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Gleichstellung benötigt einiges an Zeit und Anstand bedeutet nicht unbedingt Sieg

Gleichstellung benötigt einiges an Zeit und Anstand bedeutet nicht unbedingt Sieg

In ganz Amerika, und letztlich auf der ganzen Welt, haben Frauen und Männer nach der Wahl Donald Trumps, zum mächtigsten Mann auf der Welt, demonstriert. Aus Trumps Motto «Make America great again» wurde «Make America think again”. Auch jetzt wurden wieder Protestmärsche durchgeführt – für Frauen- und Menschenrechte und gegen Trumps Auftreten am WEF in der Schweiz. Weltweit marschierte an Protestmärschen Mann und Frau. “Blass” sehen diese, die für Gleichstellung und Gerechtigkeit kämpfen, überhaupt nicht aus. Das hätten einige Medien nur zu gern. “Fake-Medien” würde sie, der von der grössten Zeitung der Schweiz gelobte hohe Gast, wohl nennen.

Die Reden Donald Trumps seien polarisierend, rassistisch, sexistisch und misogyn, fanden viele. Die Hawaiianerin Teresa Shook wollte dies nicht so einfach hinnehmen und rief per Facebook am 9. November 2016 zu einem Protestmarsch auf (Anmerkung: Dies ist die schöne Seite der Sozialen Medien!). Es war der Beginn des «Women’s March on Washington», der Kreise durch ganz Amerika und bald auch durch den Rest der Welt ziehen sollte.

Gegen grundsätzliche Ungleichbehandlung

Dabei sollte sich der Marsch vorerst nicht auf Trumps abfälliges Handeln und Denken  alleine beziehen, sondern auf die Ungleichbehandlung der Frauen (und Männer) und auf die Missachtung der Menschenrechte rund um den Erdball hinweisen . Der Name wurde schliesslich geändert, damit der Protestmarsch nicht mit dem «Million Women March» in Philadelphia 1997 verwechselt werden kann; damals standen Hundertausende schwarzer Frauen auf.

Mehr als 23 Organisationen demonstrierten in der Inaugurationswoche Trumps. Frau wollte ursprünglich einen Marsch entlang der Route des «Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit» durchführen, der an Martin Luther Kings «I have a Dream»-Rede erinnern und am Lincoln Memorial enden sollte – höchst geschichtsträchtige Orte. Schliesslich wurde er auf der «Independence Avenue» erlaubt, an der südwestlichen Ecke des Kapitols und entlang der National Mall.

Die Prominenz marschiert mit

Dutzende prominenter Menschen und Organisationen unterstützten den Protest. Laut Cecile Richards sollte der Marsch ein klares Zeichen an die zukünftige Regierung senden, dass «Millionen von Menschen sich gegen Angriffe auf die reproduktive Gesundheitsfürsorge, Abtreibungsdienste und den Zugang zu Planned Parenthood zur Wehr setzen» würden. Man äusserte die Hoffnung, dass auch nach der Wahl Präsident Trumps, die staatliche Förderung nicht gestrichen werden würde. Mittlerweile unterstütz(t)en mehr als 100 Organisationen für Menschen- und Frauenrechte den Marsch.

Rund 700’000 Menschen stand alleine in Washington auf – einiges mehr Teilnehmende als beim Rekordmarsch gegen den Vietnam-Krieg im Jahr 1969. Rund 670 weitere Demonstrationen wurden weltweit durchgeführt, insgesamt zwei Millionen Menschen, besonders Frauen – unterstützt durch Promis wie Barbara Streisand, Amy Schumer, Olivia Wilde, Samantha Bee, Alicia Keys, Cher, Whoopi Goldberg, Yoko Ono, Madonna, Scarlett Johansson und Ashley Judd. Und selbstverständlich unterstützten auch zahlreiche prominente Männer und Amtsträger die Anliegen des Marsches.

