«Feminismus ist die freie Wahl, sich zu geben, wie man will»
Wenn sich eine junge Frau als Feministin outet, dann kommt das nicht überall gut an. Die Schauspielerin Emma Watson hat dies erst hautnah wieder zu spüren bekommen. Viel strenger als bei anderen Schauspielerinnen wird ihre Rollenwahl durchleuchtet. Als junge und attraktive Frau soll sie auch nicht die weiblichen Reize ausspielen.
Beruflich läuft bei Emma Watson zwar vieles problemlos. Nur die Fans und vor allem die Frauen sind mit ihr streng. Die 26-jährige Britin hat erst kürzlich die Hauptrolle im Disney-Klassiker «Die Schöne und das Biest» gespielt. Dabei war es ihr wichtig, dass die Hauptfigur Belle nicht als Opfer, sondern als selbstbewusste, initiative, junge Frau, auftritt. Schon als elfjähriges Mädchen trat Emma Watson als Hermine in Harry Potter-Verfilmungen auf. Die smarte und strebhafte Magierin ist auch noch heute eine Inspiration für alle Mädchen auf der Welt.
Die starke Mädchenrolle aber prägte auch die Darstellerin für den Rest ihres Lebens. Mit dem Studium in englischer Literatur an der Brown University in Rhode Island, gründete Emma Watson ihren virtuellen feministischen Buchclub «Our Shared Shelf» und ist seit geraumer Zeit als UNO-Botschafterin für die «HeForShe»-Kampagne aktiv, welche Männer für die Gleichberechtigung von Frauen sensibilisiert.
Einige Fans finden es tragisch, dass Emma Watson die Rolle eines unschuldigen Mädchens spielte, das sich schliesslich in das Biest verliebt, und die Wahl dafür erst noch freiwillig traf. Für «Vanity Fair» hat sie sich zudem leicht bekleidet ablichten lassen und wurde dafür als «aufmerksamkeitssuchende Heuchlerin» betitelt. Schliesslich habe sie vor nicht langer Zeit noch die Feministin Beyoncé für ihr Auftreten gerügt, mit dem sie voyeuristische Blicke von Männern auf sich ziehe.
Hacker haben vor ein paar Wochen private Fotos von Emma Watson von einer Kleideranprobe verfälscht und als Nacktbilder ins Netz gestellt – dies als Antwort auf die Bilder . Mit solchen Aktionen wird die Schauspielerin immer wieder gestoppt, weil sie sich öffentlich als Feministin bekennt und selbst vor den Vereinigten Nationen für die Gleichstellung der Geschlechter plädiert. «Feminismus ist die freie Wahl, sich so zu geben, wie man will», ist Watson überzeugt.
Die Gleichberechtigung der Geschlechter sei eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. «Wir haben alle feminine und männliche Energien in uns», sagt sie. Beide Kräfte müssten gleich zur Geltung kommen und respektiert werden. Dafür sei eine Zusammenarbeit rund um die Welt nötig und sinnvoll, «damit die Welt überhaupt weiter am Laufen gehalten werden kann».
Nach der letzten Rede vor den Vereinigten Nationen holte die Schauspielerin Vertreter von neun Projekten auf die Bühne, die sich gegen Geschlechterklischees stark machen. Unter den ersten Gewinnern des «Emma-Watson-Stipendiums» sind Eldine Chilembo Glees, die sich für mehr Frauen im männerdominierten Schiffahrtssektor Angolas engagiert und Kina Khalifeh, Gründerin einer Nichtregierungsorganisation, die Frauen in Jordanien Selbstverteidigung lehrt.
Bild (Instagram) Emma Watson zeigt gern ihre Weiblichkeit / Text Sarah Forrer