Frauengeschichte(n) im Rheintal

Frauengeschichte(n) im Rheintal

Mehr als 30 Frauen folgten letzte Woche den lebhaften Schilderungen der Historikerin Heidi Witzig im Museum Prestegg in Altstätten. Die Spezial-Führung wird am 18. Mai wiederholt.

«Frauen in der Stickerei heisst nicht, dass alle fädeln mussten», das stellte die vom Frauenforum Rheintal eingeladene Historikerin gleich zu Beginn fest. Es habe schon damals Unternehmerinnen gegeben. Die von Jolanda Spirig konzipierte Ausstellung im Göttersaal zeige am Beispiel von Josy Geser-Rohner auch diese Perspektive auf.

Als Fädlerinnen und Nachseherinnen dienten die Frauen den Männern zu

Der Alltag der meisten Frauen vor und nach 1900 war freilich wenig privilegiert und klar definiert: Sie dienten dem Fabriksticker und später ihrem Ehemann als Fädlerinnen und Nachseherinnen zu. Von seinem Geschick hing alles ab. Da sich die Einzelsticker als stolze Unternehmer verstanden, die sich sonntags zum Stickerwein im Gasthaus trafen, verkrafteten viele die Stickereikrise nur schwer.

Die Frauen rappelten sich auf und intensivierten den Gemüsebau

Statt auf bessere Zeiten zu hoffen wie viele Männer, intensivierten die Frauen den Gemüsebau, um ihre Familien zu ernähren. Frauen und Kinder fädelten nicht mehr im Sticklokal «Nädlinge» ein; sie fädelten nun Bohnen für die Ostschweizer Konservenfabriken, die sie ausserdem mit Erbsen und Rüebli belieferten. So wurde das St. Galler Rheintal in den Dreissigerjahren zum grössten Gemüseanbaugebiet der Schweiz.

In ihren Forschungen und Publikationen hat sich die Zürcher Historikerin ausführlich mit dem Alltag der Rheintaler Bevölkerung befasst. Sie sitzt im Vorstand der  Interessengemeinschaft Frau und Museum, die einen Raum zu ebendiesem Alltag konzipiert hat. Die Ausstellung ist Teil der Sonderausstellung «Grenzland – Jacob Rohner und die Stickereizeit im Rheintal». Eine weitere Führung von Heidi Witzig findet am 18. Mai um 19 Uhr statt.

www.museum-altstaetten.ch

www.ig-frauenmuseum.ch

IG Frau und Museum

Die Interessengemeinschaft Frau und Museum macht weibliche Perspektiven und Lebensweisen sichtbar und dokumentiert sie. Sie fördert und organisiert Ausstellungsprojekte, um der Geschichte von Frauen ein Gesicht zu geben. Mit dabei: Martha Beéry, Heidi Witzig, Sabine August, Barbla Jäger. www.ig-frauenmuseum.ch

Hauptbild: Heidi Witzig vermag ihre Zuhörerinnen zu fesseln Bild: pd

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