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Krankmachende Politik – Badener Stadträtin kann nicht mehr

Krankmachende Politik – Badener Stadträtin kann nicht mehr

Sandra Kohler, Stadträtin in Baden, hat die Nase gestrichen voll. Sie tritt nach nur zweieinhalb Jahren zurück. Schuld trage das politische System.

Gross war die Freude der Badener Stadträtin Sandra Kohler über die Wahl in den Stadtrat. Als Parteilose war dies nämlich gar nicht so leicht. Jetzt kündigte sie – nach nur zweieinhalb Jahren – den Rücktritt an. Der Grund dafür war auf Facebook zu lesen: «Weil mich dieses verd… Polit-System krank gemacht hat! Ok? Aber haben Sie das Gefühl, dass das jemand hören will?! Nein! …. Habe die Nase so gestrichen voll.» So beantwortet sie eine Frage.

Nicht jede/r ist -für das Polit-Korsett geschaffen, besonders nicht eine Frau, die andere Massstäbe setzen will. Sandra Kohler hat sich dazu entschlossen, die Politik hinter sich zu lassen und eine Studienreise anzutreten. «Meine Reise ist Fragen, wie den folgenden gewidmet: Welche Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens gibt es, was braucht es für ein gutes Zusammenleben, wie verändert sich unser Zusammenleben, was kann jede und jeder tun usw. Diese und weitere Fragen beschäftigen mich sehr und ich will Antworten, um handeln zu können.»

Erst wollte Stadträtin Sandra Kohler per Ende Mai ihren Dienst quittieren, geht aber jetzt schon per Ende März – also eigentlich per sofort. Vom Polit-Alltag zwar etwas frustriert, doch nicht weniger kämpferisch, begegnet Kohler dem digitalen Shitstorm. «Wegen Menschen, wie Ihnen», habe sie sich für den Rücktritt entschieden, kontert sie. «Was wissen Sie schon? Überhaupt nichts.» Und warum wohl habe die Politik einen so schlechten Ruf und wieso hätten nicht mehr Menschen Interesse daran, stellt sie in den Raum.

Der Stadtrat hält sich zum Thema zumindest bedeckt und beantwortet keinerlei Fragen. Und dies macht schliesslich auch Sinn, hat er sich doch erst von «Gery-Gate» endlich erholt. In ihrer Amtszeit hat sich Sandra Kohler mit Herzblut als Stadträtin eingesetzt und allen Spielchen und «Intransparenzen» gestellt. Jetzt ist ihr die Kraft dafür ausgegangen.

Sie fühlt sich verraten, unverstanden, gekränkt. Doch kann ihr das übel genommen werden? Es wird ihr vom Stadtrat zwar kein Maulkorb erteilt, doch das Stillschweigen über das Thema, spricht auch nicht für sich. Der Fokus des Stadtrats sei aber nun voll darauf ausgerichtet, die Aufgaben zu verteilen und eine Ersatzwahl vorzubereiten. Klar: «The show must go on». Das ist die Aufgabe, die Hauptsache, das Ziel.

Und doch bleiben Fragen an alle Beteiligten:

  • Wie schlimm muss eine Situation wohl sein, dass eine amtierende Stadträtin sich über Online-Kanäle «verteidigt»?
  • Hat es fürs Anderssein in höheren Gremien gar keinen Platz– ein Anderssein, das mehr Menschen in die Politik einbeziehen möchte und eine Chance sein will?
  • Müsste die Bürgerschaft nicht froh sein, dass sich jemand dermassen einsetzt für sie?
  • Ist das Ausschweigen und Aussitzen solch einer Situation immer der richtige Weg?

Baden ist keine Weltstadt. Sie ist überschaubar und man kennt sich noch. Und die Politik diente dem Menschen, nicht der Mensch der Politik. Vielleicht sollte man dies gerade im kleineren Raum wieder mehr bedenken…

Bilder: Facebook Sandra Kohler

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