«Machen Sie Platz, Monsieur, nehmen Sie Platz, Madame» – zweiter nationaler Frauen*streik am 14. Juni 2019
Bürgerliche Frauen tun sich teilweise schwer damit, am zweiten nationalen Frauenstreik vom 14. Juni 2019 mitzumachen. Wer aber bedenkt, was mit dem ersten Frauenstreik erreicht wurde, der muss einfach dahinter stehen. Wenn nämlich die Frauen nicht wieder auf die Strasse gehen, werden Forderungen, wie beispielsweise die Lohngleichheit, weiterhin übergangen werden und es werden weitere Jahrzehnte folgenlos bleiben.
Es war am 14. Juni 1981, als der Gleichstellungsartikel in der Bundesverfassung verankert wurde. Und auf den Tag genau zehn Jahre danach forderten Tausende Frauen in der Schweiz, das Gesetz sollte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch Auswirkungen haben.
Schon schreiben wir wieder mehr als zwei Jahrzehnte mehr und die Situation für die Frauen sieht in vielen Bereichen nicht besser aus – teilweise sogar um einiges schlechter.. Obwohl auf den ersten Frauenstreik 1996 das Gesetz über die Gleichstellung von Männern und Frauen folgte, gibt es noch strukturelle Ungleichheiten und Diskriminierungen. Dies ist doch Grund genug, wieder auf die Strasse zu gehen. Und Hand aufs Herz: Spielt es in solch einem Falle wirklich eine Rolle, woher die Initiative kommt? Frau ist doch Frau und jede sitzt mit der anderen im gleichen Boot.
Lila Luftballons waren vor bald dreissig Jahren das Zeichen des weiblichen Widerstandes und der Solidarität. Rund 500’000 wurden damals gezählt. Bald sollen sie wieder fliegen. Einen ersten Vorgeschmack auf die bevorstehende sichtbare Frauenpower hat im September bereits die Demonstration gebracht, als der Nationalrat über Lohngleichheit und gegen Diskriminierung debattierte.
Die Initiative geht von gewerkschaftlich-feministischen Kreisen in der Westschweiz aus. Diese haben ein Komitee gebildet und im Januar 2018 nahm der Frauenkongress des Schweizerischen Gewerkschaftsbunde SGB den Vorstoss auf und befand im Herbst am Gesamtkongress über den Antrag. Die St. Galler Nationalrätinnen kämpften natürlich an vorderster Front.
Einige bürgerliche Frauen haben Mühe mit einem Streik. «Die göttliche Ordnung» hätten wir doch längst überwunden, sagte Nationalrätin Doris Fiala. Andere wollten sich erst noch überlegen, ob sie den Frauenstreik unterstützen wollten. Dass aber Taten nötig sind, ist aber den Frauen aller Couleurs bewusst.
Bild: Frauenstreik 1991