Hedi Zuber – ihre Freunde und ihre zauberhaften, bunten Bilder

Hedi Zuber – ihre Freunde und ihre zauberhaften, bunten Bilder

Vor 100 Jahren, am 18. August 1916, wurde Hedi Zuber in Wil geboren. Nun gilt es dieses Jubiläum gebührend zu feiern. Das Museum im Lagerhaus in St. Gallen würdigt das umfangreiche Schaffen der naiven Malerin mit einer grossen farbenfrohen Ausstellung, verbunden mit einer neuen Vermittlungstechnik. Die Kunst Hedi Zubers kann so neu und inhaltlich vertieft erschlossen werden.

Zum ersten Mal werden ausgewählte Werke der Ausstellung mittels Augmented Reality erlebbar gemacht. Mit der Ausstellung „Hedi Zuber und ihre Freunde“ betritt das Museum im Lagerhaus eine neue Art von Präsentation. Die BesucherInnen können beim Gang durch die Ausstellung wie gewohnt die Bilder nacheinander auf sich wirken lassen, zugleich aber auch mittels Tablet in einzelne Werke eintauchen. Die Werke von Hedi Zuber eignen sich besonders gut für diese moderne Vermittlungstechnik. Zudem können die Arbeiten ihrer befreundeten Künstler Jakob Greuter, Hans Krüsi und Erich Staub bestens verknüpft und den Bildern Hedi Zubers gegenüber gestellt werden. Kleine Spielereien lassen die Betrachtenden das grossartige Schaffen Hedi Zubers in ihrer Modernität neu entdecken.

Nun zum Leben und Wirken der echten Naiven und Jubilarin Hedi Zuber.

Die Einladungskarte zur aktuellen Ausstellung zeigt, an das Abendmahl erinnernd, Hedi Zuber und ihre Künstlerfreunde. Die geborene Wilerin soll nur ein Jahr in die Schule gegangen sein. Der gestrenge Herr Lehrer habe gesagt: Geh, ich kann dich nicht brauchen. Wenn der wüsste, was später aus seinem unbrauchbaren Schützling geworden ist. Ab 1928 lebte Hedi Zuber in Gossau, später zog sie zu ihrem Bruder nach Bruggen. Eine rachitische Kinderkrankheit hatte in ihrem Leben Spuren hinterlassen. Ihre Gestalt blieb klein. Sie wurde Näherin wie ihre Mutter und arbeitete 40 Jahre lang in einer Wäschefabrik in Gossau. Schon immer hatte Hedi Zuber gerne gezeichnet und gemalt. Irgendwann hatte sie eine schicksalhafte Begegnung mit Jakob Greuter, der bei der städtischen Kehrichtabfuhr arbeitete und zu Hause wie ein Besessener zeichnete, meist aus Zeitungen mit Bild und Text abzeichnete. Da hatten sich zwei Seelenverwandte getroffen. Hedi sass oft in Greuters Stube und schaute ihm beim Zeichnen zu und bewunderte ihn. Einige Zeit später, so um 1980, begann sie dann im Alter von 65 Jahren auch zu malen, allerdings nicht in der Art Jakob Greuters, sondern à la Hedi Zuber. Mit grosszügigen Formen und meist intensiv kräftigen, fast plakativen Farben. Einfach: Es zeichnet, es malt. Dabei entstanden zauberhafte, bunte Bilder, wie sie eigentlich in ein Bilderbuch gehören könnten.

Bei Jakob Greuter, den der Aussenseiter-Maler Erich (rechts aussen auf der Einladungskarte) gelegentlich aufsuchte, stiess dieser auf Hedi Zuber und erkannte ihr Potential. Er setzte sich sehr für Hedi Zuber ein, förderte sie und kaufte ihr immer wieder Bilder ab. Er erinnert sich an damals: “Jedes Mal wenn ich Hedi über Mittag besuchte, standen Riesentöpfe auf dem Herd und es war dermassen Dampf in der Küche, dass ich sie kaum erkennen konnte. Hedi malte in ihrem Küchenatelier ohne Vorlage, einfach aus dem Bauch heraus. Anfänglich war es eher eine schmierige Malerei und die Figuren stimmten proportionsmässig nicht. Mit den Jahren verbesserte sie ihre Technik. Eines Tages bot sie mir ein Bild von Jakob Greuter an. Aufgrund der falsch geschrieben Signatur, aber auch an dem ganzen Malstil erkannte ich, dass Hedi das Bild selbst gemalt hatte.“

„ Klein an Gestalt und unverbildet wie ein Kind, doch grossartig im Ausdruck“, so wurde Hedi Zuber damals von Sales Huber (sel.) beschrieben.

Die Ausstellung „ Hedi Zuber und ihre Freunde“ dauert bis zum 10. Juli 2016. Die Dauerausstellung „Ein Jahr voll Kunst“ vom 3. Mai bis April 2017 zeigt Werke aus der Sammlung des Hauses. Zu entdecken gibt es Glanzstücke und bislang verborgene Schätze zum Beispiel von Ulrich Bleiker, Anny Boxler, Pya Hug, Anna Josipovic-Staub, Karl Uelliger. Die Ausstellung KunstGeschichten vom 30. August bis 13. November 2016 widmet sich den bildkünstlerischen Werk verschiedener Kunstschaffender aus den Sparten Musik, Theater, Literatur und Architektur, wie Hugo Affolter, Eugène Ionesco, Alfons K. Zwicker.

Auch diese Ausstellungen werden mit Augmented Reality erlebbar gemacht.

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