Botanischer Garten: Naturparadies im Osten St. Gallens

Botanischer Garten: Naturparadies im Osten St. Gallens

Schon der St. Galler Klosterplan, der zwischen 819 und 826 im Kloster Reichenau geschrieben wurde,  weist auf eine Gartentradition St. Gallens hin. Im Besitze der Stiftsbibliothek St. Gallen, ist er der älteste und bis heute erhaltene Bauplan des Abendlandes. Vier verschiedene Gärten sind darin eingezeichnet und rund 50 Pflanzen namentlich erwähnt. An diese 1200-jährige Gartentradition St. Gallens knüpft der Botanische Garten mit seinem reichhaltigen Angebot rund um die Pflanzenwelt an.

1878 gegründet, wurde der Botanische Garten 1945 an den heutigen Standort, Stephanshornstrasse,  9016 St. Gallen verlegt. Mit rund 8000 beschrifteten Pflanzen aus aller Welt in einer prächtigen Anlage, Führungen und Ausstellungen zu botanischen Themen und regelmässigen Publikationen über Pflanzen, wird der Botanische Garten seiner Aufgabe als Ort der Bildung, Begegnung und Erholung gerecht.

Gerade jetzt im Sommer ist die hohe Zeit der Pflanzen, die sich in einem reichen Farbenmeer und wunderbaren Düften ausdrückt. Es ist aber auch die Zeit der Ausstellungen. Aktuell ist «verstrickt & verblümt» zu sehen, eine Ausstellung, die sich bis zum 7. Oktober 2018 in der Orangerie präsentiert. «Menschen im Botanischen Garten» heisst eine Fotoausstellung von Hanspeter Schläpfer, vom 16. August bis 28. September 2018 in den Anzuchtgewächshäusern. Am So. 2. September, um 10.15 und 15.15 Uhr hält Hanspeter Schläpfer einen Vortrag zum gleichnamigen Thema seiner Ausstellung.

Wie in denTropen

Das Tropenhaus ist 20 Jahre alt geworden. Links neben dem Eingang ist der 28 Millionen Jahre alte Palmabdruck angebracht. «Dank dem grossen Entgegenkommen des nun benachbarten Naturmuseums, das den Palmabdruck als Leihgabe an den Botanischen Garten abtrat, kann er nun weiterhin bestaunt  werden. Die Steinplatte zeugt auch vom guten Einvernehmen zwischen Naturmuseum und Botanischen Garten», freut sich Hanspeter Schuhmacher. Zwischen April und Dezember verblüfft die Riesenseerose (victoria cruziana)aus dem Amazonasgebiet beim Eintritt ins Tropenhaus, mit ihren mächtigen Schwimmblättern, die Kuchenblechen gleichen. Oben von der Terrasse aus, können sich die Besucher gleich mal einen schönen Ausblick in die Tropenwelt verschaffen. Eingebettet ins Tropenhaus ist das Orchideenhaus. Blühende Pflanzen faszinieren das ganze Jahr hindurch mit ihren üppigen Farben, Formen und Düften.

Verstrickt und verblümt

Sie nennt sich Madame Tricot, aber eigentlich heisst sie Dr. med. Dominique Kähler-Schweizer. Während 40 Jahren war sie als Ärztin tätig. Neben dem Studium der Medizin besuchte die Kunstinteressierte die Ecole du Louvre. Zum Ausgleich war sie als Madame Tricot künstlerisch tätig und hat vor allem gestrickt. Sie liebt Humor und Kitsch, das Makabre, Abgründige und Zweideutige. Das Nette, Liebliche und Brave ist Madame Tricot zu langweilig. Wie wär es einmal mit einem Früchtekorb der besonderen Art, zum Beispiel mit gestricktem Blumenkohl, Knoblauch oder Rüebli?

Eine tolle Überraschung kann die Gastgeberin mit der Schwarzwälder Torte zum Nachmittags-Kaffee bieten. Die Besucher der Orangerie, wo die Ausstellung derzeit läuft, können ihr buntes Wunder erleben. Der verblümte Teil der Ausstellung auf der gegenüberliegenden Seite, den Brigitta Gomringer präsentiert, kommt äusserst filigran daher, und sie beschreibt ihre kleinen Kunstwerke folgendermassen. «Als Hebamme helfe ich seit einem Vierteljahrhundert mit, Leben zur Welt zu bringen und zu umsorgen, damit es erblühen kann.

Vor vier Jahren habe ich herausgefunden, dass ich auch verblühte Pflanzenteile wieder zu neuem Leben erwecken kann. Ich schaffe aus feinem Draht, getrockneten Blütenblättern, Samen, pflanzengefärbter Gaze und Papier kleine Wesen, die mich seither begleiten und ihren Weg hinaus in die weite Welt finden». Diese kleinen Wesen nennt Brigitta Gomringer Blütenfeen. Grundlagen sind beispielsweise Enzian, Wollgras, Tagetes, Sterndolden, Rittersporn und viele andere Blumen aus Gärten, Wiesen, Alpen und von südlichen Ländern. Ihre Blütenfeen tanzen, schweben, fliegen, springen und drehen sich im Kreis. Sie sind allein oder auch in Gruppen, meistens weiblich, und wohnen in kleinen Schachtel, unter Glashauben, auf Ästen, Ton-Böden, Schwemmhölzern und Schaukeln. Die Betrachterinnen und Betrachter sind entzückt von dieser zarten, farbenfrohen Welt der Brigitta Gomringer. «Verstrickt & Verblümt» ist eine wunderschöne Sommerausstellung, die man unbedingt sehen sollte.

Auch Pflanzen werben

Werbung ist heutzutage das A und O, um sich im Gedächtnis der Menschen zu verankern. Da macht auch die Pflanzenwelt keine Ausnahme. Sie zeigt sich in aller Farben- und Formenvielfalt. Dieser Schönheit will der Botanische Garten St. Gallen in keiner Weise hinten anstehen. Mit seiner neuen, attraktiv illustrierten Imagebroschüre, stellt er seinen Aufbau  und seine Dienstleitungen kurz vor. Ziel ist es, diese Schrift ausserhalb des Gartens in möglichst vielen Schriftständen aufzulegen. Alle die über einen solchen Schriftständer verfügen, können sich im Botanischen Garten melden.

 

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 Bild: Botanischer Garten, St. Gallen

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