Chom mit ääs go züche – Wirtshäuser im Appenzellerland
Wirtshäuser waren schon in früheren Zeiten wichtige Kommunikationszentren. Es waren öffentliche Orte an denen gemeinsam getrunken und gegessen wurde, sich zu unterhalten und zu spielen inbegriffen. Das Museum Herisau zeigt eine, von Kurator Thomas Fuchs konzipierte, spannende Ausstellung, die Einblicke in die Entwicklung der Beizen im Appenzellerland vermittelt. Zu sehen ist sie bis 30. Dezember 2021.
Ausserrhoden wies im frühen 20. Jahrhundert eine ungewöhnlich hohe Dichte an Gaststätten auf. Pro 65 Einwohner gab es zu jener Zeit eine Beiz. Auch heute ist die Menge an Gasthöfen – trotz Beizensterbens – noch relativ hoch. Für die in der Hügellandschaft verstreut wohnenden Menschen sind solche sozialen Treffpunkte von jeher wichtig.
«Es gab Herren-, Bauern- und Gewerblerbeizen, später auch solche für Büezer. Im 18. Jahrhundert war der Politiker auch gerne Wirt, um informiert zu sein», erklärt Thomas Fuchs. Zum Wirten braucht es seit Jahrhunderten eine Bewilligung. Wirte waren dazu verpflichtet, alle Gäste zu bedienen. Wer sich aber etwas zu Schulden kommen liess, wurde häufig mit einem Wirtschaftsverbot betraft. Und dieses wurde gar bis 1940 im Amtsblatt publiziert.
«Mit der Entstehung von Lesegesellschaften und Vereinen wurden die angeschriebenen Häuser im 19.Jahrhundert zu Orten, wo sich bestimmte Kreise regelmässig trafen. Das «Säli» wurde zum wichtigen Attribut vieler Wirtschaften. Im frühen 20. Jahrhundert erlaubten Café-Konditoreien und alkoholfreie Häuser auch Frauen den Wirtschaftsbesuch.» Die Beizenlandschaft von damals schenkte zuerst vor allem Wein aus. Mit der Zeit wuchs jedoch die Getränkevielfalt. Ab dem 19. Jahrhundert nahm das Bier eine bevorzugte Stellung ein. Die Ausstellung macht das sichtbar mit einem Mix an verschiedenen Bierfaschen aus ehemaligen Herisauer Brauereien. Wirtshäuser gab es en masse in den 1930 Jahren, mit den Namen von A wie Adler und Alter Zoll bis Z wie Zebra.
In der Ausstellung sind kleine Szenen dargestellt, beispielsweise von einer Beiz, einem Speiserestaurant und einem gediegenen Caféhaus. In Heiden wurde am 25. März 1933 ein Servierkurs angeboten, bei dem auch das Tischdecken auf dem Programm stand. An das Café Florida Mitte der 1965 Jahre mögen sich sicher manche Herisauerinnen und Herisauer noch erinnern.
Das Museum Herisau, bei der Reformierten Kirche Herisau, ist von Mittwoch bis Sonntag von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Auf Anfrage sind Öffnungen für Gruppen möglich: Telefon 079 377 34 43.