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Frauen wählen – Interview mit Nationalratskandidatin Luzia Osterwalder Godenne, St. Gallen

Frauen wählen – Interview mit Nationalratskandidatin Luzia Osterwalder Godenne, St. Gallen

Naturheilpraktikerin www.institutfuernatuerlichebehandlung.ch , Co-Präsidentin kritische Patientenorganisation Schweiz (KPOS) www.kpos.ch und Tierversuchsverbotsinitiative (TVVI), www.tierversuchsverbot.ch Verantwortlich für die Mitgliederverwaltung des Vereins zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie http://schweiz.gwoe.net parteifrei SG Liste 5 www.parteifrei-sg.ch

Wer sind Sie? Stellen Sie sich in einem Satz kurz vor!

Ich komme aus einer Grossfamilie und bin die Älteste von 6 Kindern. Meine Eltern waren selbständig und unabhängig und ich bin es auch.

Warum sind Sie Politikerin, und warum möchten Sie Nationalrätin werden? Seit den 70er Jahren nimmt der Neoliberalismus derart zu, dass jede Demokratie gefährdet ist. Wir brauchen unabhängige PolitikerInnen mit Lösungen z.B. zum Finanzdiktat. Geld soll nicht Ziel, sondern Mittel zum Zweck sein. Zwischenmenschliche Werte (Menschenwürde, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und demokratische Mitbestimmung) sollen wieder in den Mittelpunkt gestellt werden – gerade in der Wirtschaft. Damit KonsumentInnen und ArbeitnehmerInnen ein gemeinwohlförderliches Produkt u/o eine sinnvolle Tätigkeit finden können, sollten Unternehmen, Banken, Gemeinden usw. eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen, in der sie ihren Beitrag zum Gemeinwohl transparent (17 Indikatoren und 17 Negativkriterien) aufzeigen. www.ecogood.org

Gibt es Prioritäten, für die Sie sich besonders stark einsetzen möchten?

Eine konsequente Steuerprogression ist die Grundlage für den Zusammenhalt und das Funktionieren der Gesellschaft. Spekulationen (z.B. Hochfinanz, Derivate usw.) müssen verboten werden. Wir verbrauchen mit unserer Lebensweise fast drei Planeten.

Décroissance: Wir leben auf Kosten von anderen Kontinenten und der nächsten Generationen. Wir brauchen neue Arbeitszeitmodelle und müssen uns überlegen, welche Arbeiten das Gemeinwohl stärken und was sie uns wert sind.

Gesundheitswesen: Wir werden zwar älter, aber mit immer mehr chronischen Krankheiten. Das hängt auch mit unserer Lebensweise und der notorischen Symptombekämpfung zusammen. Wir brauchen u.a. Ursachenforschung und ursächliche Heilbehandlung, um die Kostenspirale im Gesundheitswesen zu stoppen und die Prämien drastisch zu senken. Anstelle von Tierversuchen gäbe es moderne Methoden (In-vitro-Methoden, In-silico-Zellmodellierung, usw.) diese sollten gefördert werden.

Ernährungssouveränität ist genauso wichtig, wie Energiesouveränität.

Sehen Sie auch Möglichkeiten, sich im Parlament konkret für Frauen und Frauenanliegen stark zu machen?

Frauen sollten mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben. Wir können unbequem sein und müssen wieder lernen unbequeme Fragen zu stellen. Dazu müssen wir das System verstehen, das v.a. von Männern gemacht wurde. Wir dürfen uns nicht von ihm einnehmen lassen. Wir müssen die Spielregeln mitbestimmen. Beispiel: Schach: es ist sozialer, ökologischer und ökonomischer Unsinn die Bauern zu opfern, damit die Reichen überleben sollen. Wenn wir nur eine Regel ändern, verändern wir das ganze Spiel. Jeder Bauer kann jederzeit ein Feld diagonal gehen. Alle Figuren bleiben auf dem Spielfeld! Jede kann ihre Talente nutzen. Ziel ist die andere Seite und möglichst die korrekte Aufstellung – wer’s zuerst schafft, hat gewonnen. Viel Spass. Für mehr Infos (z.B. Monopoly) bitte melden.

Finden Sie es wichtig, dass Frauen zahlreicher im Parlament vertreten sind und warum?

Wenn diese Frauen das Finanzdiktat durchschauen und unabhängig politisieren mit den Werten die z.B. die Gemeinwohl-Ökonomie propagiert, ist es besonders wichtig und würde mich sehr freuen. Leider finden sich gerade bei Frauen viele, die es mit den Mächtigen halten und bei allem gutem Willen den Falschen in die Hände spielen. Das ist angesichts der Lage von Frauen zu verstehen, denn gleichberechtigt sind wir weder, was die Anerkennung von Arbeit noch Lohn betrifft. Und die äusserst wichtigen Arbeiten (Kindererziehung, Familienarbeit usw.) welche einen unschätzbaren Beitrag zum Gemeinwohl darstellen können, müssten wertgeschätzt werden (sozial und finanziell).

Unsere letzte Frage nun: Gibt es noch etwas, das Sie uns frisch von der Leber weg sagen möchten?

Leider sind wir alle vergiftet durch den Kapitalismus. JedeR ist SpekulantIn und freut sich über scheinbare Gewinne. Die Statistiken zeigen, dass die Reichen immer schneller immer reicher werden und die Armen immer ärmer. Das ist leider in jedem Land so und auch unter den Ländern. Wobei es Länder gibt, in denen eine Familie die kaum zu essen, geschweige denn Arbeit, aber ein baufälliges Haus besitzt bereits als Reich gelten kann. Wir müssen Verantwortung übernehmen – damit geopolitische Intrigen keine Chance mehr haben, sollte jedes Land Ernährungssouverän und Energiesouverän sein – die Globalisierung kann nicht rückgängig gemacht werden, doch sie muss in vernünftige Bahnen gelenkt werden!

Längst nicht alle Länder sind so strukturiert wie unseres – wir müssen die jeweiligen Sitten und Bräuche respektieren. Raubbau an Ressourcen mit Verwüstung von Boden, Wasser und Luft dürfen nicht aus Gier und Opportunismus geduldet werden. Sollten in einzelnen Schwellenländern Gesetze fehlen, müssen die ethischen Grundwerte erst recht beibehalten werden. Diese Länder sollten auf fehlende Gesetze hingewiesen werden.  Falls hier Diktatoren am Werk sind, braucht es erst recht Zurückhaltung. Opportunismus können wir uns auf dieser Erde nicht länger leisten. Das heisst auch, dass die Verursacher (Grosskonzerne) zur Verantwortung gezogen werden müssen.

Eidg. Wahlen vom 18. Oktober 2015

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www.frauen-waehlen.ch

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