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Homophobes Fotostudio in Chur verweigert Hochzeitsreportage

Homophobes Fotostudio in Chur verweigert Hochzeitsreportage

Rebecca und Chiara Wüest aus Mels SG planen derzeit ihr grosses Hochzeitsfest. Nun haben die beiden jedoch eine Nachricht erhalten, die sie sprachlos zurücklässt. Der angefragte Fotograf möchte kein homosexuelles Paar ablichten.

 

Eigentlich sollte es ein Fest der Freude und der Liebe werden. Vergangenen Oktober gaben sich Rebecca (25) und Chiara (28) Wüest aus Mels SG auf dem Standesamt das Ja-Wort. Im Mai will das Paar die Trauung nun gemeinsam mit seinen Liebsten bei angenehmen Frühlingstemperaturen zünftig feiern.

Um die strahlenden Gesichter und fröhlichen Momente einzufangen, hatten sich die beiden vorgenommen, einen professionellen Fotografen zu engagieren. «Ich habe dann auf Instagram eine Werbeanzeige eines Fotografieunternehmens aus der Region Chur entdeckt», sagt Rebecca Wüest zu Blick. Für die beiden äusserst praktisch, denn die Firma Bara Pictures hat ihren Sitz nur wenige Kilometer vom Festort entfernt.

«Gibt Momente, die wir mit unseren Kameras nicht festhalten wollen»

«Wir haben uns Mitte Dezember dafür entschieden, Kontakt mit dem Unternehmen aufzunehmen», so Wüest. Zunächst schien alles in Ordnung, sogar ein erstes Treffen mit dem Fotografen in einem Café sei vereinbart worden. Doch am Freitagabend – kurz vor dem vereinbarten Treffen – erhielten die Wüests aus heiterem Himmel eine Nachricht, die sie aus den Socken haute.

«Wir erhielten eine E-Mail, in der stand, dass man uns wegen unserer Homosexualität leider doch nicht auf unserem Hochzeitsfest fotografieren wolle.» Das Paar traute seinen Augen nicht.

Eine Begründung, warum das Fotografieunternehmen es ablehnte, die beiden Frauen abzulichten, suchte das Paar vergebens. In der Mitteilung, die Blick vorliegt, steht einzig: «Wir bei Bara lieben es, Paare an ihrem besonderen Tag zu begleiten, aber wir können nicht alle Paare begleiten, egal wie toll sie sind. Wir begleiten ausschliesslich heterosexuelle Paare, da es viele intime Momente gibt, die wir mit unseren Kameras nicht festhalten wollen.»

Negative Google-Bewertungen gelöscht

«Als wir lasen, was in der Nachricht stand, waren wir schockiert und ausser uns. Das war das Letzte, mit dem wir gerechnet hatten», sagt Rebecca Wüest. Für die beiden Frauen ist die Vorfreude auf das Fest kurzerhand wie weggeblasen. «Natürlich hört man als lesbische Frau hin und wieder dumme Sprüche, aber so was habe selbst ich noch nie erlebt», so Wüest.

Besonders komisch findet sie, dass sie bei der ersten Kontaktaufnahme mit dem Fotografen explizit mit «Rebecca und Chiara» unterschrieben habe. «Dass das ein Problem sein könnte, wurde uns vom Fotografieunternehmen zu keinem Zeitpunkt mitgeteilt.»

Beim Unternehmen nachgefragt, was denn nun die genauen Gründe für die Ablehnung des Auftrags seien, hat das Paar nicht. «Mit dieser homophoben Firma wollen wir nichts mehr zu tun haben.» Ermuntert hätten sie aber die vielen Solidaritätsbekundungen, die sie erhalten haben, seit Rebecca Wüest den Vorfall in ihrer Instagram-Story öffentlich gemacht hat. «Es waren rund 50 Personen, die uns mit ihren netten Botschaften wieder Mut machten.»

Offenbar wurden einige von ihnen auch selbst aktiv. Noch am selben Abend, an dem Wüests die Nachricht des Fotografen erhielten, mehrten sich auf Google die negativen Bewertungen des Fotografieunternehmens. Mittlerweile sind diese aber wieder gelöscht worden.

Auch in den sozialen Medien äussern viele ihren Unmut. Unter einem Foto-Post auf Instagram, wollen zahlreiche User wissen, warum das Unternehmen homosexuelle Menschen diskriminiere. Bara Pictures schreibt lediglich: «Wir bitten Sie aufrichtig um Entschuldigung. Es tut uns leid, wenn wir Sie verletzt oder abgelehnt haben. Dies war keinesfalls unsere Absicht.» Eine Erklärung, aus welchen Gründen die Firma nur heterosexuelle Kundschaft fotografiert, bleibt jedoch aus.

«Die akzeptieren uns, so wie wir sind»

Die Wüests sind nun neben den Vorbereitungen für ihr Hochzeitsfest auch damit beschäftigt, rechtliche Schritte gegen Bara Pictures zu prüfen. Das genaue Vorgehen müssten sie aber zuerst noch abklären.

Für ihren grossen Tag haben sich Rebecca und Chiara Wüest inzwischen dafür entscheiden, die Suche nach einem Fotografen abzubrechen. «Noch so einen Fall wollen wir ganz bestimmt nicht.» Vermutlich würden sie jemanden aus dem Freundes- oder Familienkreis damit beauftragen, die Fotos zu knipsen. «Bei ihnen müssen wir uns keine Sorgen machen. Die akzeptieren uns, so wie wir sind.»

Quelle: Blick

Bild: Rebecca und Chiara Wüest müssen sich einen nicht homophoben Fotograf suchen.

Kommentar

Es gibt sie immer noch, auch im Jahr 2024, jene die genau wissen, wie die Welt sein muss, was geduldet wird, richtig ist und was gar nicht geht. Es passt ja auch fast das meiste in unsere so vielfältige und oft so woke Welt.  Noch nie war man wohl überhaupt so “offen” für alle verbalen, künstlerischen und was immer noch Ergüsse. Man zeigt Verständnis und jede und jeder darf sein, wie er/sie ist.. Nur, ein gleichgeschlechtliches Paar, das den Bund fürs Leben feiern und festhalten will, das geht ja gar nicht. Dort hört die Geduld und Grosszügigkeit einiger besonders Gerechter und offener Typen auf.

Bei Bara Pictures in Chur hat es ein paar selbstgerechte und selbstverherrlichende Exemplare “Mensch* dabei, die sich zwar als Teil einer “jungen und motivierten Fotografiefirma” sehen und durch ihre Arbeit “betonen wollen, wie wertvoll und einzigartig genial jeder Mensch ist”. Nur, natürlich die gleichgeschlechtlichen Paare nicht. Das geht ja gar nicht.

Nun, hoffen wir, dass die Angelegenheit nicht so schnell vergessen wird und offene, tolerante und aufgeklärte Menschen in  Chur und Umgebung in Zukunft ein anderes Fotostudio berücksichtigen. Ich selber könnte mich nicht an schönen Momenten erfreuen, die von solch selbstherrlichen und homophoben Kreaturen festgehalten worden sind, denn ein anderer Grund als die Diskriminierung von Menschengruppen, die einem persönlich nicht ins Schema passen, ist aus der Absage nicht ersichtlich.

Cornelia Forrer

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