen um die Welt. Der Widerstand für die Frauenrechte setzte eine landesweite Bewegung gegen das Regime in Teheran in Gang, wurde aber auch öfters mit immer strengeren Gesetzen zur noch schmerzhafteren Beschränkung der Frauen beantwortet. Dennoch bleiben die «Heldinnen des Irans» ihren Grundsätzen und dem Kampf dafür weiterhin treu.

In dieselbe Kategorie gehört die 33-jährige Kampfsportlerin Elnaz Rekabi, die für weltweites Aufsehen sorgte, als sie im Finale der Asienmeisterschaften in Seoul ohne Kopftuch antrat. Sie wurde von Menschen auf der ganzen Welt bei ihrem Widerstand unterstützt, doch schliesslich bei ihrer Rückkehr entführt, verhaftet und zum Dementi gezwungen.

In Brasilien wurde ein frauenfeindlicher und Gewalt verherrlichender Präsident abgewählt, der es bedauert, dass während der Militärdiktatur Kritiker nur gefoltert und nicht getötet wurden. Die Kampagne #EleNão” (Der nicht) verhalfen Brasiliens Frauen dem Ex-Präsidenten  Luiz Inácio Lula da Silva (2003 – 2011) wieder an die Macht. Wie viel Mut Frauen benötigen, um in Brasilien gegen das Regime aufzustehen, zeigt anschaulich der Spiegel-Artikel zum 133. Jahrestag zur Abschaffung der Sklaverei im Land, Ein Frauenleben, weniger wert als eine Handvoll Drogen.

Der Widerstand gegen die Militärgewalt ist auch in Palästinensergebieten weiblich. Die Journalistin Shireen Abu Akleh führte mit Nichte Lina eine Kampagne an, um Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. Die vom US Times Magazin als Nachwuchsführungskraft im Jahr 2022 ausgezeichnete Aktivistin, kam bei einer Razzia der israelischen Streitkräfte (IDF) im besetzten Westjordanland um. Einer offiziellen Stellungnahme zur Untersuchung des Falles zufolge, wurde die Reporterin des arabischen Senders Al Jazeera aus Versehen Opfer. Ziel sei nämlich bewaffnete  palästinensische Schützen gewesen.

Der Friedensnobelpreis wurde im Jahr 2022 der Juristin und Menschenrechtskämpferin Oleksandra Matwijtschuk verliehen. Sie ist Gründerin der Menschenrechtsorganisation «Center for Civil Liberties». Die Organisation deckt Gräueltaten in der Ukraine, Syrien, Mali und Georgien auf und bringt diese vor Gericht. Als erste Organisation stand sie übrigens auch gegen die Kriegsverbrechen der russischen Armee auf der Krim, in Donezk und Luhansk auf.

Die Kinderärztin Irina Kondratova wurde bekannt, als der ex-Fussballstar David Beckham ihr sein Instagram-Account mit einem mehr als 71 Millionen-Netzwerk überliess. Dadurch erfuhr die Welt von den schwierigen Verhältnissen im Perinatalzentrum in Charkiw in der Ukraine. Dort wurden schwangere Frauen, Neugeborene und ihre Mütter unter Lebensgefahr in einem Keller des Krankenhauses unter prekären hygienischen Verhältnissen versorgt – immer unter Angst vor Bombenbeschuss.

Eine «Frau des Jahres 2022» ist auch die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die vom Times Magazine bereits 2019 als eine der einflussreichsten Frauen der Welt betitelt wurde – noch bevor sie Kommissionspräsidentin der EU wurde. Sie wehrt sich seit Beginn des Ukraine-Krieges hartnäckig gegen zahlreiche Sanktionspakete, gegen russische Politiker, die Armee und seit Jahren gegen Banken. Ihr ist auch zu verdanken, dass die EU-Staaten aufseiten der Ukraine stehen – egal welche Eigeninteressen sie vertreten.

Die Liste bedeutsamer «Frauen des Jahres 2022» ist lang. Vergesse man aber auch nicht alle, die für Gerechtigkeit, Gleichstellung und Diversität und gegen falsche Gesetze einstehen – sei es in friedlicheren Ländern, oder im Krieg. Es sind die Frauen, die gegen Folterer und Diktatoren aufstehen. Es sind in der Schweiz jene, die für eine gelebte Gleichstellung und den Schutz jeden Lebens einstehen. Es sind aber auch die Mütter, die Töchter, die Nachbarinnen und Freundinnen, die sich für Familienmitglieder und Menschen in Bedrängnis, für Kranke, Arme und ungerecht Behandelte einsetzen. Ohne sie bliebe das Jahr 2022 als Jahr der Katastrophen, der Gewalt, des Todes und der Ungerechtigkeiten in unserem Sinn. Sie alle machen es zum «Jahr der Hoffnung und der Frauen».

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