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In Krisen werden Frauen zu Superheldinnen

In Krisen werden Frauen zu Superheldinnen

Sitzen in der Krise wirklich alle im gleichen Boot? Nein, es sind wiederum vorwiegend die Frauen, die vieles zu meistern haben. Dies jedenfalls findet Charlotte Potts, DW-Korrespondentin in London.

Die Frauen sind es, die während des Lockdowns die Kinder zuhause betreuen, während die Schulen geschlossen und andere Betreuungsformen verboten sind. Die Durchschnittsfrau organisiert seit ein paar Wochen die tägliche Zerstreuungen, sie kocht und putzt, kauft womöglich noch selber ein und beschult ganz nebenbei auch ihren Nachwuchs selbst, wenn das Homeschooling pausiert.

Womöglich arbeitet die Frau gleich selbst auch noch im Homeoffice. Sie beantwortet dann in Randstunden Emails und arbeitet die gängigen Aufgaben ab, wenn die Kinder eine Weile beschäftigt sind oder schlafen. Ist die Frau in der Pflege, im Nahrungsmittelsektor oder sonst in einem der während der Krise meist geforderten Berufsfelder tätig, steht sie auch dort noch «ihren Mann».

Managerinnen, Wissenschaftlerinnen, Designerinnen, Journalistinnen, ja Frauen überall… erleben jetzt die Rückkehr in die 1950er-Jahre. Doch es gibt EINEN Unterschied zu damals: Sie arbeiten zusätzlich noch in einem Job, sei der nun voll- oder teilzeit. «Ich höre dies von Freundinnen in ganz Europa und in den USA», beschreibt Charlotte Potts.

Dabei werde sie das Gefühl nicht ganz los, dass es Frauen mit Kindern während der Krise um einiges schlechter gehe als Männern mit Kindern. «Die mühsam ausgeklügelten Hilfsstrukturen, die sich Frauen aufgebaut haben, um ein gleichberechtigtes Leben führen zu können, in dem auch SIE Vollzeit arbeiten kann – Kita, Schule, Babysitter, Großeltern, Putzhilfe – sind komplett weggebrochen. Und so fällt Frau unverschuldet in alte Rollen-Klischées  und konzentriert sich auf Erziehung und Haushalt, während ein grosser Teil der Männer einfach weitermacht wie gehabt», Zitat Potts.

Der Kampf gegen die Pandemie fordert von allen Opfer und schränkt das tägliche Leben schmerzhaft ein. Sitzen aber wirklich alle im gleichen Boot, wenn es ums Aushalten und Durchleben des Lockdowns und der Quarantäne geht? Der Mann richtet sich meist das Homeoffice ein, macht sich (fast) wie gewohnt an die Arbeit, stösst nur zu Essenszeiten zur restlichen Familie hinzu. Eine Arbeit, als liefe rundherum alles normal, wird von den Arbeitgebenden auch erwartet. Und noch immer verdient der Mann meist mehr oder arbeitet mit einem grösseren Pensum, also ist seine Arbeit auch besonders wichtig und schützenswert.

«Die Pandemie legt die Probleme der Gleichstellung in Partnerschaften besonders offen», erläutert Pott. Es sei nun einmal Fakt, dass Frauen ökonomisch und sozial von Krisen härter getroffen würden. Am Beispiel armer Länder war dies schon öfters zu sehen. Die Ebola-Epidemie in Westafrika und nach der globalen Finanzkrise wurden prognostizierte Studien bestätigt: Junge, weibliche Geringverdienende bekamen die Krise am härtesten zu spüren. 15 Millionen weitere Fälle von häuslicher Gewalt gab es damals. Und weil Frauen systemrelevante (meist Neben-)Jobs haben, sind sie dem Virus stärker ausgesetzt.

Was sich in Krisenzeiten aber auch immer ganz deutlich zeigt: Ohne Frauen würden lebensnotwendige Dinge nicht funktionieren. «Dies muss die Frau als Chance für später nutzen», ist Charlotte Potts überzeugt. Sie sollte nachträglich umso mehr fordern, dass Arbeit geschlechtsunabhängig honoriert und gewertschätzt wird, dass sich Frau und Mann gleichberechtigt um Nachwuchs und Haushalt kümmern und dass die Politik die Leistungen der Frauen in der Ausnahmezeit nicht sofort wieder vergisst. «Wer nicht glaubt, dass Frauen in der Krisenzeit zu Superheldinnen werden, beobachte, wie frauenregierte Länder die Nase vorne haben, im Vergleich zu jenen, an deren Spitze Männer stehen. Nur ein Zufall kann dies sicher nicht sein.

Bild: Charlotte Potts, Journalistin

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