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Die älteste Wirtin der Schweiz hat sich nun definitiv zur Ruhe begeben

Die älteste Wirtin der Schweiz hat sich nun definitiv zur Ruhe begeben

Ihr geliebtes Restaurant und ihre Gästefamilie aufgegeben, hat Theres Lustenberger erst vor ein paar Jahren. Damals hatte sie die «Sonne» während 69 Jahren erfolgreich geführt.

 

Sie war eine besondere Persönlichkeit und nicht nur ihre ehemaligen Gäste, ihre Familie und Freunde, sondern der Aargau insgesamt, verlor nun eine Frau, die man niemals vergessen wird. Noch zum 90. Geburtstag schrieb ein AZ-Redaktor: Die Sonne in Benzenschwil sei ein Restaurant, ganz von gestern, jedoch im positivsten Sinne. Sie sei einfach, unkompliziert, sauber und immer ehrlich. Diese Attribute passten nicht nur für das bekannte Lokal, sondern auch für die gute Seele dahinter. «Bodenständig und gut», bezeichnete Theres Lustenberger ihre Kost. Sie liebe eine gemütliche Atmosphäre, denn sie selber sei in solch einem Umfeld aufgewachsen.

Ein Glas Malanser gönnte sich die gebürtige Obwaldnerin zu besonderen Gelegenheiten. Sie nannte den Genuss eines Gläschen pro Tag ihr Geheimnis, um so ein schönes Alter zu erreichen. Die Frohnatur hatte stets schöne Lebensweisheiten parat. Was geschehen war, ob gut oder schlecht, war für sie schnell vorbei, sie grüble nicht darüber, schaue, was der neue Tag bringe und lebe im Jetzt. «Und wenn man nicht abhebt und auf dem Boden bleibt, fällt man nicht tief», erklärte sie als ihr Lebensmotto. Mit ihrem Lebensgefährten Walter, der sie schon früh für immer verliess, hat sie 1954 die «Sonne» in Benzenschwil übernommen. Sie bauten sie zusammen aus, Theres wirtete und zog daneben sieben Kinder auf, teilweise alleine. Mit 18 Enkelkindern und 10 Urgrossenkeln blieb auch nach dem Gang in den (Un-)Ruhestand genügend zu tun und viel zu geniessen.

Mit Herz und Verstand

69 Jahre lang hat Theres bis zur Pensionierung im Jahr 2022 ihre «Sonne» geführt. Google-Rezensionen sind noch heute Dokumente für die feine Kost und besondere Atmosphäre. «Gemütliche Landbeiz mit freundlichem Service, guter Küche und feinem Preis», schrieb eine Person. «Eine einfache, aber megafeine Küche. Man ist immer herzlich willkommen», so eine andere. Und auch: «Die besten Wädli, die ich je gegessen habe», denn in der «Sonne» gab es währschafte, schmackhafte Kost. Hätte sie sich nochmals für einen Beruf entscheiden müssen, hätte sie dasselbe gewählt, betonte Theres Lustenberger immer. Ihre Lehre hat sie vor mehr als sieben Jahrzehnten als Saaltochter in einem Hotel auf der Melchsee-Frutt gemacht. «Man muss schauen, dass man jeden Tag, an dem was man macht, Freude hat», sagte sie immer. Das Leben sei zu kostbar, um Trübsal zu blasen und den Humor zu verlieren.

Die Erinnerungen bleiben

Der Abschied ist traurig, doch die geliebte Wirtin hinterlässt überall schöne Erinnerungen und den legendären Humor. Die Trachtengruppe Meerenschwand schreibt: «Oh, wie traurig, erst haben wir sie noch beim Sängertag in Benzi gesehen. Gerne sind wir nach den Proben bei ihr in der «Sonne» eingekehrt. Sie war mit Leib und Seele Wirtin und man hat sich bei ihr in der Beiz wohlgefühlt. Theres, wir werden die vielen schönen Stunden bei dir in guter Erinnerung behalten.» Die Mery-Güüger schliessen sich den Abschiedsworten an: «Gerne erinnern wir uns an viele schöne Stunden, die wir bei und mit ihr verbringen durften.» Und aus dem Restaurant Huwyler ist zu hören: «Hät gern nomol en Whisky Cola met der gno, Theres. Im nöchschte Läbe de wieder.»

Theres Lustenberger hat sich zwar an die Regeln gehalten, doch hatte sie immer ihren eigenen Kopf. Während der Pandemie wurden die Gäste immer weniger. Sie sagte, sie müsse halt kontrollieren und auch Menschen wegschicken, wenn sie kein Zertifikat vorweisen könnten. Doch es sei eine Zweiklassengesellschaft spürbar und viele Gäste verstünden das nicht. «Die Kontrollen sind zeitaufwendig, diskriminierend und sehr unangenehm und zwar für mich und meine Gäste», sagte sie. Es tue ihr im Herzen weh, dass einige draussen sitzen müssten und andere drinnen blieben könnten, selbst in der Kälte. Theres Lustenberger hat, dank ihrer Korrektheit ihre Gäste über die schwere Zeit hinaus behalten können. Und selbst Starkoch Anton Mosimann kehrte bei der Selfmade-Wirtin ein, um «Chuttle» zu geniessen. Bis zum Schluss bediente Theres Lustenberger ihre Gäste selbst, kochte, kassierte und putzte auch ihr Restaurant selbst. Nur Dienstag und Mittwoch waren ihre Ruhetage. Und sie nehme sich auch hin und wieder das Recht auf Unterstützung von Personal, wenn grad besonders viel laufe, entschuldigte sie sich bei ihren Gästen. Natürlich stand auch die Familie immer hinter der starken Frau und unterstützte sie, wenn sie dies zuliess. Nicht nur sie haben nun einen wertvollen Menschen verloren, eine herzensgute und humorvolle Person. Lassen wir Sie niemals in Vergessenheit geraten – und besinnen wir uns, was sie uns vorlebte während ihrer langen Berufszeit. Finde deine Ruhe, Theres! Du hast sie dir so sehr verdient.

Quellen: AZ/cfo (Text), Blick (Foto)

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