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Bewegte Bilder – Videoarbeiten von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart

Bewegte Bilder – Videoarbeiten von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart

Drei Ausstellungen Neuer Medien zeigt das Kunst Museum Winterthur bis 15. November. Zu entdecken gibt es exemplarische Werke von Videokünstlerinnen und -künstlern von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart.

Das Fernsehen und die digitalen Medien haben unsere Welt grundlegend verändert und prägen unseren Alltag nachhaltig. So erstaunt es kaum, dass sich bildende Künstlerinnen und Künstler in den 1960er Jahren den elektronischen Medien zuwandten und begannen, mit ihnen zu experimentieren. Das Video diente der Dokumentation performativer Aktionen, der Bildschirm wurde zur Leinwand, die eine Malerei mit bewegten Bildern ermöglichte.

Dank einer grosszügigen Schenkung von Heinz E. Toggenburger konnte das Kunst Museum Winterthur die Grundlage für eine Sammlung Neuer Medien schaffen. Einen Schwerpunkt bilden exemplarische Werke herausragender Videokünstlerinnen und -künstler seit den 1960er Jahren. Zu ihnen zählen u.a. John Baldessari, Joan Jonas, Bruce Nauman, Carolee Schneeman und Lawrence Weiner. Die Nachfolgegenerationen sind mit Matt Mullican, Bill Viola und  Mona Hatoum ebenfalls erstrangig vertreten. Den gewichtigsten Schwerpunkt bilden indes Videoarbeiten von den 1990er Jahren bis zur Gegenwart mit Werken von Sylvie Fleury, Pipilotti Rist, Lutz & Guggisberg sowie Shahryar Nashat. Mit der Ausstellung Bewegte Bilder gewährt das Kunst Museum Winterthur erstmals Einblick in das neue Kapitel der Sammlungsgeschichte.

Begleitet wird die Sammlungsausstellung durch Einzelausstellungen von David Claerbout und Keren Cytter. David Claerbout ist in den vergangenen Jahren gleichermassen mit spektakulären wie vielschichtigen Videoarbeiten hervorgetreten. Der Belgier zielt mit seinem multimedialen Schaffen auf die grundlegende Reflexion über die bildnerische Gattung. Dabei wird in seinem konzentrierten Werk die Zeit zur entscheidenden Dimension der Wahrnehmung. “Laziness of Action”, so der Titel von Claerbouts Einzelausstellung im Kunst Museum Winterthur, thematisiert diesen wesentlichen Aspekt seines Œuvres. Raffiniert spielt der Künstler mit den Ausformungen des Zeitlichen im Bild, ihren möglichen Dehnungen und Verdichtungen zwischen Müssiggang und Aktion, Moment und Dauer, wundervoll inszeniert in “Untitled (Carl & Julie)” von 1999.

“Highway Wreck” (2013) präsentiert wiederum den Spektakel des Moments. Zu sehen ist das Resultat des Autounfalls in einer gemächlichen Bildsequenz: Verkehrsstau, herbeieilende Hilfskräfte, teilnahmslose Zuschauer, Ambulanzen, Feuerwehr… Alles fokussiert auf das Ereignis, von der stillen Bildfolge sanft umkreist. Nur langsam stellen sich Zweifel am Bild und dessen Realitätsbezug ein.

Keren Cytter hingegen erzählt Geschichten – absurde, witzige und meist abgründige. Dabei bedient sich die in Tel Aviv geborene und heute in New York lebende Künstlerin unterschiedlicher formaler Möglichkeiten des experimentellen Kinos, des Film noir und “Direct Cinema”. Sie verbindet diese mit der Trash-Kultur unserer vertrauten Medienrealität und dem kommunikativen Potenzial von Social Media. Mit der oft zyklischen Logik ihrer Werke dekonstruiert die Künstlerin klassische Erzählmuster wie herkömmliche Sprachkonventionen und Deutungshoheiten. Dabei kombiniert sie Bilderfolgen mit asynchron verlaufenden Sprach- und Tonsequenzen zu eigenwilligen filmischen Collagen und erschafft eine absurde Bildwirklichkeit von existentieller Dringlichkeit.

Ihre an billige Amateurvideos erinnernden Montagen aus Erinnerungen, Traumbildern und Einbildungen erzeugen vielschichtige, poetische Kompositionen von meist irritierend-grotesker Qualität.

Kunstmuseum Winterthur, Museumstrasse 52, CH – 8400 Winterthur

T: 0041 (0)52 267-5162 / F: 0041 (0)52 267-5317 / E: info@kmw.ch / W: http://www.kmw.ch/

 

Bild: Bill Viola, Ancient of Days, 1979–1984 (Videostill) Geschenk Heinz E. Toggenburger, 2018

Quelle: Kultur online

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