Die «bösen» Frauen wehren sich

Bürgermeisterin Muriel Bowser, die Schriftstellerin Angela Davis, die Feministin und Journalistin Gloria Steinem hielten Ansprachen gegen Trumps Verunglimpfung seiner Konkurrentin, Hillary Clinton, als „nasty woman“ (Lesen Sie hier ihren Tweet von damals!). „Ich bin nicht so böse wie Rassismus, Betrug, Interessenskonflikte, Homophobie, sexuelle Nötigung, Transphobie, weisse Vorherrschaft, Frauenfeindlichkeit, Ignoranz, Privilegien von Weissen. Ich bin nicht so böse wie die eigene Tochter als Lieblings-Sexsymbol zu benutzen. Aber ich bin eine böse Frau – wie meine Grossmütter die Kämpfe geführt haben, damit ich wählen kann. Ich bin böse wie der Kampf um gleiche Löhne. Wir sind hier, um respektiert zu werden, um böse zu sein“, äusserte sich die unterlegene Präsidentschaftskandidatin Clinton am Marsch und Feministin Judd nahm ebenfalls dieses Thema auf.

Die Strategie muss langfristig sein

Rund um die Welt wurden die pinkfarbenen Pussyhats gestrickt und getragen – ein äusserliches Zeichen für Zusammengehörigkeit und für den Kampf. Man machte deutlich, dass die Verfassung Männer und Frauen als gleichwertig sieht, dass Rasse, Geschlecht, Klasse und weitere Etiketten nichts zu bedeuten haben. Der Historiker Michael Kazin betonte aber schon damals die Wichtigkeit einer langfristigen Strategie, denn Kritiker hatten die Ansicht, die Ziele des Marsches seien politisch unklar und gar verfehlt. Auch wurde die Mitorganisation der Hidschàb-tragenden Aktivistin und Verteidigerin der Scharia, Linda Sarsour, kritisiert. Mit Recht wohl, denn sie nutzte den Marsch clever dafür, ihre Bekanntheit aufzubauen und sollte vom „Glamour“-Magazin gar als „Frau des Jahres 2017“ gewählt werden (Welche Schande!).

Wir schreiben das Jahr 2018. Bereits standen wieder Millionen von Menschen auf der ganzen Welt für die Anliegen des „Women’s March“ auf. Und in der Schweiz wurde ebenfalls demonstriert – besonders später auch gegen die Teilnahme Präsident Trumps am „Weltwirtschaftsforum WEF“ in Davos. Wenn Millionen Menschen für gemeinsame Anliegen aufstehen, kann dies nicht ungesehen bleiben, schliesslich wurde unter anderem in Kanada, Grossbritannien, Japan, Italien und in den grössten Städten der USA zum Jahrestag des „Women’s March“ demonstriert.

Veränderung braucht seine Zeit

Veränderungen benötigen oft viel Zeit. Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut. Es dauerte Jahrzehnte, um nur schon in der demokratischen Schweiz ein Frauenstimmrecht und einen bezahlten Mutterschaftsurlaub zu erreichen. Die Gleichstellung und Umsetzung des Gesetzes, was den gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit betrifft, schaffen wir auch noch. Nutzen wir Plattformen wie ostschweizerinnen.ch und die Sozialen Medien, denn unkomplizierte Vernetzung ist, das magische Instrument!

„Trump glänzte, Frauen waren blass“, verhöhnt die grösste Zeitung der Schweiz die Demonstrationen gegen Trump und die Auftritte von Frauen am WEF. Selbst wenn die „beiden starken Frauen der letzten Jahre, Angela Merkel und Theresa May“, wirklich „kraftlos wirkten“, wie die Boulevardzeitung beschreibt, werden Frau und Mann, Seite an Seite, weiterhin aufstehen. Wir Schweizerinnen und Schweizer gehen schliesslich anständig mit den Gästen um und dazu gehörte halt (leider!) am WEF auch Präsident Trump. Selbst wenn Trump die eine Schlacht gewonnen haben sollte und seine One-Man-Show (Gaffer und Braunzüngige sind nicht unbedingt die alleine zählende Bürgerschaft der Schweiz!)  besser ankam, als in weiten Kreisen gedacht: Diese Kreatur gewinnt niemals den Krieg und die Gerechtigkeit wird siegen. Auch dies können wir aus der Geschichte ableiten.

Bild Women’s March in Washington DC (SRF)

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