«Lohnunterschiede zum Frauenfussball sind nicht erklärbar»
«Equal Pay» endlich auch im Schweizer Frauenfussball. Die Frauen bekommen jetzt gleich hohe Prämien wie die Männer. Beim Schweizerischen Fussballverband ist die Rede von einem geschichtsträchtigen Tag.
Noch im März 2022 wurden Vergleiche der Frauen- und Männerlöhne im Fussball gezogen. Noch immer verdienen die Männer 100-mal mehr. Vergleiche zeigen aber, dass der Lohn-Unterschied zwar riesig ist, doch Top-Verdienerinnen immer noch gut leben können, zumindest wenn sie Mitglieder gewisser Vereine sind.
In den Top 20 der besten Verdienerinnen sind ausschliesslich Spielerinnen der Vereine Paris St. Germain (PSG) und Olympique Lyon (OL) zu finden. Den ersten Platz teilen sich Kandidiatou Diani (PSG) und Wendie Renard (OL). Sie verdienen rund 38’000 Franken im Monat und generieren damit ein Jahresgehalt von 456’000 Franken. Die Schweizer Nationalspielerin Ramona Bachmann, die ebenfalls bei den Parisern spielt, ist auf der Liste der Bestverdienenden übrigens nicht zu finden.
Während sich das Gehalt von Diani und Renard immer noch grosszügig anhört, beträgt der Jahreslohn des PSG-Stars Neymar rund 48 Millionen Franken im Jahr und liegt damit rund 100-mal über jenem der bestbezahlten Frauen. Man spricht aber hier sicher nicht von einem auch nur nahezu «verdienten Honorar», doch es ist müssig, sich darüber Gedanken zu machen.
Weitere Vergleiche der Fussballerinnenhonorare zeigen, dass Lyon und Paris ein durchschnittliches Monatsgehalt von 10’000 bis 13’000 Franken bezahlen. Beim drittplatzierten Bordeaux liegen die Löhne aber bei noch 4000 Franken und ganz hinten fallen sie auf rund 2000 Franken. Damit bleibt wohl den allermeisten Fussballspielerinnen, gerade auch in der Schweiz, von einer Fussballerinnenkarriere nur zu träumen.
Kurz vor der EM in England wurden immerhin die Boni der Frauen- und Männer-Nationalteams der Schweiz angepasst, was der Schweizerische Fussballverband (SFV) und die Hauptsponsoren kürzlich bestätigten. Bis 2024 sollen sämtliche partnerbezogenen Erfolgsprämien angepasst werden. Konkret geht es um Bonuszahlungen, zum Beispiel für erfolgreiche Qualifikationen und Prämien bei Erfolgen an Europa- oder Weltmeisterschaften. Angepasst werden auch Entschädigungen für kommerzielle Rechte, die Engagements für Spielerinnen und Spieler für Werbespots und Bildrechte beinhalten.
Credit-Suisse-CEO André Helfenstein wird wie folgt zitiert: «Gleiche Prämien für Frauen- und Männerteams sind Ausdruck dafür, dass herausragende Leistungen unabhängig vom Geschlecht honoriert werden sollten.» SFV-Präsident Dominique Blanc lobte den Beschluss an der Pressekonferenz am Dienstag als «starkes Zeichen für den Frauenfussball» und Tatjana Hänni, Direktorin Frauenfussball beim SFV, sprach von einem «Freudentag für die Spielerinnen» der Schweizer Nati. Es sei damit zwar noch nicht alles gut, doch immerhin ein grosser, erster Schritt erreicht. Das Interesse an der Frauen-EM 2022 in England sei beeindruckend, sagte Präsident Blanc und die Gleichstellung würde den SFV bestärken.
Steffi Buchli zum Prämien-Knaller im Frauenfussball (Blick)