
Gemeinsamkeiten suchen, statt Differenzen zementieren – Bundesfeier in Flawil
An der Bundesfeier in Flawil forderte Nationalrätin Franziska Ryser, Ausländer am politischen Prozess zu beteiligen.
In Flawil versammelte man sich zur diesjährigen Bundesfeier am Vormittag des 1. August. Wegen des Regens wurde die Feier nicht im Freien, sondern im Zelt auf dem Sportplatz der Schulanlage Botsberg durchgeführt. Musikalisch bereichert wurde der Anlass von der Harmoniemusik Flawil und vom Bergland-Trio. Für die Organisation zeichneten der Verkehrsverein, der Quartierverein Botsberg und die Grünen Wil-Land verantwortlich.
Auf den Gipfelizmorge folgte die Ansprache von Franziska Ryser, Nationalrätin der Grünen und seit Kurzem auch Vizepräsidentin der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zur Notrettung der Credit Suisse.
Die Schweiz – eine Vorzeigedemokratie
«In keinem anderen Land haben die Bürgerinnen und Bürger so weitgehende Mitbestimmungsrechte wie bei uns», hielt Franziska Ryser fest, «die Schweiz ist ein Land, auf das ich stolz bin». Zu einer Vorzeigedemokratie sei unser Land aber erst durch die Schaffung des Bundesstaates vor 175 Jahren und stetige Reformen geworden. Direktdemokratische Instrumente wie Referenden und Initiativen seien erst nach und nach eingeführt worden. Dadurch könnten sich heute alle Stimmberechtigten zu inhaltlichen Fragen äussern und mitbestimmen. Minderheiten würden nicht in die Opposition abdrängt, sondern im politischen System eingebunden.
Nach den Frauen die Ausländer
Als wichtigsten Schritt im Demokratisierungsprozess bezeichnete Ryser die Einführung des Frauenstimmrechts. 1971 wurden nach langem Kampf die Frauen, die Hälfte der Gesellschaft, in die politischen Entscheidungsfindungen einbezogen.
Ein Viertel der Menschen, die heute in unserem Land leben und arbeiten, besitzen keinen Schweizer Pass. Als nächsten grossen Schritt in der Entwicklung unserer Demokratie sähe die Referentin, diese Menschen am politischen Prozess teilhaben zu lassen. Sie engagierten sich genauso im gesellschaftlichen Leben und in der Berufswelt und seien von den politischen Entscheiden mitbetroffen. Dieses und andere grosse Probleme wie etwa den Umbau des Energiesystems zu lösen, verlangten unsere Bereitschaft, anderen Menschen zuzuhören. Es gelte Gemeinsamkeiten zu suchen, statt sich auf die Differenzen zu konzentrieren.