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Jubiläum: Vor 60 Jahren bauten sich Frauen im Zürichsee eine Insel

Jubiläum: Vor 60 Jahren bauten sich Frauen im Zürichsee eine Insel

Architektinnen, Ingenieurinnen und Gestalterinnen schütteten im Sommer 1958 26 000 Kubikmeter Erde – Aushubmaterial der Baustelle des Schulhauses Freudenberg – in den Zürichsee und schufen so die Saffa-Insel. Die kleine Insel vor der Landiwiese entstand im Rahmen der zweiten schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit, die vom 17. Juli bis zum 15. September stattfand.

Organisiert wurde sie vom Bund Schweizerischer Frauenvereine und zählte am Ende 1,9 Millionen Besucher. Über der Saffa-Insel schwebte für einen Sommer lang noch einmal die an die Landesausstellung von 1939 erinnernde Gondelbahn über Zürich. Zum 60-Jahr-Jubiläum der zweiten Saffa mit ihrem Motto «Die Schweizerfrau, ihr Leben, ihre Arbeit» widmet das Museum für Gestaltung in Zürich bis zum 9. September der «Landi der Frauen» eine Ausstellung.

Während sich die erste Saffa 1928 in Bern der Frau als Berufstätige widmete, fokussierte die zweite Ausstellung auf die unterschiedliche Stellung der Frau in den Bereichen Ausbildung, Erwerbsarbeit, Einkauf und Freizeitgestaltung. In der damaligen Hochkonjunktur waren Frauen als Konsumentinnen und Arbeitskräfte gefragt.

Wie einem Bericht des «Schweizer Ingenieur und Architektur» von 1997 zu entnehmen ist, wollten die Initiantinnen die zweite Saffa jedoch nicht als Propaganda für die in wenigen Monaten – im Februar 1959 – bevorstehende Abstimmung über das Frauenstimmrecht nutzen.

Die politische Zurückhaltung dürfte daher gerührt haben, dass die Ausstellungsverantwortlichen aus konservativ-katholischen wie auch bürgerlich-sozialdemokratischen Kreisen stammten. Im Artikel «Das Frauenleitbild der Saffa 1958», der 1990 in «Die Frauen und die Öffentlichkeit» erschien, wurde deutlich, dass keine Einigkeit darüber herrschte, ob die Frauenausstellung «konservativ oder progressiv» war.

Bauliche Leistung verkannt

Obwohl die Schweizer Geschichtsschreibung von der Ausstellung kaum Notiz nahm und auch die architektonischen Aspekte in Fachkreisen wenig Aufmerksamkeit erhielten, ist gerade die bauliche Leistung der Saffa 1958 laut Bericht im «Schweizer Ingenieur und Architektur» von grosser Bedeutung. Denn ein grosser Teil der verwendeten Materialen – gerade die Festzelte – wurden angemietet und nach Ende der Ausstellung weiter verwendet.

Das Interesse der Firmen gewannen die Veranstalterinnen, indem sie den eigenen Firmennamen auf Schildern an den Zelten anbringen durften. So prägten die Köpfe hinter der Saffa 1958 den damals noch nicht geläufigen Begriff «Recycling». Der sorgsame Umgang mit Ressourcen in Zeiten eines brummenden Wirtschaftsmotors galt als vorbildlich. Der Grund dafür liegt aber nicht im eigentlichen nachhaltigen Grundgedanken, sondern darin, dass die Veranstalterinnen kaum finanzielle Mittel zur Verfügung hatten. Lediglich eine Defizitgarantie des Bundes wurde ihnen für die rund sechswöchige Ausstellung gewährt.

Die Kosten beliefen sich am Schluss auf acht Millionen Franken. Das Geld stammte ausschliesslich von Stiftern und Gönnern. Trotz bescheidener Mittel machte die Saffa 1958 einen Reingewinn von zwei Millionen Franken. Dieser wurde in Solidaritätswerke von Frauen für Frauen reinvestiert. Zum Vergleich: Die Expo 1964 verschlang 200 Millionen Franken, wovon alleine 130 Millionen Franken verbaut wurden.

Aus eckig wird rund

Weil Not erfinderisch macht, wurden die Verantwortlichen wegen der Geldknappheit kreativ. Unter der Leitung der Zürcher Architektin Annemarie Hubacher wurde das Gelände zwischen der heutigen Schiffswerft Wollishofen bis zum Hafen Enge mit Festzelten bebaut. Weil die ursprünglich rechteckigen Zelte aber dem Charakter von Bierhallen anmuteten, wurden sie kurzerhand umgestaltet.

Durch das kreisförmige anordnen des ursprünglichen Tragewerks der Zelte entstanden Rundhallen. Diese wurden zum gestalterischen Hauptmerkmal der Saffa 1958. Sie widerspiegelten sich auch im kreisförmigen Ausstellungslogo. Dieses entsprach den Saffa-Veranstalterinnen: «Es entspricht dem Wunsch und Sinn der Ausstellung: den Ring der Frauen zu schliessen und dies findet seinen Ausdruck auch im Signet der Saffa 1958», zitierte damals die «Schweizerische Bauzeitung».

Das Wahrzeichen der Saffa aber war der achtstöckige Wohnturm, der ebenfalls auf einen Entwurf von Annemarie Hubacher zurück ging. Im dreissig Meter hohen Turm mit quadratischen Grundriss wurden unterschiedliche Aspekte rund um das eigene Heim thematisiert.

Hubacher konnte sich mit ihrerer architektonischen Leistung im Rahmen der Saffa 1958 profilieren und wurde in der Folge als erste Schweizer Architektin in den Bund Schweizer Architekten aufgenommen – und damit überhaupt in ihrem Beruf ernst genommen.

Bild: Keystone

Eine dritte Saffa?

Die Idee einer dritten Saffa steht im Raum. Das tat sie aber schon vor zehn Jahren. Damals lancierte der Bund Schweizerischer Frauenorganisationen Alliance F das Vorprojekt «2020 Der weibliche Blick auf die Zukunft». Vor gut vier Jahren nun wurde die Idee einer dritten Saffa aber begraben – weil die Finanzierung für einen entsprechenden Anlass nicht zustande kam. Davon lässt sich aber nun eine Gruppe von jungen Architektinnen nicht abschrecken. Im Rahmen der Tagung «60 Jahre SAFFA 1958 – Frauen bewegen und gestalten» des Vereins Créatrices wird diese Idee wieder aufgegriffen. Sie sind auch die Köpfe hinter der nun noch bis im September laufenden Ausstellung «Landi der Frauen» im Museum für Gestaltung. Zudem finden im September Veranstaltungen im Rahmen des 60-Jahr-Jubiläums der Saffa 1958 auf der gleichnamigen Insel statt. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Leistungen von Frauen in Umwelt- und Lebensgestaltung sichtbar zu machen.

2 thoughts on “Jubiläum: Vor 60 Jahren bauten sich Frauen im Zürichsee eine Insel

  1. Liebe Frau Gisler Fischer

    Es haben sich einige Frauen gemeldet, die damals dabei waren. Das hat mich sehr gefreut. Danke auch für Ihr Feedback.

    Freundliche Grüsse
    Cornelia Forrer


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