• Home
  • /Arbeit
  • /Drei Tage vom Mannevolch geschenkt – Frauen übernehmen das Szepter
Drei Tage vom Mannevolch geschenkt – Frauen übernehmen das Szepter

Drei Tage vom Mannevolch geschenkt – Frauen übernehmen das Szepter

Die Meitlitage sind kein gewöhnlicher Fasnachtsbrauch, selbst wenn sich Frauen und Mädchen dabei «verkleiden», Männer fangen und wenn der historische Anlass um die Fasnachtszeit über die Bühne geht. Es liegen ihnen historische Ereignisse zugrunde. Der alte Herr von Hallwyl griff nämlich während des zweiten Villmerger Krieges auf die Kräfte der Frauen zurück.

 

Durch einen Aufstand der protestantischen Toggenburger gegen ihren weltlichen Herrn, den Abt von St. Gallen, wurde der zweite Villmerger Krieg ausgelöst. Die Innerschweizer Orte nahmen Partei für den Abt, einen gebürtigen Luzerner. Zürich und Bern nutzten den Anlass zur Findung einer militärischen Entscheidung. Die Zürcher besetzten Wil, St. Gallen und Baden und die Berner Mellingen. Ein erster Friedensvertrag wurde von den Landsgemeinden Schwyz, Unterwalden und Zug nicht akzeptiert. Es kam am 24. Juli 1712 folglich zur zweiten Schlacht bei Villmergen, in dem die Katholiken schweren Widerstand leisteten.

Der alte Herr von Hallwyl auf Schloss Hallwyl traute dennoch der Stärke seiner Landsleute, den Bernern nicht, und machte, um ihnen zu helfen, eine Flankenbewegung mit dem gesammelten «Weibervolk». Er führte seine Frauenarmee aus Meisterschwanden und Fahrwangen hinter dem Rücken der Ur-Kantönler in die Wälder und liess sie lärmen, als stünde eine ganze Armee zur Hilfe der Berner bereit. Die Luzerner waren der Meinung, es sei ein neues reformiertes Heer im Anzug und zogen sich schliesslich zurück. Die Kriegeslist indessen gelang und soll nicht wenig zum Ausgang des Krieges beigetragen haben.

Anlässlich der Friedensverhandlungen wurden klare Grenzlinien vereinbart, jene von der Kirche in Lunkhofen bis zum Fahrwanger Richtplatz. Und oberhalb der Line das obere Freiamt, das wie bisher gemeine Herrschaft blieb, jedoch mit Herrschaftseinfluss von Bern, während unterhalb der Grenzlinie das Freiamt liegt, das Zürich, Bern und Glarus zugesprochen wurde.

Der noch immer gefeierte Brauch entstand aus diesem historischen Ereignis heraus. Als Dank für die damalige Hilfe übernehmen während dreier Tage die Frauen das Szepter und die Regentschaft, ein Geschenk des dankbaren «Mannevolch»: der Meitli-Donnerstag, Meitli-Samstag und Meitli-Sonntag. Sie gehen jährlich um den zweiten Sonntag über die Bühne.

Quelle: Meitlisonntag/cfo

Meitlitage 2024

119 kampfbereite Mädchen und Frauen trommelten den diesjährigen Meitli-Donnerstag an ihrer Generalversammlung ein, 19 waren erstmals dabei. Danach wurde auf Männerfang ausgeströmt und bis gegen drei Uhr in der Frühe gefeiert und getanzt. Während die einen sich erholten, machten sich 80 weitere Heldinnen auf den Weg. Kaum ein Auge blieb trocken, als frau die Highlights des letzten Jahres auf die Schippe nahm, während die Jüngsten das Tanzbein schwangen. Das Militärmuseum wurde eröffnet, der Skiclub Meisti aufgelöst oder der Donnschtigjass ausgestrahlt. Gibt es echt ein Liebespaar im Gemeinderat? Was haben die (schein)heiligen Schwestern zu erzählen und was ist von den Vampiren der Tambourinnen zu vernehmen? Am Meitlisonntag fanden sich dann die Heldinnen der Kindheit zum Feiern ein. Biene Maja, Pippi Langstrumpf, die kleine Meerjungfrau oder  Alice im Wunderland gaben sich für den nur alle vier Jahre stattfindenden Umzug die Ehre. Hunderte Zuschauende säumten die Strasse, als es gemeinsam nach Meisti ging. Ein Imbiss wurde zur Stärkung serviert, bevor rund 60 Frauen im Umzugskostüm und weitere in traditionellen Roben die verschiedenen Lokale besuchten und zur obligatorischen Polonaise und Eierzopfverteilung einluden.

Fotos sind unter www.meitlisonntag.ch aufgeschaltet. Die nächsten Meitlitage finden am  9., 11. und 12. Januar 2025 statt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*