Geld ist auch Frauensache

Geld ist auch Frauensache

Welche Note es denn sein wird, ist noch nicht bekannt. Sicher ist aber, dass nach mehr als 100 Jahren eine Frau das amerikanische Geld zieren soll. «Die USA wollen damit zeigen, was ihnen wichtig ist», sagt Finanzminister Jacob Lew. Es sei ein Beitrag an die Verabschiedung des 19. Verfassungszusatzes von 1920, nach dem Einschränkungen aufgrund des Geschlechtes untersagt wurden. Zeigen, was den USA wichtig ist? Es sind elf Dollarnoten im Umlauf – und eine davon soll einer Frau gewidmet sein. Den Platz wird zudem wohl ein fragwürdiges Exemplar Mann räumen.

«Schön und immerhin», könnten wir nun denken. Wunderbar, dass eine Frau auf einem Dollarschein abgedruckt wird. Doch so einfach ist es leider nicht. Denn erst zum dritten Mal in der Geschichte des amerikanischen Geldflusses, wird eine Frauenfigur als Konterfei für Geld genutzt. Und die Idee stammt nicht mal von einem Mann. Es war die lautstarke Forderung der demokratischen Senatorin Jeanne Shaheen aus New Hampshire, die mit ihrer Kampagne «Women on the $20s» (Frauen auf die Zwanziger) eine «Frauenwahl» forderte. Und es war die Idee eines kleinen Mädchens. Doch davon später!

Eine Note mit wenig Wert
«Nun, wenn denn eine Frau, dann soll sie zumindest nicht auf eine besonders starke Geldnote kommen», habe ich mir beim Recherchieren gedacht. Gefordert wurde die Frau auf dem Zwanziger. Nun wird es vielleicht sogar nur die Zehner. Man kann darüber natürlich seine Gedanken machen. Eines aber ist gewiss, was sich die US-amerikanischen Finanzmänner sicher nicht gedacht haben: Die Frau auf dem Zehner oder Zwanziger wird am ehesten in allen Bevölkerungsschichten präsent sein. Eine kleinere Note haben auch die Amerikanerinnen und Amerikaner, denen es nicht so gut geht, am ehesten. Und von diesen amerikanischen Staatsbürger/-innen gibt es eine ganze Menge. Dies nicht zuletzt, dank der langjährigen verfehlten Sozialpolitik des Landes, aber dies wäre dann wieder eine andere Geschichte. Bleiben wir also bei den Dollar-Konterfeis.

Geld ist nun einmal Männersache in den USA. Jede der elf Dollarnoten, vom Ein- bis zum Zehntausend-Dollar-Schein, bildet einen WEISSEN Herrn ab: den Erfinder und Politiker Benjamin Franklin, zwei Schatzmeister und acht Präsidenten. Nun soll Andrew Jackson, US-Präsident von 1829 bis 1837, einem erbitterten Indianerhasser, seinen Platz auf dem Zwanziger räumen. Er stammte aus einfachsten Verhältnissen, wurde nur dürftig geschult und kam durch seine Indianerfeldzüge, seinen «Pfad der Tränen», den er durch Umsiedlungen und die totale Entrechtung von Indianerstämmen schuf, zu grossen Ehren. Die damalige Notenbank liess Jackson, ein Verfechter der Sklaverei und Kämpfer gegen eine Zentralbank, übrigens pleitegehen. Als kleine Randbemerkung sei der Gedanke erlaubt, ob solch ein Mann überhaupt als Denkmal auf einem Geldschein, auf der ganzen Welt Ehre finden muss. Wir schreiben immerhin das Jahr 2015, die USA hat mit Barack Obama einen schwarzen Präsidenten und die ehemalige First Lady, Hillary Rodham Clinton, will demnächst selbst Präsidentin werden.

Die Zeit ist reif für eine Frau
Die einzigen Frauen, die es jemals auf die US-Währung schafften, waren die Schriftstellerin Helen Keller, deren Konterfrei im Jahr 2000 auf die Rückseite des «Alabama Quarter» geprägt wurde. Taubblind geboren und für geisteskrank gehalten, lernte sie dank einer Lehrerin die Braille-Schrift, besuchte später die Universität, schrieb Bücher  und wirkte als Mitglied der Sozialistischen Partei Amerikas. Die Indianerin Sacajawea wurde auf die goldene Dollar-Münze geprägt. Sie war den WEISSEN unbewusst eine grosse Helferin, denn sie war blitzgescheit, sprach viele Sprachen, war selbstbewusst und unerschrocken und verstand es, zahlreiche Indianerstämme von Angriffen auf die Weissen abzuhalten. Susan B. Anthony, die Pionierin der US-amerikanischen Frauenbewegung, wurde auf die $1-Münze geprägt und prangt dort heute noch – auf einer Münze mit wenig Wert, die kaum je jemand in die Hand bekommt.

Präsident Barack Obama  – und ich erwähne ihn explizit auch, um aufzuzeigen, dass wir ohne Männer nicht weiterkommen – erzählte am Rande einer Rede im vergangenen Juli, dass ihn ein kleines Mädchen in einem Brief gefragt habe, warum es keine Frauen auf Dollar-Scheinen gebe. «Das ist eine ziemlich gute Idee», dachte sich der Ehemann der Powerfrau Michelle und Vater zweier starker Töchter und setze sich fortan für das Anliegen ein. Es ist im Übrigen gar nicht so kompliziert, die Konterfeis zu ändern. Mehr als 100‘000 Menschen haben bereits online für den Geschlechterwechsel abgestimmt. Nachdem die jetzigen Dollar-Noten ohnehin alle sieben bis zehn Jahre neu aufgelegt werden, um Geldfälschern die Arbeit zu erschweren. Der Zwanziger steht kurz vor einer Neuauflage.

Die Diskussion geht weiter
Die Organisatorinnen wollen Geld auch zur «Frauensache» machen. Doch das geht nicht ohne Drucken eines neuen Geldscheines. «Wir wollen Aufmerksamkeit erreichen und sicherstellen, dass die Leute diese Frauen auch kennen», sagt Aktivistin Susan Ades Stone. Mittlerweile äussern sich schon Kritikerinnen und Kritiker, denen die Auswahl der jetzigen Kandidatinnen nicht breit genug ist. Zwar seien schwarze und amerikanische Ureinwohner/-innen auf der Liste vertreten, der hispanische Teil sei jedoch gar nicht repräsentiert. Hoffen wir also, dass die Diskussion um weibliche Konterfeis auf Noten, sich wie eine Lawine auf der ganzen Welt verbreiten wird.

Stimmen Sie ebenfalls ab!
www.womenon20s.org

Frauen aufs Geld

In der Schweiz sind wir Frauen mit der Ausnahmekünstlerin Sophie Taeuber-Arp auf der Fünfzigernote prominent vertreten – und Helvetia lacht uns von allen Münzen entgegen. Doch wie wäre es, wenn auch die Hälfte unserer Geldnoten einer Frau gewidmet wären, denn immerhin machen wir die Hälfte der Schweizerischen Bevölkerung aus? Und welche Frau müsste einen Platz bekommen? Elisabeth Kopp, erste Bundesrätin der Schweiz? Eine bekannte Forscherin? Eine Wohltäterin?

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