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Antoine de Saint-Exupéry zum Jahreswechsel

Antoine de Saint-Exupéry zum Jahreswechsel

Antoine de Saint-Exupéry kennt wohl jede/r – ihm ist die wundervolle Geschichte des kleinen Prinzen zu verdanken. Zum Jahreswechsel ein medidativer Text, der sich mehr als Gebet und Dialog zwischen den Menschen und der Schöpfung liest.

 

Antone de Saint-Exupéry verfasste den Text vor rund 80 Jahren. Doch er hat nichts an seiner Tiefe eingebüsst. An wen oder was man immer glaubt, es lohnt sich, sich zum Jahreswechsel Gedanken zu machen, ob man den Text nun als Gebet oder Gedankenanstoss versteht.

Ich bete nicht um Wunder und Visionen,
sondern um Kraft für den Alltag.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.
Mach mich findig und erfinderisch,
meine Erkenntnisse und die Erfahrungen zu notieren,
von denen ich betroffen bin.

Mach mich griffsicher in der richtigen Zeiteinteilung.
Schenk mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden,
was erstrangig und was zweitrangig ist.
Ich bitte um Kraft für Zucht und Mass,
auf dass ich nicht durch das Leben rutsche,
sondern den Tagesablauf vernünftig einteile,
auf alle Lichtpunkte und Höhepunkte achte
und wenigstens hin und wieder Zeit finde
für einen kulturellen Genuss.

Lass mich erkennen, dass Sorgen nicht weiterhelfen,
weder jene über die Vergangenheit
noch jene über die Zukunft.
Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun
und die jetzige Stunde als das Wichtigste zu erkennen.

Bewahre mich vor dem naiven Glauben,
es müsste im Leben alles glattgehen.
Schenk mir die nüchterne Erkenntnis,
dass Schwierigkeiten, Niederlagen und Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen.

Erinnere mich daran, dass das Herz
oft gegen den Verstand streikt.
Schicke mir im rechten Augenblick jemand,
der den Mut hat, mir in Liebe die Wahrheit zu sagen.
Ich möchte dich und die anderen immer aussprechen lassen.
Die Wahrheit sagt man nicht sich selbst,
sie wird von einem gesagt.

Ich weiß, dass viele Probleme sich dadurch lösen,
dass man nichts tut – gib , dass ich warten kann.

Du weisst, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen.
Gib, dass ich diesem schönsten, schwierigsten,
riskantesten und zartesten Geschäft des Lebens gewachsen bin.
Verleihe mir die nötige Fantasie,
im rechten Augenblick ein Päckchen Güte,
mit oder ohne Worte,
an der richtigen Stelle abzugeben.

Mach aus mir einen Menschen,
der einem Schiff mit Tiefgang gleicht,
damit ich auch die erreiche, die «unten» sind.

Bewahre mich vor der Angst,
ich könnte das Leben versäumen.
Gib mir nicht, was ich mir wünsche,
sondern, was ich brauche.

Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.

Antoine de Saint-Exupéry

 

Einen guten Rutsch ins neue und hoffentlich weniger problemgeladenen Jahr. Doch letztlich müssen wir alle 2025 willkommen heissen, es hinnehmen und das Beste daraus machen, wie immer es sich entwickelt.

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