Archaische Frauenfiguren

Archaische Frauenfiguren

Eine visuelle Präsentation von Max Dashu

Weltweit sind archaische Frauenfiguren die Wahrzeichen alter Kulturen. Warum sind sie trotzdem so wenig bekannt? In einer visuellen Präsentation erkundet die Amerikanerin Max Dashu die wiederkehrenden Symbole weiblicher Kraft.  

Die Hände an den Brüsten, die ockerfarbige Bemalung und das geheimnisvolle Schossdreieck. Abstrakt, realistisch oder flächig, aus Gräbern, Schreinen oder Abfallhalden geben die Figuren Einblick in uralte Kulte. In vielfältiger lokaler Ausprägung folgen sie globalen Mustern.

Die Präsentation zeigt die lange Tradition neolithischer Frauendarstellungen in Ägypten, Pakistan, Japan, im Balkan, in Ecuador, Mesopotamien und in der Levante. Hinzu kommen weitere nicht publizierte Funde aus Utah, Argentinien, Nigeria, aus der Karibik, aus Frankreich, Italien, Alaska und Louisiana.

Fruchtbarkeitsidol oder weibliche Schöpferkraft?

Jede Beschäftigung mit den weltweit aufgefundenen Frauenfiguren muss das viel diskutierte Problem der Interpretation berücksichtigen, es ist der Ausgangspunkt vieler Kontroversen. Nicht wenige Forscher/innen finden es unakzeptabel, diese Ikonographie als heilig zu bezeichnen, selbst wenn sie die stereotype Phrase des “Fruchtbarkeitsidols” benutzen. Diese Terminologie ist unbewusst wirksam und schränkt unsere Wahrnehmung auf kulturell abgedroschene Vorstellungen von weiblicher Scham und Antiheidentum ein. In ihren späteren Forschungsarbeiten hat Paula Gunn Allen diese reduzierende Fehlinterpretation am Beispiel der Thought Woman, der Schöpfergöttin der Laguna-Indianer aufgezeigt. Diese grosse Göttin als Fruchtbarkeitsidol zu bezeichnen ist äusserst erniedrigend und missachtet die Urkraft und die Macht der Frauen.

Venus – eine patriarchale Vorstellung

Die alte eurozentrische Sichtweise der interpretatio romana zeigt sich auch im üblichen Etikett “Venusfigur” wie etwa bei der berühmten Venus von Willendorf, der Venus von Malta, der Joman-Venus von Japan und vielen anderen. Die römische Göttin Venus ruft patriarchale Vorstellungen des Weiblichen wach; als wäre sie nur dazu da, Männer zu verführen oder ihre Nacktheit mit den Händen zu bedecken. Eine solche Bildsprache hat wenig gemein mit den machtvollen selbstbestimmten Darstellungen aus dem Neolithikum. Noch die Barbie-Puppe ist ein bezwungenes und kolonialisiertes Relikt aus viel älteren Zeiten.

Wir brauchen einen Namen für diese weiblichen Symbole, sie repräsentieren das bestimmende Weltbild der frühen Epochen. Die Bezeichnung “Frauenfigurine”, obwohl nur beschreibend gemeint, ist eine unpassende Benennung eines kulturellen Phänomens, welches so weit verbreitet und für archaische Kulturen zentral war. Auch “Idol” ist mit abwertenden Konnotationen belegt, es ist ein Überbleibsel aus dem Kulturkampf gegen das Heidentum. Jedermann kennt phallische Symbole, aber wie bezeichnet man die Sinnbilder der weiblichen Potenz?

Am Freitag, 9. Oktober 2015 wird die amerikanische Matriarchatsforscherin Max Dashu mit einem Bildervortrag auf diese Aspekte eingehen. Seit vielen Jahren sammelt sie Frauendarstellungen und Informationen zu matriarchalen Völkern. Auf ihrer Tour durch Europa macht sie u.a. im Frauenmuseum Wiesbaden, in München und in St.Gallen halt, bevor sie nach Bologna und anschliessend nach England weiter reist.

Archaische Frauenfiguren
Eine visuelle Präsentation von Max Dashu

Freitag, 9. Oktober 2015, 19 Uhr
St.Gallen, Raum für Literatur in der Hauptpost
Eingang St. Leonhardstr. 40, 3. Stock

Eintritt CHF 15.00

Organisation: MatriArchiv
www.matriarchiv.info

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