• Home
  • /Gesellschaft
  • /Festlicher Abend für Frauen zum Thema „Verantwortung“ in Gossau SG
Festlicher Abend für Frauen zum Thema „Verantwortung“ in Gossau SG

Festlicher Abend für Frauen zum Thema „Verantwortung“ in Gossau SG

Zur Einstimmung ins Jubiläum 500 Jahre Reformation luden die Evangelische und Katholische Kirchgemeinde und die Frauenorganisationen aus Gossau, Andwil und Arnegg zum Anlass “Sinn & Genuss” ins Werk 1 ein. Rund 140 interessierte Gäste liessen sich von Tischreden inspirieren.

Musikalisch eingestimmt in den festlichen Abend wurden die Frauen durch stimmungsvoll vorgetragene Lieder von Kristina Marty-Vondruska und Jonathan Schaffner. In Anlehnung an die Tafelrunden des Reformators und Wegbereiters Martin Luther, luden die Kirchen und Frauenorganisationen zwei Referentinnen und einen Referenten ein, zu berichten, warum es sich lohnt, auch heute gesellschaftlich Verantwortung wahrzunehmen. So hörten die Frauen vor Salat, Hauptgang und Dessert, engagierte Berichte, die anregten, überraschten und auch zuversichtlich stimmten.

Soziale Verantwortung in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft

Margrit Cavelti, Vertreterin der Katholischen Kirchgemeinde, hiess als erstes Daniela Merz, CEO Dock-Gruppe AG in St. Gallen, herzlich willkommen. Die Geschäftsleiterin der Stiftung für Arbeit führe eines der innovativsten Arbeitsintegrationsprojekte der Schweiz, das einen sozialen Auftrag mit unternehmerischen Zielen in Einklang bringe. Mit ihrer Organisation versuche sie, Langzeitarbeitslosen Wertigkeit mittels Eigenverantwortung zu geben.

In sprudelnden Worten erklärte die sozial engagierte Herisauerin, die 1500 Langzeitarbeitslose betreut, dass für sie Verantwortung übernehmen und sich eine Meinung bilden, bedeutet: hinsehen und begreifen wollen. Die Menschen seien nicht arbeitslos, weil sie faul seien. Vielmehr hätten Schicksalsschläge wie Unfälle, zu wenig Bildung oder Suchtverhalten dazu geführt, dass sie im ersten Arbeitsmarkt nicht mehr Fuss fassen können. Mit finanzieller Unterstützung allein sei es nicht getan. Umso wichtiger ist eine Arbeitsintegration und Hilfe zur Eigenverantwortung. Dann gäbe es eine Chance, dass die Menschen wieder Wertschätzung erfahren und ein für sie gutes Leben führen können.

Verantwortliches Handeln. Wie geht das?

Die Germanistin und evangelische Theologin Dr. Ina Praetorius wurde von Brigitte Hollenstein, Frauennetz Gossau, vorgestellt. In ihren zahlreichen Büchern nähme die Referentin Stellung zu ethischen Fragen, beschreibe Handlungsfelder für die Welt- und Lebensgestaltung und versuche, das Wissen der Frauenbewegung fruchtbar zu machen.

Dr. Ina Praetorius erläuterte, dass im Hinblick auf soziales Handeln viel Ratlosigkeit vorhanden sei und in Verantwortung das Wort „Antwort“ stecke. Das von der griechischen Mythologie geprägte Christentum hätte lange seinen Fokus auf das Jenseits und den Perfektionismus gelegt. Die Merksätze “Jeder Tag hat genau 24 Stunden” und “Du bist nicht allein” könnten helfen, ein realistischeres Selbstbild zu entwickeln und täglich das zu tun, was in der eigenen Macht stehe. Für Frau Praetorius war klar, dass das Ziel nur heissen könne, Gerechtigkeit für alle.

Die schwierigste Prüfungsaufgabe

Als dritten Vortragenden stellte Pfarrerin Friederike Gretzky von der Evangelischen Kirchgemeinde Dr. Lukas Krejci als unkonventionellen Rektor vor. Die christlichen Werte des Gymnasiums Friedberg Gossau würden auf Toleranz, Nächstenliebe und Chancengleichheit basieren. Für den Theater- und Literaturliebhaber sei es eine pädagogische Herausforderung, Jugendliche zu mehr Verantwortung in dieser Welt zu sensibilisieren.

Mit der Geschichte des Sisyphus, der immer wieder, scheinbar sinnlos, Marmorsteine den Berg hinauf schleppte, begann Herr Krejci sein Referat und zog auch gleich Parallelen zum Auftrag der Pädagogen. Er sprach vom notwendigen Misslingen und Scheitern. Der Vorteil des Pädagogen sei, dass er nicht weggezappt werden könne. Er habe die Möglichkeit, Werte zu vermitteln, wie „in Beziehung bleiben, Vertrauen schenken, Verantwortung übertragen“. Wichtig ist es, die Schüler gern zu haben und sie in ihrer sozialen Entwicklung zu unterstützen.

Dank “Sinn und Genuss” verbrachten die Frauen einen angeregten und informativen Abend.

Es ist geplant, diesen Anlass in einem ähnlichen Rahmen mit einem neuen Thema in zwei Jahren zu wiederholen.

Hauptbild: Theologin und Ethikerin Dr. Ina Praetorius, Wattwil SG Bild: Daniela Bologna

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*