Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen* und für vielfältige Mutterschaft
Die «16 Tage gegen Gewalt an Frauen*» legen 2020 den Schwerpunkt auf Mutterschaft und Gewalt. Mütter erleben verschiedene Formen von Gewalt. Das Thema Mutterschaft betrifft uns alle: das eigene Muttersein, Kinderlosigkeit oder die eigene Mutter. Über 100 Veranstaltungen und Aktionen tragen das Thema während der kommenden 16 Aktionstage in die Öffentlichkeit.
Die «16 Tage gegen Gewalt an Frauen*» starten am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen* und enden am 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte. «Die Corona-Pandemie zeigt die verschiedenen Ausprägungen geschlechtsspezifischer Gewalt und Diskriminierung bezeichnend auf. Zum einen erhöht das vermehrte Zuhause-Sein das Risiko häuslicher Gewalt, von der vorwiegend Frauen* betroffen sind. Zum anderen übernahmen auch während der Pandemie vor allem Mütter den grössten Teil der Haushaltsarbeit zusätzlich zur Erwerbsarbeit im Homeoffice und der Betreuung des Homeschooling. Dies ist eine massive Mehrfachbelastung und verschärft bestehende Ungleichheiten. Nur eine umfassende Gleichstellung kann all diese Formen von Gewalt nachhaltig verhindern. Gerade auch in der Corona-Krise bleibt der entschiedene Einsatz gegen Gewalt wichtig.» erläutert Anna-Béatrice Schmaltz, Leiterin der «16 Tage gegen Gewalt an Frauen*».
Die «16 Tage gegen Gewalt an Frauen*» thematisieren jedes Jahr eine andere Form geschlechtsspezifischer Gewalt. Dieses Jahr steht Mutterschaft und Gewalt im Fokus der Aktionstage. Diese Gewalt beinhaltet unterschiedliche Facetten und Formen und umfasst, zusätzlich zu physischer und psychischer, auch strukturelle Gewalt.
Gewalt an Müttern kann schon beim Gebären beginnen. Diese Gewalt während der Geburt ist stark tabuisiert. Eine aktuelle Studie der Berner Fachhochschule zeigt, dass jede vierte Gebärende von informellem Zwang betroffen ist. Gewalt unter der Geburt kann sich durch physische Gewalt wie das Zwingen in bestimmte Positionen oder psychische Gewalt zum Beispiel als diskriminierende oder abwertende Aussagen zeigen. Auch strukturelle Gewalt muss thematisiert werden. Diese zeigt sich beispielsweise darin, dass Frauen* und vor allem Mütter immer noch den grössten Teil der unbezahlten Pflege- und Betreuungsarbeit übernehmen und dadurch Einkommenseinbussen hinnehmen müssen.
Über 100 Veranstaltungen und Aktionen
Mit Flashmobs in verschiedenen Städten (Bern, Biel, Frauenfeld, Zürich) startet die diesjährige Kampagne am 25.11. (in Basel am 28.11.). In Bern wird um 12.30 Uhr gemeinsam ein grosses Puzzle zusammengesetzt und so ein bildstarkes gemeinsames Zeichen gegen Gewalt an Frauen* gesetzt. Auch in Haifa (Israel) findet am 25.11. ein Flashmob zum Start der Aktionstage statt. Dadurch werden die internationale Zusammenarbeit und Solidarität gegen Gewalt an Frauen* unterstrichen.
Die 16 Aktionstage finden bereits zum dreizehnten Mal in der Schweiz statt. Sie werden von der feministischen Friedensorganisation cfd koordiniert und dieses Jahr von 100 Partnerorganisationen schweizweit getragen. Es ist die grösste zivilgesellschaftliche Präventionskampagne gegen Gewalt an Frauen* in der Schweiz. Sensibilisierung, Prävention und Unterstützung für Betroffene sind zentral. Die Aktionstage machen deutlich, dass Gewalt an Frauen* und insbesondere an Müttern eine Menschenrechtsverletzung ist. Jede Frau* und Mutter ungeachtet ihres Lebensentwurfes hat das Recht, frei von Gewalt zu leben.
«Über die verschiedenen Facetten von Mutterschaft muss gesprochen werden. Mütter sind vielfältig – politisch engagiert, berufstätig, alleinerziehend, frauenliebend, mit Beeinträchtigungen, Migrationshintergrund oder einer Fluchtgeschichte. Aber nicht jede Frau* kann oder möchte Mutter sein.», erläutert Anna-Béatrice Schmaltz. Über 100 Veranstaltungen und Aktionen informieren und sensibilisieren die Bevölkerung zu den verschiedenen Diskriminierungsformen, die Mütter erleben. Alle Anlässe finden angepasst an die aktuellen Corona-Massnahmen statt.
Als starkes und klares Zeichen, dass Gewalt an Frauen* nicht toleriert wird, werden in der gesamten Schweiz auch dieses Jahr wieder abends Gebäude und Wahrzeichen orange beleuchtet. Das Thema «Gewalt an Frauen*» soll so in den öffentlichen Raum getragen und ein unübersehbares Zeichen gegen Gewalt gesetzt werden.
Für mehr Vielfalt und gegen Stereotype
Über soziale Medien verbreitete Videos mit Müttern mit verschiedenen Lebensrealitäten sensibilisieren für die Vielfalt von Mutterschaft. Sie räumen auf mit Vorurteilen und bauen Stereotype rund um das Thema Mutterschaft ab. «Mütter können es der Gesellschaft nicht recht machen. Geben sie ihr Kind früh in die Kita, sind sie «karrieregeil». Kümmern sie sich selber um die Erziehung, gelten sie schnell als überfürsorglich oder als «Helikopter-Mutter». Solche Stereotypen müssen angesprochen und hinterfragt werden», so Schmaltz.